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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Donovan die Tatsachen verdreht hatte, konnte es sein, dass jemand es auf die Menschen abgesehen hatte, für die sie als Anwältin arbeitete.
    Die Wohnungstür wurde geöffnet, und als Angie den Kopf hob, sah sie Malcolm. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten. Am liebsten wäre sie ihm entgegengelaufen und hätte ihn fest umarmt. Aber irgendwie fühlte sich das intimer an als die Erlebnisse der letzten Nacht.
    »Hey.« Sie schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein und holte Milch aus dem Kühlschrank. Sie stellte beides auf den Tisch und beobachtete, wie er die Jacke auszog. An seinem Gürtel hingen Pistolenholster, Handy und Handschellen.
    Malcolm goss Milch in seinen Kaffee, schenkte ihr ein rasches Lächeln und trank einen Schluck. »Danke.«
    Sorge um ihn wallte in Angie auf. »Du musst todmüde sein.«
    Er beugte sich vor und küsste sie auf die Lippen. »Ich will mich nicht beschweren.«
    Angies Unbehagen löste sich auf. »Weswegen musstest du letzte Nacht weg?«
    »Ein Brand. Wir haben zwei Leichen gefunden.«
    »Wisst ihr schon, wer die Opfer sind?«
    »Ganz in der Nähe stand Dixons Wagen. Wir glauben, dass es sich bei einer der Leichen – oder dem, was davon übrig ist – um ihn handelt.«
    »Und die andere Leiche?«
    »Wir haben auch Donovans Auto gefunden. Eine Leiche lag an der Hintertür. Die Brandermittler vermuten, dass Donovan das Feuer gelegt und versucht hat, das Gebäude zu verlassen, die Flammen ihn aber eingeholt haben, bevor er entkommen konnte.«
    »Dixon und Donovan?«
    »Wir müssen noch auf die Bestätigung warten.«
    »Sie sind also vielleicht beide tot?« Angie warf einen Blick auf die Zeitung. »Ich habe gerade eben Donovans Artikel gesehen. Er muss ihn gestern geschrieben haben.«
    Malcolm schaute auf die aufgeschlagene Zeitung. »Ich hatte gehofft, ich könnte sie verschwinden lassen, bevor du sie in die Hände bekommst.«
    »Tja, Pech. Ich habe Donovans liebenswürdiges Geschreibsel schon komplett gelesen.« Angie rang sich ein Lächeln ab. »Ob er nun tot ist oder nicht, es kann gut sein, dass ich mir über kurz oder lang eine neue Arbeit suchen muss.«
    »Angie, du bist gut in deinem Job. Deine Mandanten werden dich deswegen nicht gleich fallen lassen.«
    »Donovan hasst mich so sehr.«
    »Ich habe ein paar Leute bei der Zeitung angerufen. Keiner hat ihn gesehen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er imstande wäre, einen Mord zu begehen.«
    »Allein vielleicht nicht, aber gemeinsam mit Dixon könnte er den Mut aufgebracht haben. Alexandria ist ein großes Dorf. Sie können sich bei allen möglichen Gelegenheiten über den Weg gelaufen sein.«
    »Irgendwie bricht gerade alles über mir zusammen.«
    Malcolm stellte die Tasse ab und nahm Angie in die Arme, als hätte er das schon tausend Mal getan. »Wir werden der Sache auf den Grund gehen, aber bis wir Beweise haben, möchte ich, dass du vorsichtig bist.«
    Gott, wie leicht wäre es, diesen Mann zu lieben. Sie küsste ihn. Die letzte Nacht hatte etwas in ihr ausgelöst. Zum ersten Mal seit langer Zeit wollte sie mehr.
    Doch eine leise, beharrliche Stimme in ihrem Hinterkopf warnte sie davor, sich in ihn zu verlieben. Auch wenn das, was zwischen ihnen war, im Moment hell loderte, würde es irgendwann von den Belastungen des Alltags und unterschiedlichen Prioritäten begraben und schließlich ausgelöscht werden.
    Malcolm nahm sie bei der Hand und zog sie zu den zerwühlten Laken. Sie folgte ihm in dem Bewusstsein, dass es das letzte Mal sein würde, dass sie sich liebten.
    Angies Telefon im Büro klingelte um Punkt zehn Uhr. Sie betätigte die Sprechanlage und tippte gleichzeitig weiter auf der Tastatur ihres Laptops. »Was gibt’s, Iris?«
    »Mr Micah Cross ist hier und möchte mit Ihnen sprechen.« Iris senkte die Stimme. »Und er sieht alles andere als glücklich aus.«
    Angie nahm den Hörer auf. »Danke, Iris. Ist er im Konferenzraum?«
    »Ja.«
    »Wo ist Charlotte?«
    »Im Gericht.«
    »Danke.«
    Angie stand auf. An diesem Morgen hatte sie sich bereits einigen Anrufen von Mandanten gestellt und rechnete durchaus damit, dass irgendwann einer bei ihr in der Kanzlei auftauchte. Dennoch freute sie sich nicht auf die Begegnung. Sie strich ihre Bluse glatt, nahm die Kostümjacke vom Haken hinter der Tür und schlüpfte hinein.
    Sie wusste schon seit Langem, dass man zwar Angst haben, sie jedoch niemals zeigen durfte. Also bemühte sie sich um eine professionelle Haltung, lockerte die Schultern und straffte den Rücken.
    Mit

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