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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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schicke morgen Vormittag einen Wagen vorbei…«
    Traynor hob die Hand. »Nicht nötig. Wir verfügen über die entsprechenden Fahrzeuge…«
    »Ach ja?«, meinte Wylie misstrauisch. »Mit vergitterten Fenstern?«
    »Laut Einschätzung der zuständigen Behörde besteht bei Mrs. Yurgii Fluchtgefahr.
Ich
trage die Verantwortung für sie.«
    »Wollen Sie die Frau in einem Gefangenentransporter zur Gerichtsmedizin bringen?«
    Er sah Wylie entrüstet an. »Sie wird von Wachmännern begleitet werden.«
    »Garantiert fühlt sich die Öffentlichkeit dadurch sicherer.«
    Rebus fasst Wylie am Ellbogen. Sie schien noch etwas hinzufügen zu wollen, drehte sich dann aber um und verschwand im Korridor.
    »Zehn Uhr?«, fragte er. Traynor nickte. Rebus nannte ihm die Adresse des gerichtsmedizinischen Instituts. »Wäre es möglich, dass Mrs. Yurgii von ihrer Freundin begleitet wird?«
    »Ich wüsste nicht, was dagegen spricht«, antwortete Traynor.
    »Danke«, sagte Rebus. Dann folgte er Wylie nach draußen. Sie lief auf dem Parkplatz auf und ab und trat nach imaginären Steinchen, beobachtet von einem Wachmann, der trotz Flutlicht mit einer Taschenlampe auf dem Gelände patrouillierte. Rebus zündete sich eine Zigarette an.
    »Na, geht’s Ihnen inzwischen besser, Ellen?«
    »Wieso sollte es mir besser gehen?«
    Rebus hob beschwichtigend die Hände. »Kein Grund, auf mich sauer zu sein.«
    Sie seufzte. »Das ist ja gerade das Problem: Auf
wen
bin ich sauer?«
    »Auf die Leute, die die Verantwortung tragen?«, schlug Rebus vor. »Die Leute, die man nie zu Gesicht bekommt.« Er wartete auf ein Zeichen ihrer Zustimmung. »Ich habe eine Theorie«, fuhr er fort. »Wir von der Polizei verbringen die meiste Zeit damit, die so genannten ›Unterweltler‹ zu jagen, aber wir sollten lieber die
Oberweltler
im Auge behalten.«
    Sie dachte darüber nach und nickte fast unmerklich. Der Wachmann kam auf sie zu.
    »Machen Sie die Zigarette aus!«, bellte er. Rebus starrte ihn regungslos an. »Rauchen verboten.«
    Rebus nahm einen weiteren Zug und kniff die Augen zusammen. Wylie deutete auf einen verblichenen gelben Strich auf dem Boden.
    »Was hat die Linie zu bedeuten?« Sie wollte den Wachmann von Rebus ablenken.
    »Das ist die äußere Grenze der Aufenthaltszone«, antwortete der Wachmann. »Die Insassen dürfen sie nicht übertreten.«
    »Und wieso nicht, bitte schön?«
    Er richtete seinen Blick auf sie. »Sie könnten sonst versuchen zu fliehen.«
    »Haben Sie sich in letzter Zeit mal die Tore angesehen? Wissen Sie, wie hoch der Zaun ist? Und was ist mit dem Stacheldraht und dem Wellblech…?« Sie kam ganz langsam auf ihn zu. Er wich zurück. Rebus griff wieder nach ihrem Arm.
    »Kommen Sie, machen wir uns auf den Weg«, sagte er und schnippte seine Zigarette so durch die Luft, dass sie von der polierten Schuhspitze des Wachmanns abprallte und ein paar Funken in der Dunkelheit aufglühten. Als sie das Gelände verließen, richtete die einsam an ihrem Lagerfeuer sitzende Frau den Blick auf sie.

10
    »Also, das Ambiente hier ist wirklich… rustikal.« Alexis Cater musterte die nikotinfarbenen Wände des Nebenraums der Oxford Bar.
    »Freut mich ungemein, dass es Ihre Billigung findet.«
    Er wedelte mit einem Finger. »Sie haben wirklich Feuer – das gefällt mir. Ich habe schon so manches Feuer gelöscht, aber erst nachdem ich es entflammt habe.« Grinsend hob er sein Glas an die Lippen und behielt das Bier einen Moment im Mund, ehe er es hinunterschluckte. »Schmeckt nicht schlecht und ist obendrein spottbillig. Ich glaube, ich werde mir den Pub merken. Ihr Stammlokal?«
    Sie schüttelte den Kopf, als Harry, der Barkeeper, gerade hereinkam, um die leeren Gläser abzuräumen. »Alles klar, Shiv?«, rief er. Sie nickte als Antwort.
    Cater lächelte süffisant. »Ihre Tarnung ist aufgeflogen, Shiv.«
    »Siobhan«, berichtigte sie ihn.
    »Wissen Sie was: Ich nenne Sie Siobhan, wenn Sie mich Lex nennen.«
    »Wollen Sie allen Ernstes mit einer Polizeibeamtin handeln?«
    Seine Augen blitzten über den Rand des Glases hinweg. »Fällt mir schwer, mir Sie in Uniform vorzustellen… aber es lohnt die Mühe.«
    Sie hatte sich auf eine der Bänke niedergelassen, in der Hoffnung, er würde sich dann für den Stuhl gegenüber entscheiden. Aber er hatte sich neben sie gesetzt und rutschte Zentimeter um Zentimeter näher.
    »Verraten Sie mir eins«, sagte sie, »haben Sie mit Ihrer charmanten Art eigentlich je Erfolg?«
    »Kann mich nicht beklagen.

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