Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
ihm Rebus den Gefallen.
    Zu seiner Zeit hatte Big Ger Cafferty praktisch sämtliche kriminelle Aktivitäten in Edinburgh kontrolliert, von Drogen über einschlägige Saunen bis zu Finanzbetrug. Seit seiner letzten Haftstrafe jedoch war er nicht mehr aufgefallen. Nicht dass Rebus ihm die Geschichte von seinem Ruhestand abkaufte; jemand wie Cafferty hängte sein Geschäft nicht an den Nagel. Seiner Ansicht nach war Cafferty mit dem Alter einfach gewiefter geworden – und er wusste inzwischen, wie polizeiliche Ermittlungen gegen ihn in der Regel abliefen.
    Er war um die sechzig, und die meisten berüchtigten Gangster seit den 1960ern hatte er gekannt. Es gab Gerüchte, dass er mit den Krays und Richardson in London zusammengearbeitet hatte, außerdem mit einigen der bekannteren Kriminellen Glasgows. Bei früheren Ermittlungen war versucht worden, ihn mit holländischen Drogenbanden und osteuropäischen Frauenhändlern in Verbindung zu bringen, doch es war nur wenig hängen geblieben. Teilweise hatten einfach die Mittel gefehlt oder die schlagkräftigen Beweise, die den Staatsanwalt zur Einleitung von Ermittlungen hätten veranlassen können. Teilweise waren Zeugen spurlos verschwunden.
    Rebus folgte Cafferty in den Wintergarten und von dort in die mit Kalkstein geflieste Küche. Die ganze Zeit über starrte er auf dessen breiten Rücken und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie viele Hinrichtungen dieser Mann angeordnet, wie viele Leben er zerstört hatte.
    »Tee oder was Stärkeres?«, fragte Cafferty, während er in seinen Badelatschen durch die Küche schlappte.
    »Tee.«
    »Gott, muss was Ernstes sein…« Cafferty lächelte vor sich hin, während er den Wasserkocher anstellte und drei Teebeutel in die Kanne warf. »Ich sollte mir wohl besser was anziehen«, sagte er. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Salon.«
    Der Salon ging nach vorn raus, verfügte über einen großen Erker und einen imposanten Marmorkamin. An einer Bilderleiste hingen mehrere Gemälde. Rebus verstand nicht allzu viel von Malerei, aber die Rahmen sahen teuer aus. Cafferty war nach oben gegangen, sodass Rebus Gelegenheit hatte, sich umzuschauen. Doch es gab herzlich wenig zu sehen: keine Bücher, keine Hi-Fi-Anlage, kein Schreibtisch… nicht einmal Dekogegenstände auf dem Kaminsims. Nur ein Sofa und ein Sessel, ein riesiger Orientteppich und die Gemälde. Kein Zimmer, in dem tatsächlich jemand wohnte. Möglicherweise hielt Cafferty hier Besprechungen ab, um die Besucher mit seiner Sammlung zu beeindrucken. Rebus berührte den Marmor in der unbegründeten Hoffnung, dass er sich als unecht erweisen könnte.
    »Bitte schön«, sagte Cafferty, als er mit zwei Tassen zurück ins Zimmer kam. Rebus nahm ihm eine ab.
    »Milch, kein Zucker«, teilte Cafferty ihm mit. Rebus nickte. »Warum grinsen Sie?«
    Rebus nickte in Richtung der Zimmerdecke, wo über der Tür ein kleiner schmaler Kasten ein blinkendes rotes Licht aussandte. »Sie haben eine Alarmanlage«, erklärte er.
    »Und?«
    »Und das ist lustig.«
    »Glauben Sie, hier würde niemand einbrechen? Es ist ja nicht so, als ob hier ein großes Schild neben der Tür hängt, auf dem steht, wer ich bin.«
    »Na, wahrscheinlich nicht«, räumte Rebus ein.
    Cafferty trug graue Jogginghosen und ein Sweatshirt mit V-Ausschnitt. Er wirkte braun gebrannt und entspannt. Rebus fragte sich, ob es im Haus auch eine Sonnenbank gab. »Setzen Sie sich«, forderte Cafferty ihn auf.
    Rebus nahm Platz. »Ich interessiere mich für jemanden«, begann er. »Und ich dachte, Sie kennen ihn vielleicht: Stuart Bullen.«
    Cafferty schürzte die Lippen. »Der kleine Stu«, sagte er. »Seinen alten Herrn kannte ich besser.«
    »Daran zweifle ich nicht. Aber was wissen Sie über die jüngsten Aktivitäten des Juniors?«
    »War er nicht brav, der Junge?«
    »Ich weiß es nicht genau.« Rebus nahm einen Schluck Tee. »Wussten Sie, dass er in Edinburgh ist?«
    Cafferty nickte. »Betreibt wohl eine Stripbar.«
    »Richtig.«
    »Und als wäre das nicht schon Arbeit genug, hat er jetzt auch noch euch im Genick.«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Es geht lediglich um ein Mädchen, das von zu Hause weggelaufen ist. Ihre Eltern machen sich Sorgen, dass sie vielleicht für Bullen arbeitet.«
    »Und tut sie das?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Aber Sie haben dem kleinen Stu einen Besuch abgestattet, und er ist Ihnen quer gekommen.«
    »Ich konnte ihm nur ein paar Fragen stellen…«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, was er hier in

Weitere Kostenlose Bücher