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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dunkelblaue Anzug wirkte maßgeschneidert. Sein dunkles Haar trug er links gescheitelt. Es war ziemlich lang, sodass er es sich gelegentlich aus den Augen streichen musste. Er sagte, er sei der stellvertretende Anstaltsleiter, sein Chef sei krankgeschrieben.
    »Hoffentlich nichts Ernstes?«
    »Der Stress.« Traynor zuckte die Achseln, wie um deutlich zu machen, dass damit zu rechnen gewesen war. Sie folgten ihm ein paar Stufen hinauf und durch ein kleines, verglastes Büro, in dem eine junge Frau vor einem Computer saß.
    »Müssen Sie mal wieder Überstunden machen, Janet?«, fragte Traynor lächelnd. Sie schwieg, blickte die drei nur abwartend an. Als Rebus sicher war, von Traynor unbeobachtet zu sein, zwinkerte er Janet Eylot zu.
    Traynors Büro war ebenfalls klein und funktional eingerichtet. Hinter einer Glasscheibe befand sich eine Reihe Überwachungsmonitore, die nacheinander etwa ein Dutzend verschiedene Ansichten vom Gelände zeigten. »Leider nur ein einziger Besucherstuhl«, bemerkte er und ging hinter seinen Schreibtisch.
    »Mir macht es nichts aus zu stehen«, erwiderte Rebus und nickte Wylie zu, sie solle Platz nehmen. Aber sie wollte ebenfalls stehen bleiben. Traynor, der sich inzwischen hingesetzt hatte, musste jetzt zu den beiden Polizisten aufschauen.
    »Die Yurgiis sind also tatsächlich hier«, fragte Rebus, während er gleichzeitig so tat, als betrachte er die Monitore.
    »Ja, das sind sie.«
    »Aber der Familienvater nicht.«
    »Ist untergetaucht…« Er zuckte die Achseln. »Nicht unsere Schuld. Das hat die Ausländerbehörde verbockt.«
    »Und Sie gehören nicht zur Ausländerbehörde?«
    Traynor schnaubte. »Whitemire wird von Cencrast Security betrieben, einer Tochterfirma von ForeTrust.«
    »Einem Privatunternehmen also.«
    »Korrekt.«
    »ForeTrust ist in den USA beheimatet, stimmt’s?«, fügte Wylie hinzu.
    »Stimmt. Unsere Muttergesellschaft betreibt dort Gefängnisse.«
    »Und Cencrast in Großbritannien?«
    Traynor bejahte es, indem er einmal kurz mit dem Kopf nickte. »Nun, was die Yurgiis betrifft…« Er spielte mit seinem Uhrenarmband herum, um anzudeuten, dass er mit seiner Zeit Besseres anzufangen wüsste.
    »Hören Sie, Mr. Traynor«, hob Rebus an, »ich habe Ihnen den Zeitungsartikel gezeigt, und Sie haben nicht mit der Wimper gezuckt. Sie haben sich weder für die Überschrift noch für die Geschichte interessiert.« Er hielt einen Moment inne. »Was bei mir den Eindruck erweckt, dass Sie schon Bescheid wussten.« Rebus stützte sich mit den Fingerknöcheln auf der Schreibtischplatte ab und beugte sich vor. »Und das bringt mich zu der Frage, weshalb Sie sich nicht bei uns gemeldet haben?«
    Traynor schaute Rebus eine Sekunde lang in die Augen, dann wandte er seine Aufmerksamkeit den Monitoren zu. »Wissen Sie, wie oft wir in der Presse niedergemacht werden? Verdammt oft –öfter, als gerechtfertigt wäre. Fragen Sie die Inspektionsteams; wir werden vierteljährlich geprüft. Den Ergebnissen zufolge ist dies eine professionell und human geführte Anstalt.« Er deutete auf einen der Bildschirme, auf dem eine Gruppe Männer zu erkennen war, die an einem Tisch saß und Karten spielte. »Wir
wissen
, dass wir es mit Menschen zu tun haben, und wir behandeln sie auch so.«
    »Wenn ich Ihre Werbebroschüre hätte haben wollen, Mr. Traynor, dann hätte ich eine bestellt.« Rebus beugte sich noch weiter hinunter, sodass der junge Mann seinem Blick nicht mehr ausweichen konnte. »Wer zwischen den Zeilen liest, dürfte zu dem Schluss kommen, dass Sie befürchteten, Whitemire könne mit dem Mordfall in Verbindung gebracht werden. Darum haben Sie nicht angerufen. Und das, Mr. Traynor, ist Behinderung polizeilicher Ermittlungen. Was meinen Sie, würde Cencrast einen Vorbestraften weiterbeschäftigen?«
    Traynors Gesicht lief schlagartig rot an. »Sie können nicht beweisen, dass ich Bescheid gewusst habe.«
    »Aber ich kann es wenigstens versuchen.« Rebus’ Lächeln war vermutlich das unangenehmste, mit dem er je bedacht worden war. Rebus richtete sich auf, wandte sich an Wylie und schenkte ihr ein völlig anderes Lächeln, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf Traynor richtete.
    »Um auf die Yurgiis zurückzukommen…«
    »Was wollen Sie wissen?«
    »Alles.«
    »Ich kenne nicht von allen Insassen die Lebensgeschichte«, erwiderte Traynor abwehrend.
    »Dann sollten Sie vielleicht in Ihren Unterlagen nachsehen.«
    Traynor nickte, erhob sich und ging hinaus, um sich von Janet Eylot die

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