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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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er allem Anschein nach die gleiche Einstellung wie manche Schulkinder – er trug sie nur widerwillig. Jeden Morgen pfiff er die Melodie irgendeines blöden alten Popsongs. Am späten Vormittag hörte er damit auf, doch dann war es bereits zu spät; Tibbet pfiff die Melodie jetzt an seiner Stelle, unfähig, sie aus seinem Kopf zu verscheuchen.
    Rebus hörte, wie Tibbet die ersten Takte von »Wichita Lineman« summte, und musste ein Lächeln unterdrücken. Seine Arbeit hier war erledigt. Er stand auf und zog sein Jackett an.
    »Bin für eine Weile weg«, sagte er.
    »Oh?«
    »Schöne Lok haben Sie da«, bemerkte Rebus. »Ein Hobby von Ihnen?«
    »Geschenk von einem meiner Neffen«, erwiderte Tibbet.
    Rebus nickte und war insgeheim beeindruckt. Tibbets Miene verriet nichts. Der Kerl war schlagfertig und ein guter Lügner: beides nützliche Eigenschaften für einen Polizisten.
    »Also, dann bis später«, sagte Rebus.
    »Und falls jemand Sie erreichen will?«, fragte Tibbet, neugierig auf ein paar Details.
    »Das wird garantiert nicht passieren.« Er zwinkerte Tibbet zu und verließ das Büro.
    Im Flur traf er DCI Macrae, der mit ein paar Papieren in der Hand auf dem Weg in eine Konferenz war.
    »Wo wollen Sie hin, John?«
    »Geht um den Knoxland-Fall, Sir. Offenbar möchte man auf meine Mitarbeit nicht verzichten.«
    »Was Ihnen natürlich sehr unrecht ist.«
    »Haargenau.«
    »Gut, von mir aus. Aber vergessen Sie nicht: Sie gehören
hierher
, und falls wir Sie brauchen, kommen Sie auf der Stelle zurück.«
    »Nichts, was ich lieber täte«, erwiderte Rebus, suchte in seinen Taschen nach dem Autoschlüssel und marschierte zum Ausgang.
    Er war gerade auf dem Parkplatz angekommen, als sein Handy klingelte. Shug Davidson war dran.
    »Heute schon einen Blick in die Zeitung geworfen, John?«
    »Irgendwas Lesenswertes drin?«
    »Es dürfte Sie vielleicht interessieren, was Ihr Freund Steve Holly über uns schreibt.«
    Rebus Miene erstarrte. »Ich melde mich wieder«, sagte er. Fünf Minuten später hielt er am Straßenrand und sprintete in einen Zeitungskiosk. Er breitete die Zeitung auf dem Beifahrersitz aus. Holly hatte das Foto abdrucken lassen, es aber in einen Artikel über die Tricks so genannter »Scheinasylanten« eingebettet. Es wurde behauptet, Terroristen seien als Flüchtlinge getarnt nach Großbritannien eingereist. Vom angeblichen Sozialleistungsmissbrauch durch Ausländer war die Rede, ergänzt durch Zitate der Bewohner aus Knoxland. Die Botschaft bestand aus zwei Teilen: Großbritannien droht Gefahr, und so geht es nicht weiter.
    Und mittendrin das Foto, das wie reine Dekoration wirkte.
    Rebus rief Holly auf dessen Handy an, erreichte aber nur die Mailbox und hinterließ einen Schwall ausgesuchter Schimpfworte.
    Anschließend fuhr er zum Waterloo Place, wo sich die Dienststelle des Wohnungsamts befand, die für die Belegung der städtischen Mietwohnungen in Knoxland zuständig war. Er hatte dort einen Termin bei einer Mrs. Mackenzie, die sich als kleine, geschäftige Frau Mitte fünfzig entpuppte. Shug Davidson hatte ihr schon die offizielle Bitte um Auskunftserteilung gefaxt, aber das schien ihr nicht auszureichen.
    »Es geht um Datenschutz«, erklärte sie Rebus. »Heutzutage gelten in dieser Hinsicht alle möglichen Beschränkungen.« Sie führte ihn durch ein Großraumbüro.
    »Ich nehme nicht an, dass der Tote sich beschweren wird, schon gar nicht, wenn wir seinen Mörder erwischen.«
    »Ja, aber trotzdem…« Sie waren in einer kleinen verglasten Kabine angekommen, bei der es sich, wie Rebus begriff, um ihr Büro handelte.
    »Und ich hab gedacht, dünnere Wände als in Knoxland gäb’s nicht.« Er klopfte gegen das Glas. Sie entfernte einen Papierstapel von einem Stuhl und forderte Rebus mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen. Dann quetschte sie sich um den Tisch herum, ließ sich auf ihren Stuhl nieder, setzte eine Brille mit halbmondförmigen Gläsern auf und begann, einen weiteren Stapel Papiere durchzublättern.
    Rebus bezweifelte, dass er bei dieser Frau mit Charme etwas ausrichten könnte. Was vielleicht gar nicht so schlecht war, denn er hatte bei diesen besonderen Tests nie gut abgeschnitten. Er beschloss, an ihre Professionalität zu appellieren.
    »Hören Sie, Mrs. Mackenzie, wir beide wollen die Aufgaben, die unser Beruf mit sich bringt, erfolgreich erledigen.« Sie starrte ihn über die Brille an. »Meine momentane Aufgabe ist nun mal, den Täter in einem Mordfall zu ermitteln. Und

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