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So still die Nacht

So still die Nacht

Titel: So still die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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Haar. »Aber ich muss mir einen schöneren Hut besorgen.«
    »Ich werde dir kaufen, was immer du willst«, versprach er mit heiserer Stimme.
    »Ich werde gleich morgen in die Läden gehen. Und weißt du was … ich werde einen Brief an Astrid und Evangeline schicken und sie einladen, mich bei meinen Einkäufen zu begleiten.«
    Mark verzog das Gesicht. »Warum, wenn sie so schrecklich zu dir waren?«
    »Nicht schrecklich. Sie sind nur verwöhnt. Sie werden zusätzliche Trauerkleider brauchen, bevor sie nach Lancashire reisen. Ich bin ihre angeheiratete Cousine und nächste weibliche Verwandte. Es ist nur recht und billig, dass ich dafür sorge, dass solche Einzelheiten beachtet werden.«
    »Du bist viel zu nett.« Er kam näher und rieb ihre Arme. »Aber das ist es, was dich zu etwas Besonderem macht. Das, und dass du so umwerfend schön bist.«
    »Es freut mich, dass du mich schön findest.« Ihre Wangen bekamen Farbe. Irgendwie zauderte sie. Schließlich ging sie zum Tisch, wo sie nach ihrem Buch griff. »Ich denke, ich werde noch eine Weile lesen.«
    Lesen? Mark runzelte verwirrt die Stirn. Wer wollte lesen, wenn es ein Bett gab?
    Mina klappte den Einband auf und sagte: »Mark. Es ist mir unangenehm, dir das zu sagen.«
    »Was zu sagen?«
    Sie drehte das Buch zu ihm um. »Ich glaube, das Hotel hat Mäuse. Sie haben die Hälfte meines Buches gefressen.«
    Ah, verdammt. Selene war hier gewesen und hatte herumgestöbert. Es war typisch für sein Pech, dass sie außerdem beschlossen hatte, ihren Wortfetisch zu nähren.
    Mit einem einzigen Schritt stand er vor ihr. »Ich werde mit D’Oyly Carte reden. Da dein Buch ruiniert ist …« Er strich ihr über die Wange und hob ihren Kopf an.
    Sie atmete aus … und wandte sich von ihm ab.
    »Mina …«
    Er spürte ihr Widerstreben. Er hatte gewusst, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Sie schüttelte den Kopf und wich vor ihm zurück, bis ihre Schultern die Wand berührten. »Nicht, Mark. Nicht, wenn dir etwas an mir liegt.« Sie lächelte, aber in ihren Augen stiegen Tränen auf.
    »Warum?« Missvergnügen zog seine Mundwinkel herunter.
    »Weil ich so weit davon entfernt bin, mich in dich zu verlieben.« Sie hob Zeigefinger und Daumen und hielt sie einen Zentimeter auseinander. »Sehr nah dran, verstehst du. Ich sage nicht, dass das gestern Nacht ein Fehler war. Das war es nicht. Alles war wunderschön. Ein Traum. Aber bring mich nicht dazu, dich zu lieben. Ich würde zu sehr leiden, wenn du fortgehst. Und du wirst mich verlassen, auf die eine oder andere Weise. Wenn ich dich liebte … ich glaube nicht, dass ich es überleben könnte.«
    Mark stand steif da, benommen von ihren Worten.
    »Gute Nacht, Mark.«
    Er nickte. Sie verschwand im Schlafzimmer. Er stand erstarrt mitten im Zimmer und horchte. Er quälte sich selbst damit, zu belauschen, wie ihr Kleid und ihre Unterröcke raschelten, als sie sie auszog, und wie ihre Haut über die Laken glitt. Schließlich war keine Laut mehr von nebenan zu hören.
    Mark ging zur Balkontür, öffnete sie, trat hinaus und umfasste mit beiden Händen das eiserne Geländer. Luft. Gott, er brauchte Luft. Die Leinenvorhänge zu beiden Seiten der Balkontür flatterten leise im Wind. Verlangen fraß ihn von innen auf, Verlangen, das so vielschichtig und beängstigend wurde durch die schlichte Notwendigkeit, ihr nahe zu sein. Eine einzige Frau. Mina Limpett. Es kostete ihn jede Unze seiner Entschlossenheit, ihre Bitte zu respektieren und sich fernzuhalten.
    Kleopatras Nadel erhob sich über dem Embankment, nur einen Steinwurf entfernt. Er konnte nicht erklären, warum, aber er fühlte sich immer stärker in der Nähe des Gegenstands, obwohl der Obelisk, einer von einem Trio solcher Nadeln, nur wenig Verbindung zu seiner Mutter hatte. Geformt aus rotem Granit, ragten die Obelisken etwa zwanzig Meter hoch auf und hatten schon Jahrhunderte vor der ägyptischen Königin existiert. Sie hatte jedoch befohlen, sie aus der Stadt Heliopolis in das Caesareum in Alexandria zu bringen, einen Tempel, den sie zu Ehren des Mark Anton, seines Vaters, hatte erbauen lassen. Jahrhunderte später hatten Politik und weltliche Mächte dafür gesorgt, dass dieser Obelisk nach London kam. Die anderen befanden sich in Paris und New York.
    »Alexander.«
    Er schaute zu dem Balkon über sich auf. Langes dunkles Haar kräuselte sich im Wind. »Hallo Selene.«
    »Was hast du vom Stallmeister erhalten?«
    »Eine Einladung nach Ascot. In die königliche Loge.«
    Ein übler

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