So still die Toten
Straße?«
»Zu einem kleinen Parkplatz. Die Hausbewohner dürfen ihn benutzen.«
»Marty Gold meinte, Sierra habe Briefe bekommen.«
»Das hat sie mal erwähnt. Sie dachte, sie kämen von ihrem Ex.«
»Von welchem Ex?«
»Da weiß ich auch nicht mehr als Sie.«
»Wissen Sie, wo die Briefe sind?«
»Wahrscheinlich hier irgendwo vergraben.«
Garrison zog eine Visitenkarte aus der Jackentasche und reichte sie Zoe. »Rufen Sie mich an, wenn Sie irgendetwas hören?«
Sie musterte die Karte. »Klar. Kann ich das Zimmer leerräumen, oder wollen Sie, dass ich damit noch warte?«
»Ich würde gerne jemanden von der Spurensicherung herschicken, damit er sich den Raum ansieht.«
Zoe Morgan betrachtete das Durcheinander, als würde es sie gruseln. Sie war eine Frau, die gerne die Kontrolle behielt. Die Unordnung in diesem Zimmer musste ihr ähnlich zusetzen wie ihre Verletzung.
»Hat es Ihnen etwas ausgemacht, Lulus Erfolg mitzuerleben?«
Zoe presste die Lippen zusammen. »Sie hat alle Regeln gebrochen. Ich habe mich an die Regeln gehalten. Am Ende hat sie es geschafft und ich nicht.«
»Bis sie ermordet wurde.«
Zoe schüttelte den Kopf. »Ich werde nie wieder tanzen. Punkt. Sierras Tod ändert daran nichts.«
»Vielleicht macht er es ein wenig erträglicher.«
Zorn blitzte in ihren Augen auf. »Das macht ihr Cops also? Lächerliche Behauptungen aufstellen, in der Hoffnung, mal einen Treffer zu landen?«
Malcolm beugte sich ganz leicht vor und kam ihr dadurch ein bisschen zu nahe. »Man weiß nie, wann man mal einen dicken Fisch an der Angel hat.«
8
Mittwoch, 5. Oktober, 18:30 Uhr
Iris erschien in Angies Tür. Sie hatte ihren Mantel an und hielt ihre hübsche, kleine Tasche in der Hand. »Wir haben einen unangemeldeten Besucher.«
Hinter Angies linker Schläfe pochte ein dumpfer Schmerz. »Wen denn?«
Die feinen Linien um Iris’ Mund vertieften sich. »Dr. James Dixon.«
Langsam legte Angie ihren Füller auf den Schriftsatz, den sie gerade aufsetzte. »Wie bitte?«
»Er steht im Eingangsbereich und möchte Sie sprechen.«
Angie rieb sich den Nasenrücken. Das letzte Mal war er nach seinem Prozess hier gewesen und hatte ihr ein gemeinsames Date vorgeschlagen. »Ich habe keine Zeit für ihn. Ich muss sowieso schon bis Mitternacht arbeiten.«
»Er wird nicht gehen, bevor er nicht mit Ihnen gesprochen hat.« Iris zupfte am Ärmel ihrer Kostümjacke. »Mein erster Gedanke war ja, die Cops zu rufen und ihn rauswerfen zu lassen. Aber manchmal reagiere ich über, daher wollte ich zuerst nachfragen.«
Iris hatte Dixon noch nie leiden können und gab sich auch keine Mühe, ihre Abneigung ihm gegenüber zu verbergen.
Obwohl auch Angie nicht viel für Dixon übrig hatte, bemühte sie sich, die Situation nüchtern zu betrachten. »Das Letzte, was ich brauchen kann, ist Getratsche darüber, wie Angie Carlson, der Barrakuda, die Polizei rufen musste, um James Dixon festnehmen zu lassen.« Die Nachricht von dem Einsatz würde im Präsidium wie ein Lauffeuer die Runde machen. Angie würde zur Lachnummer werden.
»Sie würden ja nicht anrufen, sondern ich.«
Angie stand auf. »Lieber nicht.«
In Iris’ Augen lag Missbilligung. »Sie sprechen also mit ihm?«
»Geben Sie mir eine Minute Zeit und schicken Sie ihn mir dann rein.«
Iris schüttelte den Kopf. »Ich bleibe, bis er wieder geht.«
»Das wird nicht nötig sein. Wenn Dixon überhaupt auf etwas Wert legt, dann auf gute Manieren und auf das Bild, das er in der Öffentlichkeit abgibt. Er will genauso wenig Ärger wie ich. Außerdem ist Charlotte hier, und Sie haben heute Abend Ballettstunde.«
Iris nahm ihr Telefon aus der Tasche. »Ich lasse mein Handy an.«
Angie lächelte. »Ist nicht nötig, aber danke.«
Sie strich sich über das Haar, um die Strähnen zu glätten, die sich womöglich aus ihrem Knoten gelöst hatten. Dann schlüpfte sie in ihre Kostümjacke und hatte gerade den Knopf geschlossen, als Dixon erschien.
Er wirkte so sanftmütig – ein biederer, korrekter Mann, der eher für Bücher und Bibliotheken als für die plastische Chirurgie geschaffen zu sein schien. Älteren Leuten nickte er auf der Straße freundlich zu; er hielt Frauen die Tür auf; er erhob sich immer, wenn eine Dame stand. Und der Aussage der drogensüchtigen Lulu Sweet zufolge hatte er sie beinahe erwürgt, während er seinen Körper in sie hineinrammte.
»Dr. Dixon.« Angie blieb hinter ihrem Schreibtisch stehen, da sie nicht das Bedürfnis verspürte, vorzutreten
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