Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
Vom Netzwerk:
grinste, als wollte er kundtun, dass er keine Ahnung hatte, worum es ging. Er überquerte die Bühne, sprang herunter und kam auf sie zu. »Was kann ich für Sie tun?«
    Gold war kein gut aussehender Mann wie Humphrey. Seine Nase war leicht nach links gebogen, als wäre sie ein paar Mal gebrochen worden, und seine dunklen Augen standen weit auseinander. Mit seiner muskulösen Gestalt und den großen Händen sah er aus, als wäre er an körperliche Arbeit gewöhnt. Er war vom Typ her eindeutig ungehobelter als Humphrey.
    »Sierra Day. Wir wollen Ihnen einige Fragen über sie stellen.«
    Sein Blick wurde wachsam. »Was erzählt sie denn über mich? Falls sie das behauptet haben sollte – ich habe ihr Auto nicht geklaut. Sie hat gesagt, ich darf es benutzen. Und die Delle an der hinteren Stoßstange ist nicht von mir. Das war sie selbst.« Er hielt immer noch den Schädel in der Hand, doch sein Griff war merklich verkrampfter als zuvor.
    »Sie hat sich nicht über Sie beschwert, Mr Gold.«
    Der Schauspieler entspannte sich ein wenig. »Was hat sie getan?«
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Vor einer Woche. Wir waren an dem Abend zusammen.«
    »Wir haben gehört, Sie beide hätten sich getrennt«, meinte Malcolm.
    »Haben wir auch, aber das ist kein Hindernis, ein bisschen Spaß zu haben.«
    »Vor einer Woche, also letzten Mittwoch?«
    »Ja. Wir waren auf einer spontanen Theaterparty. Es war toll.« Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ich kann Ihnen versichern, der Sex war einvernehmlich.«
    »Das bezweifle ich nicht.«
    »Wenn sie sich nicht über mich beschwert hat, wieso sind Sie dann hier?«
    Statt zu antworten, konterte Malcolm mit einer Gegenfrage. »Womit verdienen Sie Ihr Geld?«
    »Ich arbeite auf dem Bau«, antwortete Gold.
    »Wo?«
    »Die Baustelle ist draußen in Fairfax.«
    »Haben Sie in letzter Zeit Arbeitstage versäumt?«
    »Nein. Sie können meinen Chef fragen. In den letzten zwei Wochen habe ich Überstunden gemacht, damit ich mir für die Proben freinehmen konnte.« Er nannte ihnen Namen und Telefonnummer seines Chefs.
    Malcolm notierte sich alles. »Und Sie kommen immer gleich nach der Arbeit hierher?«
    Gold zog die Augenbrauen zusammen. »Sie können jeden fragen. Ich wohne schon fast hier. Worum geht es denn?«
    »Wir haben Sierras Leiche gefunden. Wir versuchen, zu rekonstruieren, was sie zuletzt getan hat«, erwiderte Malcolm.
    Das nahm Marty Gold den Wind aus den Segeln. »Oh. Das ist ja schrecklich.«
    »Ja. Schrecklich. Das letzte Mal haben Sie sie also auf der Party gesehen?«
    »Ja, und sie war quietschfidel. Als wir fertig waren, meinte sie, sie hätte einen besseren Kerl, der auf sie wartete. Er war reich. Sie ist dann gegangen, um sich mit ihm zu treffen.«
    »Hat dieser Kerl einen Namen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ist Ihnen irgendjemand aufgefallen, der besonderes Interesse an ihr zeigte?«
    »Sierra zog Männer an wie das Licht die Motten. Sie wusste sich in Szene zu setzen, und wenn sie wollte, brachte sie einen Raum zum Strahlen. Wenn Sierra auf eine Party kam, wurde es immer lustig. Und nur damit das klar ist, ich hab ihr diese Briefe nicht geschickt.«
    »Welche Briefe?«
    »Die, in denen stand, dass sie hübsch ist.«
    »Wo hat sie die gefunden?«
    »Vor der Wohnungstür. Unterm Scheibenwischer. Auf dem Schminktisch. Der Kerl hat ihr sogar einen Anhänger aus Elfenbein geschenkt.«
    »Wo könnten die Briefe und der Schmuck jetzt sein?«
    »Bei Zoe wahrscheinlich.«
    »Zoe Morgan, ihrer Mitbewohnerin?«, fragte Garrison.
    »Ja.«
    Sie hatten schon bei ihr angerufen, sie aber nicht erreicht.
    »Gehen Sie zu Zoe«, meinte Gold. »So wie ich Sierra kenne, liegt ihr ganzes Zeug immer noch auf einem Haufen im Gästezimmer.«
    Zoe Morgans Wohnung lag im dritten Stock, über einer Boutique, in deren Schaufenster ein Schild mit der Aufschrift GESCHÄFTSAUFGABE hing. Es gab keinen Aufzug. Die Ladenregale sahen aus, als hätte man sie geplündert, und nur ein paar desinteressierte Frauen schlenderten dazwischen herum.
    Die beiden Detectives stiegen die Treppe hoch. Aus einer der Wohnungen im zweiten Stock duftete es nach Brathähnchen. Hinter einer anderen Tür waren ein Fernseher und die laute Stimme einer Frau zu hören.
    Polizeiarbeit war selten so glanzvoll wie das, was man im Fernsehen zu sehen bekam. Sie bestand aus einer Menge banaler Knochenarbeit und förderte viel zu viele Informationen zutage, die man nach den wenigen Goldklümpchen durchsieben musste. Doch

Weitere Kostenlose Bücher