So soll er sterben
bürgt…«
»Auf diesem Weg könnte Stef Yurgii von seiner Familie erfahren haben – von Leuten, die hier waren.«
Traynor blickte skeptisch drein.
»Haben Sie eine Liste?«, fragte Rebus.
»Was für eine Liste?«
»Von denen, die auf Kaution entlassen wurden.«
»Natürlich.«
»Mit den derzeitigen Adressen?« Traynor nickte. »Es wäre also ein Leichtes festzustellen, wie viele in Edinburgh oder sogar in Knoxland selbst leben?«
»Ich glaube, Sie haben da etwas falsche Vorstellungen, Inspector. Was denken Sie, wie viele Leute in Knoxland einen Asylsuchenden aufnehmen würden? Ich gebe gern zu, dass ich persönlich noch nie da war, aber von dem, was ich in der Zeitung gelesen habe…«
»Da ist was dran«, pflichtete Rebus ihm bei. »Trotzdem, könnten Sie mir die Liste geben?«
»Die Daten sind vertraulich.«
»Ich brauche nicht alle. Nur die, die in Edinburgh leben.«
»Und nur die Kurden?«, fragte Traynor nach.
»Wahrscheinlich, ja.«
»Das sollte sich machen lassen.« Traynor klang alles andere als begeistert.
»Vielleicht könnten Sie sich jetzt gleich der Sache annehmen, während wir uns mit Mrs. Yurgii unterhalten?«
»Ich kümmere mich später darum.«
»Oder einer Ihrer Mitarbeiter…?«
»Später, Inspector.« Traynor hatte einen nachdrücklicheren Tonfall angeschlagen. Mrs. Yurgii begann wieder zu reden. Als sie fertig war, nickte die Dolmetscherin.
»Stef konnte nicht in seine Heimat zurückkehren. Sie hätten ihn umgebracht. Er war Journalist und Menschenrechtler.« Sie zog die Stirn in Falten. »Wenn ich das richtig verstanden habe.« Sie fragte bei der Witwe nach und nickte erneut. »Ja, er hat an Berichten über staatliche Korruption und Kampagnen gegen das Volk der Kurden gearbeitet. Sie sagt, er war ein Held, und ich glaube ihr…«
Die Dolmetscherin lehnte sich zurück, als warte sie nur darauf, dass man ihr widersprach.
Ellen Wylie lehnte sich vor. »Gab es draußen jemanden, den er kannte? Den er möglicherweise aufgesucht hat?«
Die Frage wurde gestellt und beantwortet.
»Er kannte niemanden in Schottland. Die Familie wollte Sighthill nicht verlassen. Sie fingen gerade an, sich dort wohl zu fühlen. Die Kinder hatten Freunde gefunden… Plätze in einer Schule bekommen. Und dann wurden sie auf einmal mitten in der Nacht in einen Lieferwagen verfrachtet – einen Polizeiwagen – und hierher gebracht. Sie hatten Todesangst.«
Wylie berührte die Dolmetscherin am Arm. »Ich weiß nicht, wie ich es am besten formulieren soll… vielleicht können Sie mir helfen.« Sie zögerte. »Wir sind ziemlich sicher, dass Stef zumindest eine Person draußen kannte.«
Es dauerte einen Augenblick, bis die Dolmetscherin begriff, worauf sie hinauswollte. »Sie meinen eine Frau?«
Wylie nickte. »Wir müssen sie finden.«
»Und wie soll seine Witwe Ihnen dabei helfen?«
»Ich weiß nicht genau…«
»Fragen Sie sie«, sagte Rebus, »welche Sprachen ihr Mann beherrschte.«
Die Dolmetscherin sah ihn an, während sie die Frage stellte. Dann: »Er sprach ein wenig Englisch und etwas Französisch. Sein Französisch war besser als sein Englisch.«
Wylie sah ihn ebenfalls an. »Ob die Freundin Französisch spricht?«
»Gut möglich. Irgendwelche Frankophonen hier, Mr. Traynor?«
»Gelegentlich.«
»Aus welchen Ländern?«
»Hauptsächlich aus Afrika.«
»Kann es sein, dass von denen vielleicht jemand auf Kaution entlassen wurde?«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass ich das nachprüfen soll?«
»Wenn es nicht allzu große Umstände macht.« Rebus lächelte. Traynor seufzte. Die Dolmetscherin sprach wieder mit Mrs. Yurgii. Deren Antwort bestand darin, in Tränen auszubrechen und ihr Gesicht im Taschentuch zu vergraben.
»Was haben Sie gesagt?«, fragte Wylie.
»Ich habe sie gefragt, ob ihr Mann treu war.«
Mrs. Yurgii sprach unter Schluchzern. Die Dolmetscherin legte einen Arm um sie.
»Und nun haben wir ihre Antwort«, sagte sie.
»Und die lautet?«
»›Bis zum Tode‹«, zitierte die Dolmetscherin.
Die Stille wurde von einem Tuten unterbrochen: Traynors Walkie-Talkie. Er hob es ans Ohr. »Schießen Sie los«, sagte er. Dann, nachdem er einen Moment zugehört hatte: »Oh Gott… bin schon unterwegs.«
Er ging ohne ein Wort. Rebus und Wylie tauschten einen Blick, und Rebus stand auf, um ihm zu folgen.
Es war nicht schwer, den nötigen Abstand zu wahren. Traynor hatte es eilig, es fehlte nicht viel, und er wäre in den Laufschritt verfallen. Den Gang hinunter, dann nach
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