Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
größere, fest mit Holzläden verschlossene Fenster. Rebus glaubte, von irgendwoher Musik zu hören. Er spähte durch den Briefschlitz, doch drinnen waren keine Bewegungen auszumachen. Dann wurde ihm klar, dass die Musik von hinter dem Haus kam. Eine kiesbestreute Auffahrt führte an einer Seite des Hauses entlang. Rebus folgte ihr, wobei sich eine Sicherheitsleuchte nach der anderen per Bewegungsmelder einschaltete. Die Musik drang aus dem Garten. Es war dunkel, nur ein seltsamer, rötlicher Schimmer war zu erkennen. Irgendetwas stand mitten auf dem Rasen, durch einen Steg aus Holzbohlen mit dem Wintergarten verbunden. Dampf stieg auf – und Musik, irgendetwas Klassisches. Rebus marschierte auf den Whirlpool zu.
    Denn das war es: ein der schottischen Witterung ausgesetzter Whirlpool. Und darin saß Morris Gerald Cafferty, bekannt als »Big Ger«. Er hatte es sich in einer Ecke bequem gemacht, die Arme oben auf dem Wannenrand ausgestreckt. Zu beiden Seiten sprudelte Wasser aus den Düsen. Rebus schaute sich um, doch Cafferty war allein. Die Wanne war von innen beleuchtet, und durch einen Farbfilter wurde alles in rötliches Licht getaucht. Cafferty hatte den Kopf zurückgelegt, die Augen geschlossen, sein Gesichtsausdruck wirkte eher konzentriert als entspannt.
    Dann öffnete er die Augen und sah Rebus an. Seine Pupillen waren klein und dunkel, sein Gesicht feist. Das kurze graue Haar klebte ihm nass am Kopf. Die aus dem Wasser ragende obere Hälfte seines Brustkorbs zierte ein Pelz dunkler, lockiger Haare. Er schien nicht überrascht, plötzlich jemanden vor sich stehen zu sehen, nicht einmal zu dieser späten nächtlichen Stunde.
    »Haben Sie Ihre Badehose mitgebracht?«, fragte er. »Nicht dass ich eine anhätte…« Er blickte an sich hinunter.
    »Ich hörte, Sie sind umgezogen«, sagte Rebus.
    Cafferty drehte den Kopf nach links zu einer Schalttafel und drückte einen Knopf. Die Musik verstummte. »CD-Spieler«, erklärte er. »Die Lautsprecher sind drinnen.« Er trommelte mit den Fingerknöcheln auf den Wannenrand. Dann drückte er noch einen Knopf, die Pumpe blieb stehen, und das Wasser wurde ruhig.
    »Mit Lightshow und allem drum und dran«, stellte Rebus fest.
    »Die Farbe kann man sich aussuchen.« Erneut drückte er einen Knopf, und das Wasser färbte sich grün, dann blau, dann weiß und wieder rot.
    »Rot steht Ihnen«, meinte Rebus.
    »Wegen des mephistophelischen Looks?« Cafferty feixte. »Ich bin so gern hier draußen um diese Zeit. Hören Sie den Wind in den Bäumen, Rebus? Die sind schon länger hier als wir beide, diese Bäume. Die Häuser genauso. Und sie werden immer noch hier sein, wenn es uns nicht mehr gibt.«
    »Ich fürchte, Sie waren zu lange im Wasser, Cafferty. Ihr Hirn ist schon ganz schrumpelig geworden.«
    »Ich werde alt, Rebus, das ist alles… Genau wie Sie.«
    »Zu alt für einen Bodyguard? Oder gehen Sie davon aus, dass Sie alle Ihre Feinde schon unter die Erde gebracht haben?«
    »Joe macht um neun Feierabend, aber er ist nie allzu weit entfernt.« Eine kurze Pause. »Stimmt’s, Joe?«
    »Richtig, Mr. Cafferty.«
    Rebus wandte sich zu dem Bodyguard um. Er war barfuß und offensichtlich hastig in Unterhose und T-Shirt gestiegen.
    »Joe schläft im Zimmer über der Garage«, klärte Cafferty Rebus auf. »Sie können wieder gehen, Joe. Ich denke, beim Herrn Inspector bin ich sicher.«
    Joe warf Rebus einen bösen Blick zu und marschierte über den Rasen davon.
    »Nette Gegend hier«, sagte Cafferty im Plauderton. »Kaum Kriminalität…«
    »Ich bin sicher, Sie tun, was Sie können, um das zu ändern.«
    »Ich bin raus aus dem Spiel, Rebus, genau wie Sie in Bälde.«
    »Ach ja?« Rebus hielt die Zeitungsausschnitte hoch, die er mitgebracht hatte. Fotos von Cafferty aus der Boulevardpresse. Sie alle stammten aus dem letzten Jahr und zeigten ihn mit bekannten Kriminellen von außerhalb seines Reviers: Manchester, Birmingham, London.
    »Sind Sie hinter mir her, oder was?«, fragte Cafferty.
    »Vielleicht.«
    »Da fühle ich mich ja fast geschmeichelt…« Cafferty stand auf. »Würden Sie mir bitte den Bademantel reichen?«
    Eine Aufforderung, der Rebus nur zu gern nachkam. Cafferty stieg von der Wanne auf eine Holztreppe, wickelte sich in den weißen Baumwollmantel und schlüpfte in ein Paar Badelatschen. »Helfen Sie mir, die Abdeckung drüberzulegen«, sagte Cafferty, »dann gehen wir rein, und Sie können mir erzählen, was um alles in der Welt Sie von mir wollen.«
    Wieder tat

Weitere Kostenlose Bücher