So soll er sterben
Unterfangen.«
»Sind an der Universität Skelette als gestohlen gemeldet worden?«, fragte Siobhan.
Curt zögerte einen Moment. »Nicht dass ich wüsste.«
»Aber diese Dinger sind keine Massenware, stimmt’s? Man kann nicht einfach in den nächsten Safeway gehen und sich so was kaufen.«
»Dem würde ich nicht widersprechen… obwohl es schon eine Weile her ist, seit ich zuletzt einen Safeway betreten habe.«
»Wirklich sehr merkwürdig«, murmelte Rebus und erhob sich. Siobhan hingegen blieb neben dem Kindergerippe hocken.
»Das ist total krank«, sagte sie.
»Womöglich hatten Sie Recht, Shiv.« Rebus wandte sich an Curt. »Vor fünf Minuten hat sie überlegt, ob es vielleicht ein Werbegag ist.«
Siobhan schüttelte den Kopf. »Aber wie Sie schon sagten, ist ein ziemlicher Aufwand damit verbunden. Es muss mehr dahinterstecken. Wäre es möglich, dass Sie sich das größere der beiden Skelette genauer ansehen?«
»Wonach soll ich denn suchen?«, fragte Curt mit einem Achselzucken.
»Nach Anhaltspunkten, woher es stammt und wie alt es ist.«
»Und wozu das alles?« Curt hatte die Augen halb geschlossen, ein Zeichen, dass sein Interesse geweckt war.
Siobhan stand auf. »Vielleicht ist ja Professor Gates nicht der Einzige, der eine Vorliebe für Rätsel mit historischen Details hat.«
»Sie tun besser, worum sie Sie bittet, Doc«, meinte Rebus lächelnd. »Sonst werden Sie sie nie los.«
Curt starrte ihn an. »Also, an wen erinnert mich das jetzt?«
Rebus breitete die Arme weit aus und zuckte die Achseln.
Zweiter Tag
Dienstag
3
Weil Rebus am nächsten Morgen nichts Besseres zu tun hatte, fuhr er zum gerichtsmedizinischen Institut, wo die Autopsie der bisher noch nicht identifizierten Knoxlandleiche schon begonnen hatte. Im Zuschauerraum, der von dem Autopsiesaal durch eine Glaswand getrennt war, standen drei Bankreihen. Manchen Leuten wurde hier ganz mulmig zumute. Vielleicht lag es an der Atmosphäre klinischer Effizienz: die Edelstahltische mit den Abflusslöchern, die gläsernen Behältnisse für die Gewebeproben. Oder an der Tatsache, dass die Arbeit der Pathologen allzu große Ähnlichkeit mit dem Handwerk eines gewöhnlichen Fleischers besaß. Männer in Schürzen und mit Gummistiefeln zerlegten und filetierten ein totes Lebewesen. Es erinnerte einen nicht nur an die eigene Sterblichkeit, sondern auch daran, dass der Mensch vom Tier abstammte und von ihm am Ende nichts weiter übrig blieb als ein Klumpen Fleisch auf einer Stahlplatte.
Es waren zwei weitere Besucher anwesend – ein Mann und eine Frau, die Rebus zur Begrüßung zunickten. Die Frau rutschte ein wenig zur Seite, als er sich neben sie setzte.
»Morgen«, sagte er und winkte in Richtung der Glasscheibe, hinter der sich Curt und Gates an der Leiche zu schaffen machten. Es war gesetzlich vorgeschrieben, dass jede Autopsie von zwei Pathologen durchgeführt wurde, wodurch sich deren ohnehin kaum zu bewältigendes Pensum weiter vergrößerte.
»Wieso sind Sie hier?«, fragte der Mann. Er hieß Hugh Davidson, wurde aber allgemein »Shug« genannt. Er war Detective Inspector an der West-End-Wache am Torphichen Place.
»Das hab ich Ihnen zu verdanken, Shug. Man ist wohl der Ansicht, dass es im West End an einem ehrgeizigen DI fehlt.«
Davidsons Gesicht zuckte. Ein bisschen sah das nach einem Lächeln aus. »Dass Sie geizig sind, habe ich allerdings schon gehört, John.«
Rebus ging darauf nicht ein, sondern wandte sich Davidsons Begleiterin zu. »Lange nicht gesehen, Ellen.«
Ellen Wylie war Detective Sergeant, und Davidson ihr Boss. Sie hielt eine geöffnete Akte auf den Knien, die nagelneu aussah und erst ein paar Blatt Papier enthielt. Auf der ersten Seite stand oben eine Registriernummer. Rebus wusste, dass schon bald unzählige Berichte, Fotos und Dienstpläne hinzukommen würden. Es war die Mordakte, die »Bibel« der bevorstehenden Ermittlung.
»Ich habe gehört, Sie waren gestern in Knoxland«, sagte Wylie, die Augen starr geradeaus gerichtet, um ja nichts zu verpassen. »Und haben ausgiebig mit einem Vertreter der vierten Gewalt im Staat geplaudert.«
»Können Sie das auch so formulieren, dass ein normaler Schotte es versteht…?«
»Steve Holly«, verkündete sie. »Und im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Ermittlungen könnte der Ausdruck ›Normaler Schotte‹ als rassistisch missverstanden werden.«
»Das liegt bloß daran, dass heutzutage alles rassistisch oder sexistisch ist, Süße.« Rebus wartete auf eine
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