So soll er sterben
Dauer. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Manchmal frage ich mich, warum wir uns überhaupt so reinhängen.«
In diesem Moment wurde Gareth Baird von den zwei Polizeibeamten aus dem nächstliegenden Wohnblock geführt. Allen dreien stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben.
»Nichts?«, fragte Davidson. Einer der Beamten schüttelte den Kopf.
»Bei vierzig oder fünfzig Wohnungen hat keiner aufgemacht.«
»Ich komme auf keinen Fall noch mal hierher!«, zeterte Gareth.
»Oh doch, wenn wir das wollen, wirst du es tun«, sagte Rebus mit warnendem Unterton.
»Sollen wir ihn nach Hause bringen?«, fragte der Beamte.
Rebus schüttelte den Kopf, den Blick auf Gareth geheftet. »Es spricht nichts gegen den Bus. Die fahren alle halbe Stunde.«
Fassungslos zog Gareth die Augenbrauen zusammen. »Nach allem, was ich getan habe.«
»Falsch, mein Sohn«, stellte Rebus richtig. »
Wegen
allem, was du getan hast. Du hast gerade erst angefangen, dafür zu bezahlen. Die Bushaltestelle ist da drüben, soweit ich weiß.« Rebus deutete in Richtung der Schnellstraße. »Durch die Unterführung, wenn du dich traust.«
Gareth blickte von einem zum anderen und sah nicht ein mitfühlendes Gesicht. »Schönen Dank auch«, brummelte er und stapfte davon.
»Zurück zum Revier, Jungs«, wies Davidson die Uniformierten an. »Tut mir Leid, dass Sie die Niete des Tages gezogen haben…«
Die beiden nickten und marschierten auf ihren Streifenwagen zu.
»Da wartet eine nette kleine Überraschung auf die zwei«, sagte Davidson zu Rebus. »Irgendwer hat einen ganzen Karton Eier auf ihrer Windschutzscheibe zerdeppert.«
Mit gespieltem Erstaunen schüttelte Rebus den Kopf. »Es gibt also Leute in Knoxland, die frische Lebensmittel kaufen?«
Diesmal lächelte Davidson nicht. Er holte sein Handy hervor. Rebus erkannte den Klingelton:
Scots Wha Hae
. Davidson zuckte mit den Schultern. »Meine Kinder haben mit dem Ding rumgespielt gestern Abend. Hab vergessen, es wieder zu ändern.« Er nahm das Gespräch entgegen, Rebus lauschte.
»Am Apparat… Ach ja, Mr. Allan.« Davidson verdrehte die Augen. »Ja, das ist richtig… Hat er?« Davidson sah Rebus an. »Das ist ja interessant. Können wir vielleicht persönlich miteinander sprechen?« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Heute wäre mir am liebsten… zufällig habe ich gerade jetzt Zeit, wenn es Ihnen… Nein, ich bin sicher, dass es nicht allzu lang dauern wird… wir können in zwanzig Minuten da sein… Ja, kann ich mir vorstellen. Vielen Dank. Bis gleich.« Davidson beendete das Gespräch und starrte auf das Telefon.
»Mr. Allan?«, fragte Rebus.
»Rory Allan«, antwortete Davidson, noch immer in Gedanken.
»Der Herausgeber des
Scotsman
?«
»Ein Mitarbeiter der Nachrichtenredaktion hat ihm gerade mitgeteilt, dass vor ungefähr einer Woche ein Anruf eingegangen ist von einem ausländisch klingenden Mann, der sich Stef nannte.«
»Stef wie in Stef Yurgii?«
»Wäre denkbar… er sagte, er sei Journalist und wolle eine Story schreiben.«
»Worüber?«
Davidson zuckte mit den Achseln. »Deshalb treffe ich mich mit Rory Allan.«
»Brauchen Sie vielleicht Begleitschutz, Chef?« Rebus setzte sein gewinnendstes Lächeln auf.
Davidson überlegte einen Moment. »Im Grunde müsste ich Ellen mitnehmen…«
»Aber die ist nicht da.«
»Ich könnte sie anrufen.«
Rebus versuchte es mit einem empörten Gesichtsausdruck. »Wollen Sie mich etwa loswerden, Shug?«
Davidson zögerte noch einen Augenblick, dann steckte er das Handy zurück in die Tasche. »Aber nur, wenn Sie sich tadellos benehmen«, sagte er.
»Bei meiner Schottenehre.« Rebus schlug die Absätze zusammen und legte die Hand an die Stirn.
»Gott steh mir bei«, sagte Davidson, als hätte er den kurzen Moment der Schwäche bereits bereut.
Edinburghs seriöse Tageszeitung residierte in einem Neubau gegenüber der BBC auf der Holyrood Road. Von dort bot sich eine wunderbare Sicht auf die Kräne, die noch immer über dem im Werden begriffenen schottischen Parlamentsgebäude in den Himmel ragten.
»Ich frage mich, ob das Ding fertig wird, bevor die Kosten uns in den Ruin treiben«, murmelte Davidson, als sie ins Gebäude des
Scotsman
traten. Ein Wachmann führte sie durch ein Drehkreuz und schickte sie mit dem Aufzug in den ersten Stock, von wo sie auf die Reporter in dem offenen Großraumbüro im Erdgeschoss hinabsehen konnten. Die rückwärtige Außenwand bestand aus Glas und gab den Blick frei auf die Salisbury
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