So soll er sterben
dieser Klubs werden von nicht besonders respektablen Individuen geleitet. Diese Herren dürften ziemlich ungnädig reagieren, wenn jemand zu ihnen kommt und neugierige Fragen stellt…«
John Jardine nickte eifrig.
»Uns wäre geholfen«, fügte Rebus hinzu, »wenn die junge Dame ein bestimmtes Etablissement im Sinn hatte…«
»Immer vorausgesetzt, dass die Dame Sie nicht bloßärgern wollte«, warnte Siobhan.
»Gibt nur einen Weg, das herauszufinden«, sagte Rebus. Siobhan drehte sich zu ihm um. »Ihr Wagen oder meiner?«
Sie fuhren im Peugeot, die Jardines auf dem Rücksitz, und waren noch nicht lange unterwegs, als John Jardine verkündete, die »junge Dame« habe auf der anderen Straßenseite vor einem leeren Lagerhaus gestanden. Im Augenblick war sie allerdings nicht zu sehen, nur eine ihrer Kolleginnen lief mit vor Kälte hochgezogenen Schultern auf dem Bürgersteig auf und ab.
»Wir versuchen es in zehn Minuten noch mal«, schlug Rebus vor. »Sind nicht viele potenzielle Freier unterwegs heute. Mit ein bisschen Glück wird sie bald zurück sein.«
Siobhan fuhr die Seafield Road bis zum Ende hinunter, bog bei dem Kreisverkehr am Ortseingang von Portobello nach rechts in die Inchview Terrace ab und an der Einmündung der Craigentinny Avenue wieder nach rechts. Sie durchquerten nun eine ruhige Wohngegend. In den meisten Bungalows brannte kein Licht mehr, die Leute lagen schon in ihren Betten.
»Ich fahre gerne nachts durch die Stadt«, meinte Rebus im Plauderton.
Mr. Jardine war derselben Meinung: »Es ist völlig anders hier, wenn kein Verkehr herrscht. Viel angenehmer.«
Rebus nickte. »Außerdem sind die Bösewichter leichter zu erkennen…«
Auf dem Rücksitz trat wieder Schweigen ein, das anhielt, bis sie zurück in Leith waren. »Da ist sie!«, rief John Jardine.
Dünn, kurzes schwarzes Haar. Sie trug kniehohe Stiefel, einen schwarzen Minirock und eine zugeknöpfte Jeansjacke. Kein Make-up, fahle Gesichtsfarbe. Schon von weitem erkannte man die blauen Flecken auf ihren Beinen.
»Kennen Sie sie?«, fragte Siobhan.
Rebus schüttelte den Kopf. »Sieht aus, als wäre sie neu hier. Die andere…«, damit meinte er die Frau, an der sie beim ersten Mal vorbeigefahren waren, »…ist höchstens zwanzig Meter entfernt, aber die beiden reden nicht miteinander.«
Siobhan nickte. Da die Frauen sonst niemand hatten, hielten sie meist zusammen, was aber hier nicht der Fall zu sein schien. Das konnte bedeuten, dass die ältere Frau glaubte, die Neue habe sich in ihr angestammtes Revier gedrängt. Nachdem Siobhan vorbeigefahren war, wendete sie und hielt am Straßenrand. Rebus hatte das Fenster bereits heruntergekurbelt. Die Prostutierte trat auf das Auto zu, misstrauisch wegen der vielen darin sitzenden Leute.
»Kein Rudelbums«, sagte sie. Dann erkannte sie das Ehepaar auf der Rückbank wieder. »Oh Gott, nicht ihr schon wieder!« Sie drehte sich um und wollte weggehen. Rebus stieg aus, packte sie am Arm und wirbelte sie herum. Mit der anderen Hand präsentierte er ihr seinen Dienstausweis.
»CID«, sagte er. »Wie heißt du?«
»Babette.« Sie reckte das Kinn vor. »Und ich bin wirklich
sehr
nett.« Ein Versuch, abgebrühter zu klingen, als sie war.
»Und das ist dein Anmachspruch, was?«, fragte Rebus in wenig überzeugt klingendem Tonfall. »Wie lange bist du schon hier in der Stadt?«
»Lange genug.«
»Dein Akzent klingt nach Birmingham. Kommst du aus der Gegend dort?«
»Das geht dich gar nichts an.«
»Wenn du dich da mal nicht täuschst. Ich könnte zum Beispiel überprüfen, wie alt du bist…«
»Ich bin achtzehn.«
»Dafür müsste ich mir allerdings deine Geburtsurkunde angucken, was heißt, dass ich mit deinen Eltern sprechen müsste.« Er schwieg einen Moment. »Oder du hilfst uns. Das Ehepaar im Auto sucht nach seiner Tochter. Sie ist weggelaufen.«
»Dann wünsche ich viel Glück.« Sie klang missmutig.
»Aber
ihre
Eltern machen sich Sorgen um sie. Vielleicht würdest du dir das von deinen ja auch wünschen.« Er wartete einen Augenblick, um seine Worte wirken zu lassen, und musterte sie währenddessen unauffällig: keine Anzeichen für Drogenkonsum in den letzten Stunden, aber das lag womöglich auch nur daran, dass sie noch nicht genug Geld für einen Schuss verdient hatte. »Doch heute ist dein Glückstag«, fuhr er fort, »denn du könntest ihnen vielleicht helfen… immer vorausgesetzt, du hast ihnen kein dummes Zeug über das
Pussydreieck
erzählt.«
»Ich weiß nur,
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