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So still die Nacht

So still die Nacht

Titel: So still die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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und froh, endlich keine Fremden mehr um sich zu haben.«
    Im Lichtschein der Kutschenlampen trafen sich Minas und sein Blick. Abrupt ließ sie den Vorhang fallen und zog sich in die Dunkelheit der Kutsche zurück.
    Lord Trafford konterte: »Meine liebe Nichte erzählte mir, dass Sie ihren Vater gekannt haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie den Wunsch haben könnte, dass ein Freund der Familie auf einer dunklen, nächtlichen Straße strandet. Habe ich nicht recht, Miss Limpett?«
    Sie hörte das Knirschen der Schuhe ihres Onkels auf dem Kies, direkt vor dem Fenster. Evangeline stieß ihr einen Ellbogen in die Seite.
    Jeder Muskel in ihrem Körper krampfte sich zusammen. Dann rief Mina hinter dem Vorhang hervor: »Bitte … fahren Sie doch mit uns, Lord Alexander.«

3
    Einen Moment später setzte er sich zu den Reisenden in die Kutsche, Mina gegenüber ans Ende der Bank, und legte sich den Zylinder auf den Schoß. Schaukelnd rollte die Kutsche wieder auf die Straße zurück, und schon bald trabten die Pferde mit der gleichen Geschwindigkeit wie zuvor. Ab und an fiel der Lichtschein einer Gaslaterne über sein Gesicht. Eine Locke seines Haars war ihm über ein Auge gefallen. Dafür war das Funkeln des anderen Auges umso auffälliger, vor allem, wenn sein Blick auf Mina ruhte. Das tat er viel zu oft.
    Lord Trafford hatte sich neben seinen Gast gesetzt. »Ich habe Sie auf dem Friedhof gesehen, aber nicht rechtzeitig erreichen können. Wie ich schon meiner Frau sagte, ist es eine ganze Weile her, seit ich Sie das letzte Mal im Club gesehen habe.«
    Lord Alexander änderte seine Position und schob einen bestiefelten Fuß neben Minas kleineren. Ohne sie zu berühren, aber nahe daran. »Ich war während der letzten Monate im Ausland und bin erst gestern nach London zurückgekehrt.«
    »Wo sind Sie gewesen?«, flüsterte Lucinda.
    »Wie bitte?« Alexander beugte sich einige Zentimeter vor, um an Lord Trafford vorbei Lucinda anzublicken.
    »Als Sie London verlassen haben – wohin sind Sie gereist?« Ihre Stimme wurde zwar lauter, war aber immer noch leise. »Waren Sie weit fort? An einem … aufregenderen und exotischeren Ort?«
    Mina lauschte schweigend. War sie die Einzige, die begriff, dass Lord Alexander und Lucinda irgendeine Art von Vergangenheit teilten?
    In ihrer Ecke der Kutsche räkelte sich Astrid wie eine verhätschelte Katze und mischte sich in das Gespräch ein. »Ich liebe Reisen.«
    Lord Alexander lächelte unbefangen. »Ich habe einige Zeit in Rangoon verbracht, bevor ich nach Mandalay weitergereist bin.«
    Mina leckte sich die Unterlippe. Zwei Orte, die gar nicht so weit entfernt von Bengalen und Tibet waren.
    »Ich bewundere Indien«, schwärmte Astrid atemlos.
    Evangeline zischte: »Burma.«
    »Buhhr-ma«, schnurrte Astrid und lächelte Lord Alexander dabei kokett an. »Ist das nicht das, was ich gesagt habe?«
    Ein Anflug von Erheiterung erhellte die Augen ihres Besuchers. Er schien es gewohnt zu sein, dass man ihm schmeichelte. Mit einer leichten Neigung seines scharfkantigen Gesichts schaute er in Minas wachsame Augen. Wie eine Morphiuminjektion kehrte das Gefühl der Intimität, das sie auf dem Friedhof geteilt hatten, zurück; ihr wurde schwindelig, und sie fühlte sich durch und durch warm. Sie fühlte sich attraktiv. Mysteriös.
    Verführt.
    Wenn Lord Trafford ihr nur ihre Waffe zurückgegeben hätte, würde sie die Pistole genau jetzt herausziehen, um ihn zu erschießen. Sie hatte einfach das Gefühl, dass Lord Alexander eine Gefahr für sie darstellte – in mehr als einer Hinsicht.
    Lord Trafford pochte mit der Spitze seines Stocks auf den Boden der Kutsche. Der geschliffene Glasknauf leuchtete in der Dunkelheit. »Haben Sie irgendwo Quartier bezogen?«
    »Nun, ich wohne noch immer auf meinem Schiff, das am Cheyne Walk liegt.«
    »Ich habe von Ihrer Thais gehört.« Lord Trafford lächelte. »Beneidenswert!«
    »Jemand, den Sie sehr gern hatten?«, hakte Lucinda nach.
    »Wer?«, fragte Lord Alexander.
    »Thais«, wiederholte Lucinda.
    Er antwortete: »Thais war … eine Geliebte von Alexander dem Großen.«
    Die Mädchen kicherten hinter vorgehaltener Hand und kokettierten mit ihrer gespielten Entrüstung.
    Lord Alexander richtete seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf Trafford. »Ich werde Sie gern einmal einen Nachmittag zu einer Ausfahrt mitnehmen.«
    »Eine spektakuläre Idee«, stimmte Lord Trafford zu.
    »Ich liebe Segeln«, schwärmte Astrid.
    »Ich auch«, echote Evangeline

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