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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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zum Beispiel?«
    »Oh ja, wir haben Kellner von überall her. Mehr noch in der Hauswirtschaft.«
    »Hauswirtschaft?«
    »Zimmermädchen.«
    Rebus beantwortete die Klarstellung mit einem Nicken. »Hören Sie, mal ganz unter uns…« Bei diesen Worten neigte sich Ted ein wenig über den Tresen. »Wäre es denkbar, dass hier auch Illegale arbeiten?«
    Ted blickte ob dieser Frage reichlich befremdet drein. »Alles einwandfrei, Mr. Rebus, die Leitung würde nicht… könnte niemals…«
    »Schon gut, Ted. Ich habe nichts anderes erwartet.«
    Ted schien beruhigt. »Womit ich nicht sagen will, dass andere Etablissements da genauso wählerisch sind… Da kann ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Meine Stammkneipe, wo ich freitagabends gern noch ein Gläschen hebe. Auf einmal kommt da diese Band rein, keine Ahnung, woher die kommen. Zwei Kerle mit Gitarren…›Save All Your Kisses For Me‹ und so was. Und ein Älterer mit einem Tamburin, mit dem er an den Tischen Geld sammelt.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Zehn zu eins, dass das Flüchtlinge waren.«
    Rebus hob sein Glas. »Das ist eine völlig neue Welt«, sagte er. »Ich habe nie richtig darüber nachgedacht.«
    »Sieht aus, als könnten Sie einen Nachschlag gebrauchen.« Ted zwinkerte, und sein ganzes Gesicht legte sich in Falten. »Aufs Haus, wenn Sie erlauben…«
    Als Rebus die Bar verließ, schlug ihm die kalte Luft entgegen. Ein Schwenk nach rechts würde ihn in Richtung Zuhause führen, doch er überquerte die Straße, spazierte zur Leith Street und weiter bis zum Leith Walk, vorbei an asiatischen Supermärkten, Tätowierstuben, Imbissen. Er wanderte ohne Ziel umher. Unten am Walk ging vielleicht Babette ihrem Gewerbe nach. Womöglich fuhren John und Alice Jardine mit dem Auto durch die Gegend, um nach ihrer Tochter zu suchen. Hunger jedweder Art dort draußen in der Dunkelheit. Er hatte die Hände in den Taschen vergraben, die Jacke gegen die Kälte zugeknöpft. Ein halbes Dutzend Motorräder knatterte vorüber, um vor der nächsten roten Ampel zu halten. Rebus beschloss, die Straße zu überqueren, doch die Ampel sprang schon wieder um. Er trat einen Schritt zurück, als das vorderste Motorrad losdonnerte.
    »Minitaxi, Sir?«
    Rebus wandte sich nach der Stimme um. In der Tür eines Geschäfts stand ein Mann. Der Laden war beleuchtet und offensichtlich zu einer Minitaxizentrale umfunktioniert worden. Der Mann sah asiatisch aus. Rebus schüttelte den Kopf, doch dann überlegte er es sich anders. Der Fahrer führte ihn zu einem Ford Escort, der sein Mindesthaltbarkeitsdatum längst überschritten hatte. Rebus nannte ihm die Adresse, und der Mann griff nach einem Straßenverzeichnis.
    »Ich zeige Ihnen den Weg«, erklärte Rebus. Der Fahrer nickte und ließ den Motor an.
    »Ein paar Gläschen gehabt, Sir?« Sein Akzent klang schottisch.
    »Ein paar.«
    »Morgen frei, wie?«
    »Ich hoffe nicht.«
    Der Mann lachte, obwohl Rebus nicht wusste, warum. Sie fuhren über die Princes Street zurück und die Lothian Road hinauf Richtung Morningside. Rebus ließ den Fahrer anhalten und bat ihn, einen Moment zu warten. Er ging in ein Geschäft, das die ganze Nacht geöffnet hatte, kam mit einer Literflasche Wasser wieder heraus, ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder und nahm einen Schluck, um ein Viererpack Aspirin hinunterzuspülen.
    »Gute Idee, Sir«, lobte der Fahrer. »Direkt zum Gegenschlag ausholen. Kein Kater morgen, kein Grund zum Krankfeiern.«
    Gut einen Kilometer weiter verkündete Rebus dem Fahrer, dass sie einen kleinen Abstecher machen würden. Dirigierte ihn nach Marchmont und ließ ihn vor seiner Wohnung halten. Er ging hinauf und schloss die Wohnungstür auf. Holte einen dicken Ordner aus einer Schublade im Wohnzimmer. Schlug ihn auf und beschloss, ein paar Zeitungsausschnitte mitzunehmen. Stieg wieder die Treppe hinunter und zurück ins Taxi.
    In Bruntsfield ließ Rebus den Fahrer rechts abbiegen, dann wieder rechts. Sie befanden sich auf einer schwach beleuchteten Vorstadtstraße mit großen Häusern, die größtenteils hinter Büschen und Zäunen verborgen lagen. Nirgends brannte Licht, außer in einem Haus. Und dort stieg Rebus aus. Das Tor ließ sich nur geräuschvoll öffnen. Rebus fand den Klingelknopf und drückte drauf. Nichts geschah. Er trat ein paar Schritte zurück und schaute zu den Fenstern im ersten Stock empor. Dort brannte Licht, aber die Vorhänge waren zugezogen. Unten im Erdgeschoss, zu beiden Seiten des Vordachs, befanden sich

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