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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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mir nicht gesagt?«, fragte Traynor mit gezwungenem Lächeln. Rebus wandte sich an ihn.
    »Mr. Traynor, nicht wenige der von uns Festgenommenen saßen ursprünglich in Whitemire ein. Stuart Bullen hat sie gegen Kaution herausgeholt.«
    »Völlig unmöglich.« Das Lächeln war verschwunden. »Das hätten wir niemals gestattet.«
    Storey zuckte die Achseln. »Er hat das bestimmt nicht unter seinem Namen getan…«
    »Aber wir unterziehen die Personen, die eine Kaution stellen wollen, einer genauen Befragung.«
    »Tun Sie das persönlich, Mr. Traynor?«
    »Nein, nicht immer.«
    »Bullen hat sich wahrscheinlich einer Reihe ehrbar wirkender Strohmänner bedient.« Storey zog ein Blatt Papier aus der Tasche. »Das ist die Whitemire-Liste. Es dürfte Ihnen ein Leichtes sein, die einzelnen Fälle zu überprüfen.«
    Traynor nahm das Blatt und sah es sich an.
    »Kommen Ihnen irgendwelche Namen bekannt vor?«
    Traynor nickte nachdenklich. Sein Telefon klingelte.
    »Oh, ja, guten Tag«, sagte er in die Muschel. »Nein, wir schaffen das schon, es wird nur ein bisschen dauern. Möglicherweise müssen meine Leute einige Überstunden machen… Ja, natürlich kann ich eine Exceldatei mit den Daten erstellen, aber erst in ein paar Tagen…« Er hörte zu, den Blick auf die beiden Männer ihm gegenüber gerichtet. »Selbstverständlich«, sagte er schließlich, »und könnten wir vielleicht ein paar zusätzliche Leute anheuern oder uns ein paar von den Schwesterfirmen ausborgen? Nur bis sich die Neuankömmlinge hier häuslich eingerichtet haben, wenn ich das so sagen darf…«
    Das Telefonat dauert noch eine weitere Minute. Traynor notierte etwas auf einem Zettel, bevor er den Hörer wieder auf die Gabel legte.
    »Da sehen Sie, wie es hier zugeht«, sagte er zu seinen Besuchern.
    »Organisiertes Chaos?«, meinte Storey.
    »Ja, und aus diesem Grund muss ich unser Gespräch jetzt leider beenden.«
    »Müssen Sie wirklich?«, fragte Rebus.
    »Ja, wirklich.«
    »Und der wahre Grund ist nicht etwa, dass Sie sich vor unseren nächsten Fragen fürchten?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Inspector.«
    »Soll ich eine Exceldatei erstellen?« Rebus schenkte ihm ein eisiges Lächeln. »Es ist viel einfacher, so etwas wie die Sache mit den Kautionen durchzuziehen, wenn jemand aus der Verwaltung mitspielt.«
    »Was?«
    »Jemand, dem man ein paar große Scheine zusteckt.«
    »Ich verbitte mir diesen Tonfall.«
    »Schauen Sie sich die Liste noch einmal an, Mr. Traynor. Da stehen ein paar kurdische Namen – es sind türkische Kurden, genau wie die Yurgiis.«
    »Ja und?«
    »Sie haben mir auf Nachfrage erklärt, es seien keine Kurden gegen Kaution aus Whitemire freigekommen.«
    »Dann habe ich mich eben geirrt.«
    »Außerdem ist da der Name einer Frau auf der Liste, die, soweit ich weiß, von der Elfenbeinküste stammt.«
    Traynor warf einen Blick auf das Blatt Papier. »Ja, das steht hier.«
    »Elfenbeinküste – offizielle Landessprache: Französisch. Aber als ich Sie nach Afrikanern in Whitemire gefragt habe, gaben Sie dieselbe Antwort – niemand von ihnen sei gegen Kaution freigekommen.«
    »Hören Sie, ich hatte wirklich viel um die Ohren – ich erinnere nicht mehr, was ich gesagt habe.«
    »Ich glaube, Sie wissen es noch sehr genau, und mir fällt nur ein Grund ein, wieso Sie gelogen haben könnten; Sie haben etwas zu verbergen. Sie wollten verhindern, dass ich etwas über diese Personen erfahre, denn sonst hätte ich wahrscheinlich nach ihnen gesucht und wäre auf die frei erfundenen Namen und Adressen ihrer ›Wohltäter‹ gestoßen.« Rebus hielt die Hände in die Höhe. »Es sei denn, Ihnen fällt ein anderer Grund ein.«
    Traynor hieb mit beiden Händen auf die Tischplatte und erhob sich, dunkelrot im Gesicht. »Diese Anschuldigungen sind völlig haltlos.«
    »Überzeugen Sie mich.«
    »Dazu bin ich nicht verpflichtet.«
    »Doch, das sind Sie«, warf Felix Storey ruhig ein. »Denn das sind schwer wiegende Anschuldigungen, und man wird ihnen nachgehen, was bedeutet, dass meine Kollegen und ich Ihre Akten unter die Lupe nehmen müssen. Wir werden das Unterste zuoberst kehren und uns auch Ihre privaten Finanzen ansehen – Kontoeingänge, größere Anschaffungen in jüngster Zeit… vielleicht ein neues Auto oder ein teurer Urlaub. Ich versichere Ihnen, wir werden sehr sorgfältig sein.«
    Traynor hielt den Kopf gesenkt. Als das Telefon erneut klingelte, wischte er es vom Tisch und schleuderte dabei auch ein gerahmtes Foto durch

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