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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Altstadt von Alexandria oder stand auf der Treppe des Gerichtsgebäudes. »Sein nächstes Opfer.«
    Malcolm ballte die Fäuste. »Angie Carlson.«
    Es war fast vier Uhr morgens, als Angie nach einem Anruf von Kier bei Dr. Dixons Haus ankam. Die Stimme des Detectives, die schon unter normalen Umständen barsch war, hatte messerscharf geklungen und sie schlagartig hellwach werden lassen. Ohne irgendwelches Vorgeplänkel hatte er ihr gesagt, sie müsse sofort herkommen. Sie hatte Jeans und Sweatshirt angezogen und war in ein Paar Halbschuhe geschlüpft.
    Vor dem Haus standen Polizeiautos, deren Blaulicht im Dunkeln blinkte. Der Wagen der Spurensicherung blockierte die halbe Straße.
    Mehrere Häuser weiter fand Angie einen Parkplatz und näherte sich dem Chaos zu Fuß. Der Vorgarten war mit gelbem Plastikband abgesperrt worden, wie es bei Tatorten üblich war. Sie ging auf einen uniformierten Beamten zu.
    »Mein Name ist Angie Carlson. Detective Kier hat mich angerufen.« Sie wollte ihren Führerschein aus der Brieftasche holen, um sich auszuweisen.
    Der Polizist hob abwehrend die Hand. »Ich weiß, wer Sie sind.« Er händigte ihr ein Paar Plastikhandschuhe aus. »Sie finden ihn im ersten Stock.«
    Angie tauchte unter dem Absperrband hindurch und zog die Handschuhe an, während sie auf das Haus zuging. An der Eingangstür nahm ein weiterer Polizist sie in Empfang und führte sie die Treppe hinauf nach oben. Im Haus herrschte geschäftiges Treiben, Kameraauslöser und Gespräche waren zu hören, Polizisten durchsuchten die Räume.
    Angie fand Malcolm im hintersten Zimmer. Er und Garrison beugten sich über einen Tisch mit Fotos und wirkten sehr beschäftigt.
    Als Angie die Fotos an den Wänden sah, erstarb ihr die Begrüßung auf den Lippen. Die Frauen starrten sie mit schmerzverzerrten Gesichtern an und schienen sie um Hilfe zu rufen. Die Fotos waren so scharf und wirkten so lebendig, dass Angie die Schreie der Frauen zu hören glaubte. Einen Augenblick lang wurde ihr fast schlecht.
    Oh Gott, und sie hatte dieses Ungeheuer verteidigt. Sie hatte ihre juristischen Kenntnisse genutzt, um seinen Freispruch zu erwirken.
    »Carlson.« Malcolms tiefe Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
    Sie straffte die Schultern. »Detective.«
    »Interessanter Einblick in den Kopf Ihres Mandanten, nicht wahr?«
    »Er ist nicht mehr mein Mandant.« Ihre Stimme war nicht so fest, wie sie es sich gewünscht hätte.
    »Aber als er es noch war, haben Sie bei seiner Verteidigung einen verdammt guten Job gemacht. Durch Sie ist er freigekommen.« Seine Worte klangen bitter.
    Zorn und Schuldgefühle stiegen in Angie auf. »Ich habe gute Arbeit geleistet, Detective. Und wenn Sie Ihre Arbeit besser gemacht hätten, wären wir nicht hier.«
    Malcolms Miene verfinsterte sich.
    Angie umklammerte den Griff ihrer Handtasche. »Haben Sie mich hergerufen, um mit mir zu streiten?«
    »Nein.«
    »Warum dann?« Die grotesken Fotos hinter seinem Rücken schienen sie zu verhöhnen. Sie wollte die Zerstörung nicht sehen, die Dixon angerichtet hatte.
    »Ihr Mandant hat wieder eine Frau getötet.«
    Kier warf ihr einen Köder hin, ließ seinen Zorn an ihr aus. Ein Teil von ihr wusste, dass seine Wut berechtigt war. »Er ist nicht mein Mandant«
    Kier runzelte die Stirn, als würde er ihr nicht glauben. »Ich will verdammt noch mal sichergehen, dass Sie nichts verbergen, was uns helfen könnte.«
    »Ich habe seit über einer Woche nicht mit ihm gesprochen.«
    »Er hat keinerlei Kontakt mehr zu Ihnen aufgenommen?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    Angie beugte sich so dicht zu Kier herüber, dass sie seinen Körpergeruch wahrnahm. »Nennen Sie mich ruhig Miststück. Nennen Sie mich Barrakuda. Nennen Sie mich meinetwegen auch Königin der Nacht. Es ist mir egal. Aber bezichtigen Sie mich nicht der Lüge, Detective. Ich habe Ihnen bei diesem Fall geholfen, so gut ich konnte.«
    Malcolm machte keine Anstalten, den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. Er starrte sie so durchdringend an, dass sie sich fragte, ob er versuchte, ihre Gedanken zu lesen. »Es gibt noch etwas, das Sie sehen sollten.«
    Angie wollte nichts mehr sehen, sie wollte nur noch weg von hier. Sie wollte eine schummerige Bar aufsuchen und sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken. »Dann los.«
    Er führte sie zu dem Tisch, an dem er mit Garrison gestanden hatte. »Sehen Sie sich das an.«
    Sie wappnete sich, schaute hin, und sofort zog sich alles in ihr zusammen. Auf den Fotos war sie zu sehen.

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