So soll er sterben
Boden.
»Sicher?«
Sie nickte. »Es ist nur so… so…
barbarisch
.«
»Ich weiß«, erwiderte er ruhig. »Na… besitzen Sie ein Handy?« Sie nickte. »Sie haben doch meine Nummer, wie wär’s, wenn Sie mir auch Ihre geben?« Sie nannte sie, und er schrieb sie in sein Notizbuch.
»Sie sollten jetzt gehen«, sagte sie.
Rebus nickte und lief zum Wagen zurück. Er winkte ihr zu, bevor er einstieg.
»Ich bin aus Versehen an die Hupe gekommen«, log Wylie. »Sie kennen die Frau?«
»Flüchtig«, gab er zu. »Sie ist Künstlerin – malt Porträts.«
»Es stimmt also…« Wylie legte den ersten Gang ein. »Sie sind tatsächlich ein Mann mit vielen Facetten.«
»›C‹ und zwei ›t‹, richtig?«
»Richtig«, antwortete sie. Rebus drehte den Rückspiegel, sodass er beobachten konnte, wie Caro Quinn immer kleiner wurde, während der Wagen sich entfernte.
»Und woher kennen Sie sie?«
»Ich kenn sie halt, okay?«
»Entschuldigen Sie die Frage. Brechen Ihre Freundinnen immer in Tränen aus, wenn Sie mit Ihnen sprechen?«
Er warf ihr einen Blick zu, und für ein paar Minuten trat Schweigen ein.
»Haben Sie Lust auf einen kleinen Abstecher nach Banehall?«, fragte Wylie schließlich.
»Warum?«
»Nur so«, sagte sie. »Mal umschauen.« Auf dem Weg nach Whitemire hatten sie sich über den Mordfall unterhalten.
»Und was gibt’s da zu sehen?«
»Die F-Truppe bei der Arbeit.«
F-Truppe, weil Livingston zur »Einheit F« der Lothian and Borders Police gehörte, die kaum jemand in Edinburgh besonders ernst nahm. Rebus konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
»Warum nicht?«, sagte er.
»Also dann.«
Rebus’ Handy klingelte. Er dachte, es könnte Caro Quinn sein, und fragte sich, ob er noch eine Weile hätte bei ihr bleiben und ihr Gesellschaft leisten sollen. Doch es war Siobhan.
»Ich habe gerade mit Gayfield telefoniert«, begann sie.
»Und?«
»DCI Macrae betrachtet uns beide als unerlaubt abwesend.«
»Und wie lautet Ihre Entschuldigung?«
»Ich bin in Banehall.«
»Komisch, da wollen wir auch gerade hin.«
»Wer ist wir?«
»Ellen und ich. Wir waren in Whitemire. Und Sie, immer noch auf der Suche nach dem Mädchen?«
»Es hat da eine kleine Veränderung gegeben… haben Sie gehört, dass hier eine Leiche gefunden wurde?«
»Ich dachte, es war ein Mann.«
»Der Typ, der ihre Schwester vergewaltigt hat.«
»Okay, das ändert natürlich die Lage. Und jetzt unterstützen Sie die F-Truppe bei den Ermittlungen?«
»Sozusagen.«
Rebus schnaubte. »Jim Macrae muss den Eindruck gewinnen, dass wir Gayfield nicht besonders mögen.«
»Begeistert war er nicht gerade… Und ich soll Ihnen noch etwas ausrichten.«
»Ach ja?«
»Es gibt da noch jemanden, bei dem Sie in Ungnade gefallen sind…«
Rebus dachte kurz nach. »Ist dieser Trottel immer noch wegen der blöden Taschenlampe hinter mir her?«
»Er will eine offizielle Beschwerde einreichen.«
»Mein Gott… Ich kauf ihm eine neue.«
»Scheint eine Speziallampe zu sein – das Ding kostet über hundert Pfund.«
»Dafür kann ich einen ganzen Kronleuchter kaufen!«
»Nicht den Überbringer erschießen, John.«
In diesem Moment passierten sie das Ortseingangsschild. Aus BANEHALL war BANEHELL geworden.
»Wie einfallsreich«, murmelte Wylie. »Fragen Sie sie, wo sie ist.«
»Ellen möchte wissen, wo Sie sind«, sagte Rebus ins Telefon.
»Die Bücherei hat uns einen Raum zur Verfügung gestellt. Den benutzen wir als Basislager.«
»Gute Idee. Da kann die F-Truppe gleich nachsehen, ob es irgendwelche Nachschlagewerke zum Thema gibt.
Das große Buch der Morde
zum Beispiel.«
Wylie lächelte, aber Siobhan klang alles andere als amüsiert. »John, kommen Sie bloß nicht mit so einer Einstellung hierher.«
»War nur Spaß, Siobhan. Bis gleich.«
Rebus setzte Wylie vom Ziel ihrer Reise in Kenntnis. Der kleine Parkplatz der Bücherei war bereits überfüllt. Uniformierte Beamte trugen Computer in den einstöckigen Fertigbau. Rebus hielt einem die Tür auf und trat hinter ihm ein, Wylie blieb zurück, um ihre Mailbox abzuhören. Der Raum für die Ermittlungen war nur gut vier mal fünf Meter groß. Zwei Klapptische und ein paar Stühle stellten das Mobiliar dar.
»Wir haben keinen Platz für das ganze Zeug«, teilte Siobhan soeben einem Uniformierten mit, der in die Hocke ging, um ihr einen überdimensionierten Computerbildschirm vor die Füße zu stellen.
»Anweisung«, brachte er schwer atmend hervor.
»Kann ich Ihnen helfen?« Die
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