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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Schreibtisch gebeugt stand, richtete sich auf. »Es ist wohl an der Zeit für einen kleinen Plausch mit Mr. Baird.«
    Rebus nickte zustimmend.
    Bob Baird war von zwei Uniformierten zum Revier Portobello eskortiert worden. Sie hatten die Strecke zu Fuß zurückgelegt, und Baird hatte den Großteil des Weges damit verbracht, sich lauthals über diese Demütigung zu beschweren.
    »Was die Leute erst recht auf uns aufmerksam gemacht hat«, berichtete einer der Polizisten nicht ohne Häme.
    »Was aber auch bedeutet, dass er ziemlich miese Laune hat«, warnte sein Kollege.
    Rebus und Storey sahen sich an.
    »Gut«, sagten sie unisono.
    Baird lief in dem kleinen Vernehmungsraum auf und ab. Als die beiden Männer eintraten, öffnete er den Mund, um eine Liste von Beschwerden loszuwerden.
    »Mund halten«, raunzte Storey. »So wie Sie in der Scheiße sitzen, kann ich Ihnen nur raten, sämtliche Fragen zu beantworten, die wir Ihnen stellen werden. Verstanden?«
    Baird starrte ihn an, dann gab er ein Schnauben von sich. »Gut gemeinter Rat für Sie, Kumpel: Ich würd’s mal etwas lockerer angehen lassen mit der Sonnenbank.«
    Storey erwiderte sein Lächeln. »Gehe ich recht in der Annahme, dass das eine Anspielung auf meine Hautfarbe sein soll, Mr. Baird? In Ihrem Gewerbe hat man es als Rassist sicherlich leichter.«
    »Und welches Gewerbe soll das sein?«
    Storey holte seinen Dienstausweis hervor. »Ich komme von der Einwanderungsbehörde, Mr. Baird.«
    »Und jetzt wollen Sie mich wegen Rassendiskriminierung drankriegen?« Baird schnaubte erneut, was Rebus an ein hungriges Schwein erinnerte, das eine Mahlzeit verpasst hatte. »Nur weil ich Ihren Stammesbrüdern Wohnungen vermietet habe?«
    Storey drehte sich zu Rebus um. »Sie hatten Recht, er ist wirklich amüsant.«
    Rebus verschränkte die Arme. »Das liegt daran, dass er immer noch glaubt, es gehe hier um das bisschen Schmu mit dem Sozialamt.«
    Mit großen Augen drehte sich Storey wieder zu Baird. »Das glauben Sie wirklich, Mr. Baird? Nun, tut mir Leid, dass ich da schlechte Nachrichten für Sie habe.«
    »Ist hier irgendwo eine versteckte Kamera installiert?«, fragte Baird. »Und gleich kommt irgend so ein Komiker rein und verkündet, dass alles nur ein Scherz war?«
    »Kein Scherz«, antwortete Storey ruhig und schüttelte den Kopf. »Sie haben Stuart Bullen Ihre Wohnungen zur Verfügung gestellt. Er hat seine illegalen Ausländer dort untergebracht, wenn sie sich nicht gerade wie die Sklaven zu Tode schuften mussten. Ich nehme an, Sie haben auch seinen Geschäftspartner das eine oder andere Mal getroffen: netter Kerl, dieser Peter Hill. Unterhält interessante Beziehungen zu paramilitärischen Gruppen in Belfast.« Storey hob zwei Finger. »Sklaverei und Terrorismus, tolle Kombination, nicht wahr? Und dabei sind wir noch nicht mal bei der Einschleusung von Ausländern angelangt – da gibt es ja noch all die gefälschten Pässe und Krankenversicherungskarten, die wir in Bullens Besitz gefunden haben.« Storey hielt, dicht vor Bairds Gesicht, einen dritten Finger hoch. »Die Anklage lautet also auf Verabredung einer Straftat… und zwar mitnichten nur zum Betrug der Stadtverwaltung und der ehrlichen, hart arbeitenden Steuerzahler, sondern zu Menschenschmuggel, Sklaverei, Identitätsbetrug… nach oben hin ist dem keine Grenze gesetzt. Und die Staatsanwälte Ihrer Majestät schätzen nichts mehr als eine schöne, straff geführte kriminelle Organisation. Und wenn ich Sie wäre, würde ich mit meinem Humor sparsam umgehen – den werden Sie im Knast noch brauchen.« Storey ließ die Hand sinken. »Nach zehn, zwölf Jahren ist es vielleicht nicht mehr ganz so witzig.«
    Schweigen. Es war so still, dass Rebus das Ticken einer Armbanduhr hören konnte. Vermutlich war es die von Storey – ohne Zweifel ein schickes Modell, nobel, aber nicht protzig.
    Aus Bairds Gesicht schien alle Farbe gewichen. Äußerlich wirkte er gefasst, doch Rebus wusste, dass die Erschütterung groß war. Er presste die Kiefer zusammen, schürzte nachdenklich die Lippen. Es war nicht das erste Mal, dass er in Bedrängnis geriet; er wusste, dass die Entscheidung, die er in den nächsten Minuten traf, die wichtigste seines Lebens sein könnte.
    Zehn, zwölf Jahre, hatte Storey gesagt. Nie im Leben würde Baird eine solche Strafe absitzen müssen, selbst wenn die Richter ihm die Schuldsprüche nur so um die Ohren hauten. Storey hatte das Strafmaß gerade richtig gewählt: hätte er fünfzehn bis

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