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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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links in einen anderen, bis er an dessen Ende eine Tür aufriss. Diese wiederum führte in einen kürzeren Flur, der an einem Notausgang endete. Drei kleine Räume gingen davon ab – Isolationszellen. In einer hämmerte jemand gegen die verschlossene Tür. Hämmerte und trat und schrie in einer Sprache, die Rebus nicht verstand. Doch das schien nicht der Grund für Traynors Eile zu sein. Er war in eine andere Zelle getreten. Die Tür wurde von einem Wachmann aufgehalten. Auch drinnen befanden sich einige Wachleute. Sie hockten neben einem extrem abgemagerten Mann in Unterhosen, der auf dem Fußboden lag. Aus seinen Kleidern hatte er sich eine Schlinge gewunden. Sie war noch immer straff um seinen Hals gelegt. Sein Kopf sah hochrot und geschwollen aus, die Zunge hing ihm aus dem Mund.
    »Alle zehn Minuten, verdammt«, schimpfte Traynor.
    »Wir
haben
alle zehn Minuten nachgesehen«, betonte der Wachmann.
    »Ja, natürlich…« Traynor blickte auf und entdeckte Rebus in der Tür. »Raus mit dem!«, brüllte er. Der nächststehende Wachmann fing an, Rebus auf den Gang hinauszudrängen. Rebus hielt beide Hände hoch.
    »Schon gut, Kollege, ich geh ja schon.« Er wich zurück. Der Wachmann folgte ihm. »Selbstmordkontrollen, wie? So wie sich das anhört, wird der Nachbar wohl der Nächste sein, bei dem Lärm, den er da veranstaltet…«
    Der Wachmann antwortete nicht. Er schlug Rebus die Tür vor der Nase zu und blieb stehen, um ihn durch die Glasscheibe zu beobachten. Rebus hob erneut beide Hände, drehte sich um und ging davon. Irgendetwas sagte ihm, dass seine Anliegen auf Traynors Prioritätenliste ein gutes Stück nach unten gerutscht waren…
    Das Interview in der Cafeteria war zu Ende. Wylie schüttelte der Dolmetscherin die Hand, und diese begleitete die Witwe in Richtung des Familientrakts.
    »Und«, fragte Wylie, »wo hat’s gebrannt?«
    »Gebrannt hat’s nicht, aber eins der armen Schweine hat Selbstmord begangen.«
    »Oh Scheiße…«
    »Kommen Sie, ich will hier raus.« Er ging voran Richtung Ausgang.
    »Wie hat er es angestellt?«
    »Hat sich aus seinen Kleidern eine Art Tourniquet gebastelt. Erhängen konnte er sich nicht; es gab da nichts, wo er die Schlinge hätte festmachen können…«
    »Oh Scheiße«, wiederholte sie. Draußen an der frischen Luft zündete sich Rebus eine Zigarette an. Wylie schloss ihren Volvo auf. »Das bringt uns alles nicht weiter hier, oder?«
    »Es war doch klar, dass es nicht leicht werden würde, Ellen. Die Freundin ist der Schlüssel.«
    »Außer, sie hat’s getan«, schlug Wylie vor.
    Rebus schüttelte den Kopf. »Hören Sie sich den Notruf an. Sie weiß, warum er umgebracht wurde, und das ›Warum‹ führt uns zum ›Wer‹.«
    »Klingt regelrecht metaphysisch, wenn Sie so was sagen.«
    Er zuckte erneut mit den Achseln und schnippte den Zigarettenstummel weg. »Ich bin ein Mann mit vielen Facetten, Ellen.«
    »Ach ja? Könnten Sie das mal buchstabieren, bitte, Mister Facette?«
    Als sie vom Gelände fuhren, blickte er zu Caro Quinns Lager hinüber. Bei seiner Ankunft war sie nicht da gewesen, aber jetzt stand sie am Straßenrand und trank Tee aus einer Thermoskanne. Rebus bat Wylie anzuhalten.
    »Dauert nur eine Minute«, sagte er und stieg aus.
    »Was wollen Sie…« Er hatte die Wagentür zugeschlagen, bevor sie die Frage zu Ende bringen konnte. Quinn reagierte mit einem Lächeln, als sie ihn erkannte.
    »Hallo.«
    »Hören Sie«, begann er, »kennen Sie irgendwelche wohl gesonnenen Journalisten? Ihren Zielen wohl gesonnen?«
    Sie sah ihn an. »Einen oder zwei.«
    »Dann können Sie denen eine Neuigkeit stecken: Einer der Insassen hat soeben Selbstmord begangen.« Kaum waren die Worte draußen, wusste er, dass er einen Fehler begangen hatte. Das hätte man auch besser verpacken können, John, schalt er sich, als Caro Quinn Tränen in die Augen traten.
    »Tut mir Leid«, sagte er. Er sah, dass Wylie sie im Rückspiegel beobachtete. »Ich dachte, Sie könnten vielleicht was damit anfangen… Es wird eine Untersuchung geben… je mehr Medienberichte, umso schlechter für Whitemire…«
    Sie nickte. »Ja, ich verstehe. Danke, dass Sie es mir verraten haben.« Die Tränen liefen ihr über die Wangen. Wylie hupte. »Ihre Freundin wartet«, sagte Quinn.
    »Kann ich Sie allein lassen?«
    »Mir geht’s gleich wieder besser.« Sie fuhr sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Mit der anderen Hand hielt sie noch immer ihre Tasse, der Tee tropfte unbemerkt zu

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