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So still die Nacht

So still die Nacht

Titel: So still die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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schwach.
    Lord Alexander schaute zwischen den beiden jungen Damen hin und her. »Sie dürfen gern mitkommen.« An Mina gewandt fügte er hinzu: »Sie sind … alle … herzlich eingeladen mitzukommen.«
    Lord Trafford drehte sich auf seinem Sitz und schlug die Beine übereinander. »Jetzt, da ich weiß, wo Sie wohnen, muss ich darauf bestehen, dass Sie die Einladung annehmen, den Abend mit uns zu verbringen.«
    Lord Alexander schüttelte den Kopf. »Ich kann mich Ihnen nicht aufdrängen.«
    »Unsinn«, erklärte Lord Trafford. »Es ist schon spät, und wir haben freie Zimmer, die auf Gäste warten.«
    Evangeline und Astrid nickten einmütig. Lucinda brachte ein unbekümmertes Lächeln zustande. Mina betete, dass Lord Alexander ablehnen würde.
    »Ich fürchte, ich kann Ihre freundliche Einladung nicht annehmen. Ich habe morgen den ganzen Vormittag Termine, und alle Dokumente, die ich dafür benötige, sind auf der Yacht.«
    Astrid und Evangeline stießen kleine Seufzer der Enttäuschung aus. Lord Alexander grinste, ein jungenhaftes, unwiderstehliches Grübchen erschien auf seiner linken Wange. Mina fragte sich, wie viele Frauen ihm wohl schon zum Opfer gefallen waren.
    Genau in diesem Moment erreichte die Kutsche Mayfair.
    »Macht die Fenster auf, damit wir etwas sehen können«, rief Astrid, deren Gesicht vor Aufregung leuchtete. Sie zog an ihrer Seite die Jalousie hoch.
    Mina tat es ihr gleich und schaute dann aus dem Fenster, statt das Interesse ihres Gegenübers zu erwidern.
    Verschwunden war die süße Frische der ländlichen Gegend. Hier roch alles nach Staub und Pferden. Es herrschte reger Verkehr mit gut ausgestatteten Kutschen. Gaslampen erhellten die Nacht, das Licht wurde von den Fassaden der stattlichen Häuser reflektiert, hinter deren Fenster meist Lichter brannten und vielfache Farbtupfer aufblitzen ließen – Seidengewänder und Blumen –, zusammen mit leuchtenden Gesichtern und funkelndem Kristall. Selbst auf der Straße konnte man Gelächter und Musik vernehmen.
    Nach wenigen Minuten hatte der Kutscher sie sicher durch den Verkehr zum Haus der Traffords gebracht. Zwar war es genauso beeindruckend wie die Nachbarhäuser, aber es lag still und dunkel da. Lakaien kamen herbeigeeilt, um den Damen aus dem Wagen zu helfen und sie zwischen zwei hoch aufragenden Gaslaternen hindurch zu den schwarz lackierten Türen zu führen. Momente später versammelten sich alle in der weiten, hohen Eingangshalle, die mit poliertem Holz und Stuckornamenten beeindruckte. Neben der zentralen Treppe standen auf Kopien korinthischer Säulen mehrere große Büsten von bekannten historischen Gestalten. Ein gewaltiger Kronleuchter hing von der gewölbten Decke herab. Aber trotz seiner Größe erreichte sein Licht nicht die äußersten Ecken der Eingangshalle.
    »Alexander, ich konnte unlängst eine Kiste Havannas erstehen. Haben Sie Lust auf eine Zigarre, bis Ihr Pferd eintrifft?«
    »Gewiss.« Lord Alexander schaute in die Runde. »Guten Abend …«
    Mina schaute weg, bevor sich ihre Blicke wieder trafen.
    »… meine Damen.« Seine Stimme hatte einen merklich amüsierten Tonfall.
    Er und Trafford verschwanden durch eine überwölbte Tür.
    Lucinda war bereits halb die Treppe hinaufgestiegen. »Kommt, Mädchen. Es war ein anstrengender Nachmittag, und wir haben morgen viele Termine.«
    Mit raschelnden Röcken ging es weiter hinauf. Evangeline und Astrid warfen sehnsüchtige Blicke in Richtung des Arbeitszimmers ihres Vaters, dann folgten sie mit identischen Seufzern langsam ihrer Stiefmutter nach oben.
    Auf dem Treppenabsatz der ersten Etage blieb Lucinda stehen. »Miss Limpett, kommen Sie nicht mit?«
    Mina antwortete: »Ich weiß nicht, ob ich schon schlafen kann. Ich glaube, ich werde in die Bibliothek gehen und mir etwas zu lesen holen.«
    Lucinda hielt sich eine Hand an die Schläfe, und nach einem langen Moment des Schweigens kam sie die Treppe wieder hinunter. »Ich war heute Abend unverzeihlich in mich gekehrt. Ich habe zugelassen, dass mich meine Beschäftigung mit der Planung des dummen kleinen Gartenfests am Donnerstag abgelenkt hat, obwohl ich mich wirklich ganz und gar um Sie und Ihre schreckliche Tragödie hätte kümmern müssen.« Sie ergriff Minas Hände und schaute ihr ernst in die Augen. Zu Minas Überraschung glänzten Tränen in den Wimpern der jungen Frau. »Bitte, verzeihen Sie mir.«
    Mina hatte den Verdacht, dass Lucindas Gefühlsaufwallung nichts mit dem dummen kleinen Gartenfest oder der Beerdigung

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