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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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zeigte ihren schlanken Hals. »Er war kein richtiger Fußballer… spielte in irgendeinem Amateurverein. Gott, wie hieß der noch?« Dann sah sie Siobhan triumphierend in die Augen. »Barry.«
    »Barry?«
    »Oder Gary… so was in der Art.«
    »Sie kennen wohl viele Männer.«
    »So viele auch wieder nicht. Aber viele Unwichtige, wie diesen Barry oder Gary.«
    »Hat er auch einen Nachnamen?«
    »Den kannte ich vermutlich nie.«
    »Wo sind Sie ihm über den Weg gelaufen?«
    Greenlaw versuchte, sich zu erinnern.
    »Höchstwahrscheinlich in einer Bar… vielleicht auch auf einer Party oder beim Lunch eines Kunden.« Sie setzte ein bedauerndes Lächeln auf. »Er war ein One-Night-Stand. Er sah gut genug aus, dass ich mich mit ihm verabredet habe. Ich glaube, jetzt erinnere ich mich tatsächlich an ihn. Ich dachte wohl, ich könnte Lex mit ihm schockieren.«
    »Inwiefern?«
    »Sie wissen schon. Er war ein etwas ungehobelter Typ.«
    »Wie ungehobelt genau?«
    »Gott, er war kein Biker oder so was, nur ein wenig…« Sie suchte nach dem richtigen Wort. »Etwas
prolliger
als die Männer, mit denen ich sonst zu tun habe.«
    Sie hob noch einmal bedauernd die Schultern, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, die Fingerspitzen zusammengelegt, und schaukelte leicht vor und zurück.
    »Haben Sie eine Ahnung, woher er kam? Wo er wohnte? Wovon er lebte?«
    »Ich meine mich zu erinnern, dass er eine Wohnung in Corstorphine hatte… nicht, dass ich je dort gewesen wäre. Er war…«, sie schloss einen Moment lang die Augen, »… nein, ich weiß nicht mehr, was er gemacht hat. Auf jeden Fall warf er mit Geld um sich.«
    »Wie sah er aus?«
    »Blondiert mit dunklen Strähnen. Drahtig und jederzeit bereit, sein Sixpack zu zeigen… Jede Menge Energie im Bett, aber keine Finesse. Auch nicht übermäßig gut ausgestattet.«
    »Da haben wir doch was, wo wir ansetzen können.«
    Die beiden Frauen lächelten sich an.
    »Kommt mir vor, als wäre es ewig her«, sagte Greenlaw.
    »Sie haben ihn nicht mehr gesehen seit damals?«
    »Nein.«
    »Und Sie haben nicht zufällig seine Telefonnummer aufbewahrt?«
    »Jedes Jahr am ersten Januar baue ich eine Art Scheiterhaufen aus all den kleinen Zetteln… Sie wissen schon: die ganzen Nummern und Initialen von Leuten, die man nie wieder anrufen wird, von denen man nicht einmal mehr weiß, dass man sie je gekannt hat. All diese widerlichen, verlogenen Angeber, die dir auf der Tanzfläche an den Arsch fassen oder dir auf einer Party an die Titten grapschen, weil sie glauben, PR bedeutet Permanent Rollig…« Sie gab ein Stöhnen von sich.
    »Dieses Meeting, von dem Sie gerade kommen, gab es da zufällig auch was zu trinken?«
    »Nur Champagner.«
    »Und Sie sind mit dem Porsche zurückgefahren?«
    »Oh Gott, Sie wollen mich doch nicht etwa pusten lassen, Officer?«
    »Im Grunde bin ich ehrlich beeindruckt; ich hab’s erst jetzt gemerkt.«
    »Das Problem mit Champagner ist, dass ich davon immer Durst kriege.« Sie sah auf die Uhr. »Haben Sie Lust, mir Gesellschaft zu leisten?«
    »Zara hat noch einen Kaffee zu vergeben«, entgegnete Siobhan.
    Greenlaw zog eine Grimasse. »Ich muss noch mit Bill sprechen, aber dann bin ich fertig für heute.«
    »Sie Glückliche.«
    Greenlaw schob die Unterlippe vor. »Wie wär’s mit später?«
    »Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Lex wird um neun in der Opal Lounge sein.«
    »Ach ja?«
    »Der gibt Ihnen bestimmt einen aus.«
    »Aber das ist ja noch ewig hin«, protestierte Greenlaw.
    »Seien Sie tapfer«, riet Siobhan ihr und stand auf. »Und danke fürs Gespräch.«
    Sie wollte gehen, doch Greenlaw bedeutete ihr mit einer Handbewegung, sich wieder zu setzen. Sie fing an, in ihren Schubladen zu kramen, und holte schließlich einen Block und einen Kugelschreiber hervor.
    »Dieses Gewehr, das Sie erwähnten«, sagte sie. »Wie hieß das gleich noch?«
    In Knoxland wurde der Container mit einem Kran auf einen Lkw gehievt. In den Fenstern waren Köpfe zu sehen. Die Bewohner der Hochhäuser beobachteten das Manöver. Seit Rebus’ letztem Besuch waren noch weitere Graffiti hinzugekommen, das Fenster war noch weiter eingeschlagen worden, und jemand hatte versucht, vor der Tür ein Feuer zu legen.
    »Und auf dem Dach«, teilte Shug Davidson Rebus mit, »Anzünderflüssigkeit, Zeitungen und ein alter Autoreifen.«
    »Das überrascht mich.«
    »Was?«
    »Die Zeitungen – meinen Sie etwa, es gibt in Knoxland Menschen, die tatsächlich lesen?«
    Davidsons Lächeln war von kurzer

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