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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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die Luft. Das Glas zerbrach beim Aufprall auf dem Boden, und das Foto verrutschte: eine lächelnde Frau, die Arme um ein kleines Mädchen geschlungen. Die Tür ging auf, und Janet Eylot streckte den Kopf herein.
    »Raus!«, brüllte Traynor.
    Eylot verschwand mit einem erschrockenen Kiekser.
    Einen Moment lang herrschte Stille im Raum, die von Rebus unterbrochen wurde. »Eine Sache noch«, sagte er leise. »Bullen wird seinen Kopf nicht aus der Schlinge ziehen können, daran gibt’s keinen Zweifel. Glauben Sie im Ernst, er wird seine Komplizen decken? Er wird so vielen wie möglich schaden wollen. Vor einigen hat er vielleicht Angst, doch vor Ihnen garantiert nicht. Sollten wir Bullen einen Handel anbieten, dann wette ich, dass er Sie als einen der Ersten verpfeift.«
    »Ich kann das nicht… nicht jetzt.« Traynors Stimme klang brüchig. »Ich muss mich um die vielen Neuankömmlinge kümmern.« Er starrte Rebus an, und es sah aus, als würde er gegen Tränen anblinzeln. »Diese Leute brauchen mich.«
    Rebus zuckte die Achseln. »Aber anschließend reden Sie mit uns?«
    »Das muss ich mir noch überlegen.«
    »Falls Sie tatsächlich mit uns reden«, bemerkte Storey, »besteht für uns weniger Anlass, Ihr kleines Reich zu filzen.«
    Traynor lächelte gequält. »Mein ›Reich‹? Sobald Ihre Behauptungen an die Öffentlichkeit dringen, bin ich meinen Job los.«
    »Das hätten Sie sich vorher überlegen sollen.«
    Traynor schwieg. Er kam hinter dem Schreibtisch hervor, hob das Telefon auf und legte den Hörer auf die Gabel. Augenblicklich fing es wieder an zu klingeln. Traynor reagierte nicht darauf, sondern bückte sich, um auch das Foto aufzulesen.
    »Gehen Sie jetzt bitte. Wir reden später weiter.«
    »Aber nicht sehr viel später«, warnte Storey ihn.
    »Ich muss nach den Neuankömmlingen sehen.«
    »Morgen früh?«, schlug Storey vor.
    Traynor nickte. »Vergewissern Sie sich bei Janet, dass ich keine anderen Termine habe.«
    Storey schien damit zufrieden. Er stand auf und knöpfte sein Jackett zu. »Dann lassen wir Sie jetzt allein. Aber vergessen Sie nicht, Mr. Traynor. Diese Angelegenheit wird sich nicht in Wohlgefallen auflösen. Ich rate Ihnen, mit uns zu reden, ehe Bullen es tut.« Er streckte die Hand aus, aber Traynor ignorierte sie. Storey verließ den Raum. Rebus wartete noch einen Moment, ehe er ihm folgte. Janet Eylot blätterte in einem großen Tischkalender. Sie fand die entsprechende Seite.
    »Er hat um zehn Uhr fünfzehn eine Besprechung.«
    »Absagen«, befahl Storey. »Wann kommt er normalerweise zur Arbeit?«
    »Gegen halb neun.«
    »Dann tragen Sie uns für diese Zeit ein. Wir brauchen ein paar Stunden.«
    »Seine nächste Besprechung ist um zwölf – soll ich die auch absagen?«
    Storey nickte. Rebus starrte auf die geschlossene Tür. »John«, sagte Storey. »Sie begleiten mich doch morgen, oder?«
    »Ich dachte, Sie wollten unbedingt zurück nach London.«
    Storey zuckte die Achseln. »Das hier ist das letzte noch fehlende Mosaiksteinchen.«
    »Okay, ich bin mit von der Partie.«
    Der Wachmann, der sie vom Parkplatz zum Gebäude begleitet hatte, erwartete sie am Eingang. Rebus fasste Storey am Arm. »Gehen Sie schon mal vor.«
    Storey musterte ihn. »Was ist?«
    »Ich will noch kurz zu jemandem… dauert keine Minute.«
    »Sie verheimlichen mir etwas«, stellte Storey fest.
    »Kann sein. Aber tun Sie mir trotzdem den Gefallen?«
    Storey zögerte, willigte dann jedoch ein.
    Rebus bat den Wachmann, ihn in die Kantine zu bringen. Erst als Storey außer Hörweite war, präzisierte er seinen Wunsch.
    »Eigentlich möchte ich dorthin, wo die Familien untergebracht sind.«
    Als er die Cafeteria betrat, sah er, was er hatte sehen wollen: Stef Yurgiis Kinder beim Spielen mit den Sachen, die Rebus ihnen gekauft hatte. Sie bemerkten ihn nicht: zu sehr in ihre eigene Welt versunken, genau wie ganz normale Kinder. Yurgiis Witwe konnte er nicht entdecken, und so nickte er dem Wachmann zu, der ihn daraufhin wieder zum Parkplatz geleitete.
    Rebus war schon fast beim Auto, als er das Schreien hörte. Es drang aus dem Hauptgebäude und kam näher. Die Tür wurde aufgerissen, und eine Frau taumelte heraus und fiel auf die Knie. Es war Janet Eylot, und sie schrie noch immer.
    Rebus und auch Storey rannten auf sie zu.
    »Was ist los, Janet? Was ist?«
    »Er… er hat…«
    Statt zu antworten ließ sie sich auf den Boden sinken und fing an zu heulen.
    »Oh Gott…«, jammerte sie. »Oh, mein Gott…«
    Die

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