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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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und ihm die Hand zu reichen.
    Er lächelte und wirkte aufrichtig erfreut, sie zu sehen. »Ms Carlson, es ist viel zu lange her. Wann war es noch gleich?«
    »Vor über einem Jahr.«
    »Viel zu lange.« Er trat an den Schreibtisch und streckte ihr die Hand entgegen.
    Sie ergriff sie und ließ zu, dass seine glatten, langen Finger ihre Hand umschlossen und sie leicht drückten. Blitzartig sah sie vor ihrem inneren Auge, wie diese Hände sich um Lulus Hals legten.
    Sie zog ihre Hand weg. »Was kann ich für Sie tun, Dr. Dixon?«
    Die dunklen Augen zuckten zu ihren Händen und dann zurück zu ihrem Gesicht. »Ich würde gerne wieder Ihre Dienste in Anspruch nehmen. Heute Nachmittag ist die Polizei zu mir in die Praxis gekommen, um mich wegen des Todes einer meiner Patientinnen zu befragen. Sierra Day. Sie war Schauspielerin, und offensichtlich ist sie gestern Abend tot aufgefunden worden.«
    »Wie ich Ihnen schon bei unserem letzten Zusammentreffen gesagt habe, werde ich Sie nicht wieder vertreten. Unsere geschäftliche Beziehung ist beendet.«
    »Ich hatte gehofft, Sie hätten Ihre Meinung vielleicht geändert.« Er rückte seine Krawatte zurecht. Mit einem Nein war er noch nie gut zurechtgekommen.
    »Keineswegs.«
    Er legte die Fingerspitzen auf ihren Schreibtisch, wie eine Spinne auf der Suche nach einem Ausgangspunkt für ihr Netz. »Ich habe nie verstanden, warum Sie mich nicht mehr vertreten wollten. Ich wurde für nicht schuldig befunden. Ich habe pünktlich bezahlt. Ich war ein guter Mandant.«
    Und Sie haben mir monatelang Albträume beschert
. »Ich werde Sie nicht mehr vertreten, mehr brauchen Sie nicht zu wissen.«
    Er beugte sich vor, und sie nahm ganz leicht sein Aftershave wahr. »Glauben Sie, dass ich schuldig bin?«
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken. »Sie haben mir mehrere Male versichert, Sie seien unschuldig, und ich muss Sie beim Wort nehmen.«
    »Aber Sie glauben mir nicht.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Das brauchen Sie nicht. Ihr Verhalten spricht Bände.«
    Er spielte gern Spielchen. Und je länger er sie am Reden hielt, desto länger machte sie bei dem kranken Spiel mit, das er womöglich ausgeheckt hatte. »Doktor …«
    »Fragen Sie mich doch.«
    »Was soll ich Sie fragen?«
    »Fragen Sie mich, ob ich die verschwundenen Prostituierten umgebracht habe. Man hat versucht, diese arme, durchgeknallte Lulu Sweet gegen mich auszuspielen. Sie dachten, wenn ich wegen ihr verurteilt würde, würde ich irgendwann zusammenbrechen und die anderen Morde gestehen.«
    Dixon hatte die Sache mit Lulu nicht vergessen.
    In Angies Magen ballte sich die Furcht wie ein kalter Klumpen zusammen. Sie erinnerte sich noch an die Polizeifotos von Lulu. Gesicht und Körper waren mit Blutergüssen und Schnittwunden übersät gewesen. »Wir haben dieses Gespräch bereits geführt, Doktor.«
    »Ich habe niemanden getötet.«
    Seine körperliche Nähe verursachte Angie eine Gänsehaut. Er mochte zwar keinen Mord begangen haben, aber allein schon die Erinnerung an das, was er Lulu angetan hatte, machte sie krank. »Es wird Zeit, dass Sie gehen.«
    »Ich mache Sie nervös.«
    »Überhaupt nicht.«
    Er lächelte. »Doch.«
    Plötzlich änderte sie ihre Entscheidung bezüglich der Cops. Sie würde sie anrufen, damit dieser Mann ihr Büro verließ, selbst wenn das bedeutete, dass sie sich zum Gespött machte. »Sie müssen jetzt gehen.«
    »Wir sind noch nicht fertig.«
    »Gehen Sie, sonst rufe ich die Polizei.«
    Sein aufgesetztes Draufgängertum bröckelte ein wenig. »Das würden Sie nicht tun.«
    Sie griff zum Telefon. »Seit dem Prozess sollten Sie eigentlich wissen, dass ich nie leere Drohungen ausspreche.« Sie wählte die Neun, dann die Eins. »Gehen Sie, sonst wähle ich zu Ende.«
    Er löste seine Finger vom Schreibtisch und richtete sich auf. »Ich verstehe Sie nicht.«
    Sie fragte nicht, was er damit meinte. Er zog das Gespräch in die Länge, um seinen Besuch weiter auszudehnen. Sie wählte die letzte Eins, hörte das Klingelzeichen und nahm den Hörer vom Ohr, damit auch er es hören konnte. »Notrufzentrale. Bitte nennen Sie Ihr Anliegen.«
    Angies Blick blieb weiter fest auf Dixon gerichtet. So gern er auch Spielchen mit ihr spielte, Ärger mit der Polizei konnte und wollte er nicht riskieren. Rückwärts verließ er das Büro und salutierte, bevor er verschwand.
    Angie behielt die Tür im Auge, für den Fall, dass er zurückkam.
    »Notrufzentrale. Bitte nennen Sie Ihr Anliegen.«
    »Entschuldigung. Ich

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