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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dass Tänzerinnen gesucht werden.«
    »In welchem Klub?«
    »The Nook. Ich hab mich auch vorgestellt. Der Typ hat gemeint, ich bin zu dünn.«
    Rebus ging zum Auto. Auch das Rückfenster war jetzt heruntergekurbelt. »Haben Sie Babette ein Foto von Ishbel gezeigt?«, fragte er die Jardines. Alice nickte. Rebus drehte sich wieder zu dem Mädchen um, das sich bereits abgewandt hatte und auf der Suche nach Kundschaft die Straße entlangblickte. Ihre Kollegin tat so, als interessiere sie sich ausschließlich für den Weg vor ihr.
    »Hast du sie schon einmal gesehen?«, fragte er Babette.
    »Wen?« Sie schaute ihn noch immer nicht an.
    »Das Mädchen auf dem Foto.«
    Sie schüttelte energisch den Kopf.
    »Kein besonders toller Job, oder?«, erkundigte sich Rebus.
    »Mir reicht er fürs Erste.« Sie versuchte die Hände in die engen Taschen ihrer Jeansjacke zu stecken.
    »Kannst du uns noch etwas erzählen? Irgendetwas, das uns helfen könnte, Ishbel zu finden?«
    Babette schüttelte erneut den Kopf, den Blick auf die Straße gerichtet.
    »Ich… es tut mir Leid, die Sache vorhin. Keine Ahnung, weshalb ich gelacht habe…«
    »Passen Sie gut auf sich auf!«, rief John Jardine vom Rücksitz aus. Seine Frau hielt das Foto aus dem Fenster.
    »Falls Sie Ishbel irgendwo sehen…«, sagte sie, ohne den Satz zu beenden.
    Babette nickte und nahm von Rebus sogar eine Visitenkarte an. Dann stieg er ins Auto und zog die Tür zu. Siobhan betätigte den Blinker und fuhr los.
    »Wo steht Ihr Auto«, fragte sie die Jardines. Sie nannten den Namen einer Straße am anderen Ende von Leith, weshalb Siobhan wieder wendete und sie noch einmal an Babette vorbeikamen. Das Mädchen ignorierte sie. Die andere Frau hingegen starrte sie an. Sie lief in Richtung Babette, wahrscheinlich um zu erfahren, was die Leute im Auto gewollt hatten.
    »Könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein«, sinnierte Rebus und verschränkte die Arme. Siobhan hörte ihm nicht zu, sie blickte in den Rückspiegel.
    »Sie gehen dort nicht hin, verstanden?«
    Keine Antwort.
    »Überlassen Sie das DI Rebus und mir. Das heißt, sofern DI Rebus bereit ist mitzukommen.«
    »Ich? Ich soll in einen Tabledance-Klub gehen?« Rebus schürzte die Lippen. »Also, wenn Sie das unbedingt für nötig halten, DS Clarke…«
    »Wir machen das gleich morgen«, entgegnete Siobhan. »Und zwar dann, wenn der Laden noch nicht geöffnet hat.« Erst jetzt sah sie ihn an.
    Und lächelte.

Dritter Tag
Mittwoch

6
    Als Detective Constable Colin Tibbet am nächsten Morgen zur Arbeit erschien, musste er feststellen, dass jemand eine Spielzeuglokomotive auf sein Mousepad gestellt hatte. Die Maus war herausgezogen und in einer seiner Schreibtischschubladen deponiert worden – einer verschlossenen Schublade noch dazu. Er hatte sie gestern Abend, ehe er nach Hause ging, abgeschlossen und musste sie bei seiner Rückkehr am Morgen wieder aufschließen. Trotzdem lag seine Maus darin. Er starrte Siobhan Clarke an und wollte gerade etwas sagen, als sie abwehrend mit der Hand wedelte.
    »Egal, was es ist«, sagte sie, »es muss warten. Ich bin eigentlich gar nicht mehr da.«
    Und schon war sie verschwunden. Beim Hereinkommen Tibbets hatte sie gerade das Büro des DI verlassen. Er hatte noch Derek Starrs abschließende Worte gehört: »Einen Tag oder maximal zwei, Siobhan…« Tibbet nahm an, es handle sich irgendwie um die Skelette von der Fleshmarket Close, aber worum konkret, wusste er nicht. Eines jedoch war ihm klar: Siobhan hatte mitbekommen, dass er Zugfahrpläne studierte. Das machte sie zur Hauptverdächtigen. Aber es gab noch andere potenzielle Täter: Phyllida Hawes war ein solcher Scherz durchaus zuzutrauen. Das gleiche galt für DC Paddy Connolly und DC Tommy Daniels. Oder ging der Streich womöglich aufs Konto von DCI Macrae? Und was war mit dem Mann, der an dem kleinen Klapptisch in der Ecke einen Kaffee trank. Tibbet kannte Rebus bisher nur vom Hörensagen, aber das, was er erfahren hatte, war beeindruckend. Hawes hatte ihn gewarnt, sich nicht von Rebus’ Ruf blenden zu lassen.
    »Regel Nummer eins für die Zusammenarbeit mit ihm«, hatte sie gesagt, »leih ihm kein Geld, und bezahle niemals sein Bier.«
    »Sind das nicht zwei Regeln?«, hatte er gefragt.
    »Nicht unbedingt. Beides droht einem vor allem in Pubs.«
    An diesem Morgen wirkte Rebus allerdings völlig ungefährlich: verschlafener Blick und ein paar beim Rasieren vergessene graue Stoppeln am Hals. Krawatten gegenüber hatte

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