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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dachte ich, ist ja kaum zu übersehen.«
    »Aber er ist nicht gekommen«, vermutete Rebus.
    Watling schüttelte den Kopf. »Das war wahrscheinlich die Nacht vor seinem Tod.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. »Vielleicht hilft uns das weiter, vielleicht auch nicht«, lautete der Kommentar, den Davidson sich nicht verkneifen konnte.
    »Möglicherweise haben Sie hier das Motiv«, bemerkte Rory Allan.
    »Noch ein Motiv, meinen Sie«, korrigierte ihn Davidson. »Die Zeitungen – soweit ich weiß, auch Ihre, Mr. Allan – waren es bisher zufrieden, das Ganze als rassistisch motiviertes Verbrechen zu interpretieren.«
    Der Herausgeber zuckte mit den Achseln. »Ich habe nur laut nachgedacht…«
    Rebus sah den Journalisten an. »Haben Sie sich Notizen gemacht?«, fragte er. Watling nickte und blickte zu seinem Chef, der ihm mit einem Nicken die Erlaubnis erteilte. Watling reichte Davidson ein gefaltetes Blatt Papier, das er aus einem linierten Notizblock gerissen hatte. Davidson brauchte nicht lange, um es zu lesen, und schob das Blatt über den Tisch zu Rebus.
    Steph… Osteuropäer???
    Journ. Story
    Heute, 22, Jnrs
    »Bringt auch nicht gerade das, was man neue Erkenntnisse nennen könnte«, sagte Rebus platt. »Und er hat nicht wieder angerufen?«
    »Nein.«
    »Auch nicht bei einem Ihrer Kollegen?« Wieder Kopfschütteln. »Und dieser Anruf war der erste?« Nicken. »Sie haben vermutlich nicht daran gedacht, sich seine Telefonnummer geben zu lassen oder den Anruf zurückzuverfolgen?«
    »Klang nach einer Telefonzelle. Ziemlich dicht an einer Straße.«
    Rebus fiel die Bushaltestelle am Rande von Knoxland ein, ungefähr fünfzehn Meter davon entfernt stand eine Telefonzelle, direkt an der Straße. »Wissen wir, woher der Notruf kam?«, fragte er Davidson.
    »Aus der Telefonzelle hinter der Unterführung«, bestätigte dieser.
    »Vielleicht dieselbe?«, vermutete Watling.
    »Das ist doch fast einen Artikel wert«, scherzte sein Chef. »›Funktionstüchtige Telefonzelle in Knoxland entdeckt‹.«
    Shug Davidson sah zu Rebus, der mit der Schulter zuckte, um anzudeuten, dass er keine weiteren Fragen mehr hatte. Die beiden erhoben sich.
    »Vielen Dank, dass Sie uns angerufen haben, Mr. Allan, wir wissen das zu schätzen.«
    »Viel ist es ja nicht…«
    »Ein weiteres Stück im Puzzle.«
    »Und wie geht es voran, das Puzzle, Inspector?«
    »Ich würde sagen, den Rand haben wir fertig, fehlt nur noch die Mitte.«
    »Das ist der schwierigste Teil«, meinte Allan mitfühlend. Es folgte allgemeines Händeschütteln. Watling eilte zurück zu seinem Schreibtisch. Allan winkte den beiden Polizisten zum Abschied, als die Aufzugtüren sich schlossen. Wieder draußen, deutete Davidson auf ein Café auf der anderen Straßenseite.
    »Ich geb einen aus«, sagte er.
    Rebus zündete sich eine Zigarette an. »Gern, aber ich brauche eine Minute zum Rauchen.« Er sog den Rauch tief in die Lungen, blies ihn durch die Nase wieder aus und klaubte sich ein Stück Tabak von der Zunge. »Ein Puzzle, wie?«
    »Leute wie Allan arbeiten doch mit Klischees… Ich dachte, ich setze ihm eins vor, damit er was zum Nachdenken hat.«
    »Das Entscheidende an einem Puzzle«, erwiderte Rebus, »ist die Anzahl der Teile.«
    »Das stimmt.«
    »Und wie viele Teile haben wir?«
    »Um ehrlich zu sein, die Hälfte liegt auf dem Fußboden verstreut, ein paar wahrscheinlich unterm Sofa oder unterm Teppich. Aber könnten Sie einen Zahn zulegen und das Ding zu Ende rauchen? Ich brauche einen Espresso, und zwar pronto.«
    »Gott, es ist erschütternd zu sehen, wie Drogen einen Menschen in die Abhängigkeit treiben«, sagte Rebus und nahm noch einen letzten tiefen Zug.
    Fünf Minuten später saßen sie im Café und rührten in ihren Tassen. Davidson verleibte sich einen klebrigen Kirschkuchen ein.
    »Übrigens«, sagte er, als er gerade nicht den Mund voll hatte, »ich habe da was für Sie.« Er klopfte seine Jackentaschen ab und holte eine Kassette hervor. »Da ist der Notruf drauf.«
    »Danke.«
    »Ich habe es Gareth Baird vorgespielt.«
    »Und, war es Yurgiis Freundin?«
    »Er war sich nicht sicher. Die Tonqualität ist nicht gerade Dolby Pro Logic, wie er ganz richtig sagte.«
    »Trotzdem danke.« Rebus steckte die Kassette ein.

14
    Auf dem Heimweg schob er sie in das Kassettendeck seines Autos. Drehte an den Knöpfen für Bass und Höhen, konnte die Klangqualität aber nicht nennenswert verbessern. Die hysterische Stimme einer Frau, unterbrochen von der

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