So still die Toten
aussetzen.«
»Sie ist ein großes Mädchen«, meinte Malcolm.
»Ich kriege einiges mit, was andere nicht mitkriegen«, sagte Garrison. »Louise Cross hat bei ihr emotionale Narben hinterlassen, die niemals heilen werden. Und jetzt, wo sie schwanger ist …«
»Sie ist schwanger?«
Garrison entspannte sich ein wenig. »Ja. Wir heiraten, sobald wir es einrichten können.«
Malcolm nickte. »Ich hätte nicht gedacht, dass du es draufhast, Alter.«
»Ab und zu schon.« Garrisons Stimmung verdüsterte sich wieder. »Ich will nicht, dass sie mit dieser Frau Kontakt hat.«
»Garrison hat recht«, mischte Angie sich ein und kam näher.
»Sie haben wohl Ohren wie ein Luchs«, sagte Malcolm.
»So ungefähr«, antwortete sie. »Wir müssen Eva da raushalten.« Die Härte in ihrer Stimme verhieß eine Menge Ärger für jeden, der etwas anderes vorhatte.
»Wir müssen mit Louise reden«, beharrte Malcolm.
»Vielleicht begnügt sie sich mit der zweiten Wahl«, meinte Angie. »Mit mir.«
Malcolm sah sie direkt an. »Mit Ihnen?«
»Ich rede mit Louise und frage sie alles, was Sie wollen. Vereinbaren Sie das Gespräch.«
Nun war es an Malcolm, beunruhigt zu sein. »Es wird nicht leicht für Sie werden. Falls sie etwas über Ihren Vater weiß, wird sie es ganz sicher gegen Sie verwenden.«
Angie schüttelte den Kopf. »Soll sie doch.«
»Also kann ich es arrangieren?«, fragte Garrison.
»Sobald ich mit Micah Cross geredet habe«, erwiderte Angie.
»Mit dem? Warum?« Malcolm verbarg seinen Missmut nicht.
»Ich bin ihm gegenüber zu Offenlegung verpflichtet. Außerdem hat er letztes Jahr mit der Polizei kooperiert. Ich glaube nicht, dass er ein Problem mit dem Besuch haben wird.«
»Und wenn doch?«
Sie presste die Lippen zusammen. »Damit befassen wir uns, wenn es so weit ist.«
»Mir gefällt das nicht.«
»Detective Kier, wenn es Ihre Mutter wäre, würden Sie es auch wissen wollen.«
»Meine Mutter führt ein Restaurant. Sie ist keine Serienmörderin, die eine lebenslange Haftstrafe verbüßt.«
»Selbst wenn Ihre Mutter drei Köpfe hätte, wäre es Ihnen wichtig. Sie sind jemand, für den die Familie im Mittelpunkt steht.«
»Kann schon sein.«
Ja
.
»Dreißig Jahre Untätigkeit sind eine lange Zeit für einen Mörder.«
»Es ist selten, aber nicht unmöglich.« Er sah sie an und forschte nach Anzeichen von Beklommenheit. »Sie haben keine Angst, sie zu besuchen?«
»Ich bitte Sie. Ich bin eine Meisterin der Manipulation. Ich habe schon eine Menge Häftlinge befragt.«
»Bei ihr ist es etwas anderes.« Malcolm beugte sich vor und senkte leicht seine Stimme. »Das wissen wir beide. Sie ist möglicherweise der Schlüssel zu einem ungelösten Mordfall, und Sie sind der Schlüssel zu ihr.«
»Und? Ich gehe auf ihre Fantasien bezüglich Eva ein und bringe sie dann dazu, sich zu öffnen. Wir haben nichts zu verlieren.«
Er konnte ihr nicht länger widersprechen. »Im Moment haben wir in diesem Fall nichts. Rein gar nichts. Wir müssen die Chance nutzen, dass sie vielleicht redet.«
Angie stieß einen Seufzer aus, drehte sich um und ging durch den Flur zu einem Schreibtisch, auf dem sie ihren Blackberry zurückgelassen hatte. Sie rief den Kalender auf. »Wann wollen Sie fahren?«
Malcolm folgte ihr. »Die Fahrt dauert zwei Stunden. Wäre Ihnen Montagmorgen recht?«
»Heute Abend um sieben habe ich einen Termin mit Micah Cross. Da habe ich die Gelegenheit, seine Zustimmung einzuholen. Sind Sie ein Morgenmensch?«
»Ich bin alles, was ich gerade sein muss.«
»Wie wär’s mit Montag früh um sechs? Da muss ich nicht ins Gericht und kann abends die Arbeit nachholen.«
»Okay.«
»Sie wirken überrascht, Detective.«
»Ich bin daran gewöhnt, dass Sie uns Steine in den Weg legen, und nicht, dass Sie Probleme lösen.«
»Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe eine Seele.«
Diesmal klang sein Lachen echt. »Das sagen die Kinder der Nacht immer.«
Charlotte traf um Viertel nach sechs bei der Kanzlei ein. Sie und Angie waren für neunzehn Uhr mit Micah Cross verabredet, um den Vertrag durchzusprechen, den sie aufgesetzt hatte.
Charlotte kam gern etwas früher. So hatte sie Zeit, sich vorzubereiten und ihre Checkliste durchzugehen. Waren die Türen abgeschlossen? Die Fenster gesichert? Keine Unholde in den Toiletten? Wenn Iris oder Angie hier waren, konnte sie sich diese Prozedur verkneifen, aber wenn sie allein war, überprüfte sie alle Orte, an denen sich Schurken verstecken konnten.
Idiotisch.
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