So still die Toten
Jahren und zwei Monaten.«
»Was ist mit Besuchern?«, bohrte Malcolm. »Es gehen doch dauernd Leute in die Lagerräume.«
Der Junge blätterte erneut in dem schwarzen Ordner. »Den Unterlagen zufolge gab es keinerlei Aktivität, seit die Sachen hier eingelagert wurden.«
Der jugendliche Manager sah zum Fernseher hinüber und dann wieder zurück zu Malcolm. »Kann ich noch etwas für Sie tun?«
Malcolm schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Super. Ich will mir das restliche Spiel ansehen.«
»Hey, sagen Sie Bescheid, wenn Alabama gewinnt«, meinte Malcolm.
Der Junge lachte. »Bestimmt nicht, Mann. Ich bin für Florida.«
Malcolm blickte finster drein. »Na toll.«
Der Junge drückte auf einen Knopf unter dem Schreibtisch, und der Türöffner summte. »Sie können reingehen.«
Malcolm hielt Angie die Tür auf, dann gingen sie schweigend den Flur entlang.
»Während der Fahrt hierher habe ich ein paar Anrufe wegen des Feuers getätigt, durch das das Museum zerstört wurde«, sagte Malcolm.
Angie sah ihn verwundert an. »Warum?«
»Nur so ein Gefühl. Und mal ehrlich, es brechen ganz schön oft Feuer aus, wenn ein Mitglied der Familie Cross im Spiel ist.«
»Und was haben die Brandermittler herausgefunden?«, fragte Angie.
»Sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Kurzschluss in den Stromkreisen des Museums das Feuer verursacht hat. Es konnte keine Brandstiftung nachgewiesen werden.«
»Es war also ein normales Feuer.«
»Möglicherweise. Der Lieutenant meinte, eigentlich hätte es unter Kontrolle gebracht werden können, aber die Sprinkleranlage hat nicht funktioniert. Das Feuer hat sich rasch ausgebreitet und das Gebäude innerhalb von einer halben Stunde zerstört.«
»Ich erinnere mich an den Brand. Es war nur wenige Tage nach Dads Tod.«
»Das muss schlimm gewesen sein.«
Angie schüttelte den Kopf. »Ich bin froh, dass er es nicht mehr erlebt hat.«
»War Ihr Vater ein Mensch, der so wichtige Dinge wie die Wartung einer Sprinkleranlage vergessen hätte?«
»Meiner Erinnerung nach hat er niemals etwas auf die leichte Schulter genommen, was mit dem Museum zu tun hatte.« Sie seufzte. »Aber vielleicht hatte er ja vor, die Anlage reparieren zu lassen. Sein Herzinfarkt kam vollkommen überraschend.«
»Ich frage mich, warum er diesen Raum für zwanzig Jahre gemietet und im Voraus bezahlt hat.«
»Ich weiß es nicht.«
Sie fanden den Lagerraum, und Angie öffnete das große, schwere Schloss. Ihre Hände zitterten nicht, aber ihr Körper wirkte verkrampft. Die Kette fiel hinab und schlug scheppernd gegen die Tür.
Malcolm griff um Angie herum, stieß die Tür auf und schaltete das Licht ein. Neonröhren flackerten auf und tauchten eine Reihe von Holzkisten in ein hartes Licht. Jede Kiste war mit einer Schablone beschriftet.
VALENTINE-AUSSTELLUNG. NEWMAN-ZIMMER. FLAGGENZIMMER.
Malcolms Blick glitt über die Kisten. »Also, wo fangen wir an?«
Angie stützte die Hände in die Hüften. »Ich weiß nicht.«
»Sie haben keine Ahnung, was hier drin ist?«
»Nicht die geringste.«
»Sie wissen seit sieben Jahren von diesem Raum und waren nie neugierig?«
»Ich mochte das Museum nicht besonders.« Sie schüttelte den Kopf. »Das trifft es nicht ganz. Ich habe es gehasst.«
»Warum?«
»Das Museum war für meinen Vater das Wichtigste auf der Welt. Ich wusste es, und ich glaube, meine Mutter auch.«
Malcolm schüttelte den Kopf. »Wieso haben Sie das alles dann behalten?«
»Keine Ahnung. Es gab bei meinem Vater vieles, was ich nicht verstand. Ich habe wohl gehofft, eines Tages würde ich die Kraft haben, mir all das anzusehen, was ihm so viel bedeutet hat.«
»Arbeiten wir uns von vorne nach hinten durch.«
»Okay.« Es mussten an die vierzig Kisten unterschiedlicher Größe sein. Ihre Suche würde einen Großteil des Nachmittags in Anspruch nehmen.
Malcolm nahm das Brecheisen und schob es unter den Rand der ersten Kiste. Ein schneller Ruck, dann lösten sich die Nägel in den Ecken, und der Deckel ließ sich anheben. Die Kiste war mit Schaumstoff ausgepolstert. Ein kurzer Griff ins Innere förderte Vasen zutage, die in Schaumstoff eingewickelt waren.
»Das wird ein langer Nachmittag«, meinte Angie.
»Willkommen in der Welt der Polizei. Wir wühlen uns durch eine Menge Heu, um die Nadel zu finden.«
In den nächsten Kisten fanden sich ähnliche Dinge: eine Reihe staubiger Speere, eine Gewehrsammlung, Gemälde, Keramikscherben. Schließlich öffneten sie eine Kiste, die unzählige Fotos
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