Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
verhärtete Männer, die an der Theke standen, die Reihe der Portionierer vor sich, und den billigsten Whisky in sich hineinschütteten. Mit niemandem sprachen, weil sie sich längst von der Gesellschaft entfernt hatten, von den Gesprächen und dem Lachen. Die Bevölkerung der Königreiche, über die sie herrschten, bestand nur aus ihnen allein.
    Zu guter Letzt holte er die Kassette heraus. Shug konnte sie zurückhaben. Sie barg keinerlei Geheimnisse. Sie verriet ihm lediglich, dass es eine Frau gab, der Stef Yurgii viel bedeutet hatte.
    Eine Frau, die vielleicht wusste, warum er gestorben war.
    Eine Frau, die untergetaucht war.
    Warum sich also Sorgen machen? Lass die Arbeit im Büro, John. Denn genau das sollte es für dich sein: eine Arbeit. Mehr hatten die Arschlöcher, die lediglich eine schäbige Ecke in Gayfield Square für ihn hatten freimachen können, nicht verdient. Er schüttelte den Kopf, kratzte sich mit beiden Händen am Kopf, um die Gedanken zu verscheuchen. Dann setzte er erneut den Blinker, um sich in den fließenden Verkehr einzuordnen.
    Er fuhr nach Hause, und der Rest der Welt konnte ihm gestohlen bleiben.
    »John Rebus?«
    Der Mann war schwarz, groß, ein Muskelpaket. Das Weiße seiner Augen war das Erste, was Rebus sah, als er aus der Dunkelheit trat.
    Er hatte im Treppenhaus auf ihn gewartet, neben der Hintertür, die in den verwilderten Garten mit der Wäscheleine führte. Ein guter Platz für jemanden, der es auf das Geld anderer Leute abgesehen hatte, weshalb Rebus zusammenzuckte, obwohl der andere ihn beim Namen genannt hatte.
    »Sind Sie Detective Inspector John Rebus?«
    Er trug das Haar kurz geschnitten, einen modisch aussehenden Anzug und ein rotes Hemd mit offenem Kragen. Seine Ohren waren klein und dreieckig, fast ohne Ohrläppchen. Die beiden Männer starrten einander fast zwanzig Sekunden lang ohne mit der Wimper zu zucken an.
    In der rechten Hand hielt Rebus eine Tüte mit einer Flasche Malt für zwanzig Pfund, die er nur im äußersten Notfall als Waffe einzusetzen bereit war. Aus gegebenem Anlass kam ihm ein alter Sketch von Chic Murray in den Sinn: Ein Mann mit einem Flachmann in der Tasche stürzt, befühlt den feuchten Fleck an der Seite und sagt:
Gott sei Dank… ist nur Blut
.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«
    »Tut mir Leid, wenn ich Sie erschreckt habe…«
    »Wer sagt, dass Sie mich erschreckt haben?«
    »Erzählen Sie mir nicht, Sie hätten nicht daran gedacht, mir, was auch immer da in der Tüte ist, um die Ohren zu hauen.«
    »Da müsste ich lügen. Wer sind Sie, und was wollen Sie?«
    »Kann ich Ihnen meinen Dienstausweis zeigen?« Der Mann hob die Hand und hielt auf halbem Weg zur Innentasche seines Jacketts inne.
    »Nur raus damit.«
    Er zog eine Brieftasche hervor und schlug sie auf. Sein Name war Felix Storey. Er kam von der Einwanderungsbehörde.
    »Felix?«, fragte Rebus mit erhobener Augenbraue.
    »Das bedeutet glücklich, hat man mir gesagt.«
    »Es gibt doch diese Zeichentrickkatze…«
    »Die auch.« Storey steckte die Brieftasche wieder ein. »Ist da was Trinkbares in der Tüte?«
    »Schon möglich.«
    »Sie stammt aus einem Spirituosenladen.«
    »Sie sind ein aufmerksamer Beobachter.«
    Storey musste fast lächeln. »Deshalb bin ich hier.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Weil Sie, Inspector, letzte Nacht beobachtet wurden, als Sie aus einem Etablissement namens The Nook kamen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich habe eine schöne Sammlung von Zehn-mal-acht-Fotos.«
    »Und was zum Teufel hat das mit der Einwanderungsbehörde zu tun?«
    »Gegen einen Drink würde ich Ihnen das vielleicht verraten…«
    Ein Dutzend Fragen schossen Rebus durch den Kopf, aber die Tüte wurde langsam schwer. Mit einem winzigen Nicken stieg er die Treppen hinauf. Storey folgte ihm. Er schloss die Tür auf und schob die Post mit dem Fuß beiseite, sodass sie auf der vom Vortag zu liegen kam. Verschwand kurz in die Küche, um zwei saubere Gläser zu holen, und führte Storey ins Wohnzimmer.
    »Schöne Wohnung«, meinte Storey mit einem Nicken, als er sich im Zimmer umsah. »Hohe Decken, Erker. Sind die Wohnungen hier in der Gegend alle so groß?«
    »Manche sind größer.« Rebus hatte die Flasche aus der Verpackung geholt und kämpfte mit dem Verschluss. »Setzen Sie sich.«
    »Es geht doch nichts über ein gutes Gläschen Scotch.«
    »Wir hier oben nennen den nicht so.«
    »Sondern?«
    »Whisky oder Malt.«
    »Warum nicht Scotch?«
    »Geht wohl noch zurück auf die Zeit, als
Scotch
noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher