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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Indoktrinationsprozess einleiten kann.«
    »Sind die Jungs auf der Suche nach einer Herausforderung?«
    Sie lachte. »Ich frage mich immer noch, wie Sie ticken.«
    »Abgesehen von meiner Armbanduhr? Nehmen Sie sich in Acht, Caro. Schließlich bin ich der Feind.«
    »Heißt es nicht, man soll seinen Feind kennen?«
    »Komisch, genau das hat mir vor kurzem schon jemand gesagt.« Er schwieg kurz. »Ich könnte Sie zum Essen einladen.«
    »Um von Anfang an chauvinistische Machtstrukturen zu etablieren?«
    »Ich habe zwar nicht den leisesten Schimmer, was das heißen soll, aber vermutlich bin ich schuldig im Sinne der Anklage.«
    »Es heißt, dass wir die Rechnung teilen«, klärte sie ihn auf. »Seien Sie um acht bei mir.«
    »Dann also bis später.« Rebus beendete das Gespräch und fragte sich fast im selben Moment, wie sie von Whitemire nach Hause käme. Würde sie per Anhalter fahren? Er wollte ein zweites Mal ihre Nummer wählen, ließ es dann aber bleiben. Schließlich war sie kein Kind mehr. Sie hielt diese Mahnwachen schon seit Monaten. Sie würde auch ohne seine Hilfe nach Hause kommen. Und abgesehen davon würde sie ihm vermutlich unterstellen, chauvinistische Machtstrukturen etablieren zu wollen.
    Rebus kehrte in Mayburys Büro zurück und nahm von Wylie eine Tasse Kaffee entgegen. Sie setzten sich einander gegenüber an den Tisch.
    »Sind Sie nie zur Uni gegangen, John?«, fragte sie.
    »Hat mich nie gereizt«, antwortete er. »Außerdem war ich verdammt faul in der Schule.«
    »Ich hab’s gehasst«, sagte Wylie. »Ich wusste nie, was ich sagen sollte. Jahr für Jahr habe ich in Zimmern wie diesem gehockt und kein Wort rausgebracht, damit bloß niemand merkte, wie dumm ich war.«
    »Und wie dumm waren Sie genau?«
    Wylie lächelte. »Irgendwann stellte sich heraus, dass die anderen glaubten, ich würde nie den Mund aufmachen, weil ich schon alles wusste.«
    Die Tür ging auf, Dr. Maybury kam herein und quetschte sich hinter Wylies Stuhl an der Wand entlang auf ihren Platz am Schreibtisch. Sie war groß und schlank und wirkte unsicher. Ihr dichtes, dunkles, welliges Haar hatte sie zu einer Art Pferdeschwanz gebunden. Sie trug eine altmodische Brille, als könnte sie die klassische Schönheit ihres Gesichts dahinter verbergen.
    »Möchten Sie einen Kaffee, Dr. Maybury?«, fragte Wylie.
    »Das Zeug kommt mir schon zu den Ohren raus«, antwortete sie brüsk. Murmelte eine Entschuldigung und dankte Wylie für das Angebot.
    Rebus erinnerte sich an diesen Charakterzug; sie war schnell aus der Fassung zu bringen, und sie entschuldigte sich öfter als nötig.
    »Entschuldigung«, sagte sie erneut, ohne ersichtlichen Grund diesmal, und schob einige Papiere auf ihrem Schreibtisch zusammen.
    »Worum ging es da unten?«, wollte Wylie wissen.
    »Sie meinen die Wortlisten?« Mayburys Mundwinkel zuckten. »Ich beschäftige mich zurzeit mit Forschungen zum Thema Elision…«
    Wylie hob die Hand wie in der Schule. »Sie und ich wissen, was das heißt, Doktor, aber könnten Sie es für DI Rebus kurz erklären?«
    »Wenn ich mich recht entsinne, ging es, als Sie reinkamen, gerade um das Wort ›ordentlich‹. Neuerdings lassen immer mehr Leute beim Sprechen den Mittelteil weg – das nennt man Elision.«
    Rebus hatte aufgehört, sich zu fragen, wozu derlei Forschungen gut waren. Er trommelte mit den Fingerspitzen auf den Tisch. »Wir haben da eine Aufnahme mitgebracht und wollten Sie bitten, sich die einmal anzuhören«, sagte er.
    »Wieder ein anonymer Anrufer?«
    »Könnte man so sagen… Es war ein Notruf. Wir versuchen, die Nationalität der Anruferin zu ermitteln.«
    Maybury schob die Brille hoch und streckte die Hand aus. Rebus reichte ihr das Band. Sie legte es in den Kassettenrekorder, der neben ihr auf dem Boden stand, und drückte auf Start.
    »Es könnte etwas unangenehm werden«, warnte Rebus. Sie nickte und hörte sich die Aufnahme von Anfang bis Ende an.
    »Mein Spezialgebiet sind regionale Akzente, Inspector«, erklärte sie. »Regionen des Vereinten Königreichs. Diese Frau ist nicht von hier.«
    »Ja, aber von irgendwo muss sie ja kommen.«
    »Aber nicht aus diesem Land.«
    »Sie können uns also nicht helfen? Und wenn Sie raten müssten?«
    Maybury tippte sich mit dem Finger ans Kinn. »Afrikanerin, vermutlich afrokaribisch.«
    »Sie spricht wahrscheinlich Französisch«, ergänzte Rebus. »Könnte ihre Muttersprache sein.«
    »Meine Kollegen in der Französischabteilung könnten Ihnen da sicherlich Genaueres

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