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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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verschwand.
    »Ein ordentlicher Fußtritt dürfte heute wahrscheinlich reichen«, sagte Rebus zu ihnen. Der Anführer musterte ihn regungslos.
    »Welche Tür?«
    Rebus zeigte sie ihm. Der Mann wandte sich seinem Team zu und nickte. Sie nahmen Aufstellung, brachten das Rohr in Position und schwangen es.
    Holz zersplitterte, und die Tür sprang auf.
    »Mir ist gerade etwas eingefallen«, sagte Siobhan. »Das Opfer hatte keine Schlüssel bei sich…«
    Rebus überprüfte den gesplitterten Türpfosten und drehte am Knauf. »Nicht abgeschlossen«, erklärte er als Bestätigung seiner Theorie. Der Lärm hatte dazu geführt, dass etliche Leute auf den Laufgang gekommen waren. Nicht nur Nachbarn, sondern auch Davidson und Wylie.
    »Wir schauen uns ein bisschen um«, meinte Rebus. Davidson nickte.
    »Moment mal«, sagte Wylie. »Shiv hat nichts mit den Ermittlungen zu tun.«
    »Das ist genau der Teamgeist, den ich mit von Ihnen erhofft habe, Ellen«, erwiderte Rebus prompt.
    Davidson signalisierte Wylie mit einer Kopfbewegung, sie solle zu der Vernehmung zurückkehren. Beide verschwanden wieder. Rebus wandte sich an den Anführer des Einsatzkommandos, der gerade aus der Wohnung des Opfers kam. Es war stockdunkel dort, aber die Männer hatten Taschenlampen dabei.
    »Alles okay«, sagte der Anführer.
    Rebus fasste an den Schalter hinter der Tür und versuchte, im Flur Licht anzuknipsen – vergebens. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir eine Taschenlampe zu borgen?« Dem Anführer war deutlich anzusehen, dass es ihm sehr wohl etwas ausmachte. »Sie kriegen sie zurück. Versprochen.«
    »Alan, geben Sie ihm Ihre Lampe«, befahl der Anführer knapp.
    »Jawohl, Sir.« Die Taschenlampe wurde ausgehändigt.
    »Morgen früh«, verfügte der Anführer.
    »Ich bringe sie Ihnen persönlich vorbei«, versicherte Rebus ihm. Der Anführer warf ihm einen finsteren Blick zu und gab seinen Männern dann mit einem Handzeichen zu verstehen, dass ihre Arbeit erledigt war. Sie marschierten zurück zum Fahrstuhl. Sobald sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten, schnaubte Siobhan.
    »Die Typen haben sie doch nicht alle.«
    Rebus testete die Taschenlampe, ob sie funktionierte. »Überlegen Sie sich mal, welchen Gefahren diese Männer täglich ausgesetzt sind: Wohnungen voller Waffen und Spritzen! Würden
Sie
deren Job haben wollen?«
    »Ich nehme es zurück«, meinte sie.
    Sie gingen hinein. In der Wohnung war es nicht nur finster, sondern auch kalt. Im Wohnzimmer stießen sie auf alte Zeitungen, die aussahen, als stammten sie aus Mülleimern, leere Essensdosen und Milchkartons. Keine Möbel. Die Küche war schäbig, aber ordentlich. Siobhan deutete auf eine der Wände. Ein Stromzähler mit Münzschlitz. Sie holte eine Münze aus der Tasche, warf sie ein und drehte am Knopf. Das Licht ging an.
    »So ist’s besser«, sagte Rebus und legte die Taschenlampe auf die Arbeitsplatte. »Viel zu sehen gibt’s allerdings nicht.«
    »Würde mich wundern, wenn er oft gekocht hätte.« Siobhan öffnete die Türen des Hängeschranks, der ein paar Teller und Schalen, mehrere Packungen Reis, Gewürze, zwei angeschlagene Tassen und eine Dose, halb voll mit losem Tee, enthielt. Neben der Spüle stand eine Tüte Zucker, aus der ein Löffel ragte. Rebus warf einen Blick in die Spüle und entdeckte abgeschabte Möhrenschalen, Reis und Gemüse: die letzte Mahlzeit des Toten.
    Im Badezimmer schien ein halbherziger Versuch, Wäsche zu waschen, unternommen worden zu sein. Über dem Wannenrand hingen neben einem Stück Seife mehrere Hemden und Unterhosen. Auf dem Waschbecken lag eine Zahnbürste, aber keine Zahnpastatube.
    Blieb noch das Schlafzimmer. Rebus schaltete das Licht an. Auch hier keine Möbel. Auf dem Fußboden lag ein entrollter Schlafsack. Der gleiche graubraune Teppichboden wie im Wohnzimmer, mit Fasern, die sich geradezu an Rebus’ Sohlen festsogen, als er zum Schlafsack ging. Es gab keine Vorhänge, und durch das Fenster sah man lediglich auf das benachbarte Hochhaus, das etwa fünfundzwanzig Meter entfernt lag.
    »Nirgendwo eine Erklärung für den Lärm, den er gemacht hat«, sagte Rebus.
    »Ich weiß nicht. Wenn ich hier wohnen müsste, bekäme ich wahrscheinlich auch Schreikrämpfe.«
    »Stimmt auch wieder.« Statt eines Schranks oder einer Kommode hatte der Mann einen Müllsack benutzt. Rebus leerte den Inhalt auf den Boden: zum Vorschein kamen ein paar abgetragene, sorgfältig zusammengelegte Kleidungsstücke. »Die Sachen dürften aus

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