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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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hast recht, dann würde das bedeuten, dass er mit jemandem zusammenarbeitet.«
    »Die Neigungen, die ihn schon einmal in Schwierigkeiten gebracht haben, sind ja nicht verschwunden.«
    Garrison zuckte erneut die Schultern. »Dixon hat so seine Lieblingsplätze. Vielleicht schaue ich mir heute Abend ein paar davon an.«
    »Ich komme mit.«
    »Nein. Zusammen fallen wir stärker auf.«
    Garrison grinste und nickte.
    Die Tür des Bagel-Shops ging auf, und aus Gewohnheit schaute Malcolm hin. Als er Angie Carlson in den Laden kommen sah, stutzte er. Sie erinnerte ihn an eine Königin, kühl und unnahbar und so zugeknöpft, dass er sich fragte, ob sie jemals frei durchatmete. Ihr blondes Haar war zu einem festen Knoten nach hinten frisiert und noch feucht, zweifellos von ihrem morgendlichen Schwimmtraining. Die Erinnerung daran, wie sie tropfnass in ihrem roten Badeanzug vor ihm gestanden hatte, blitzte vor seinem inneren Auge auf, und er bekam eine Erektion.
    Mist. Es hatte nichts Gutes zu bedeuten, wenn dafür schon die spröde Ms Carlson genügte. Es war zwei Wochen her, dass er und Olivia sich zuletzt gesehen hatten, und er musste wirklich mal wieder etwas Zeit mit ihr allein verbringen.
    »Die böse Hexe am frühen Morgen«, meinte er.
    Garrison hatte sie schon bemerkt. »Was sie wohl hier will?«
    Angie Carlson bemerkte die beiden und durchquerte den Raum mit schnellen, effizienten Schritten. Das Klappern ihrer zehn Zentimeter hohen Absätze veranlasste Malcolm, den Blick über ihre langen, wohlgeformten Beine wandern zu lassen. Bei der guten Angie Carlson hätte er eher praktische Omaschuhe vermutet als aufreizende Pumps.
    Garrison stand auf. »Angie. Was führt Sie hierher? Geht’s Eva gut?«
    Sie lächelte ihn an. »Eva geht es bestens. Ich muss beruflich mit Ihnen sprechen.«
    Garrison rutschte zur Seite, um ihr Platz auf der Bank zu machen.
    Malcolm biss wieder in seinen Bagel, ohne etwas zu schmecken. Er wollte unbedingt beweisen, dass der Barrakuda ihn nicht aus dem Konzept brachte. »Ich dachte, Ihresgleichen geht bei Tageslicht nicht raus.«
    »Ich habe einen besonderen Schutzsegen von einem Priester. Aber ich meide direktes Sonnenlicht.«
    Egal, was er ihr an den Kopf warf, sie gab ihm immer Kontra. Sie war hart im Nehmen, das bewunderte er. »Was meinen Sie mit beruflich?«
    »Ich habe Sierra Days Akte mitgebracht.«
    »Warum?«
    »Sie ist tot, was mir die Freiheit gibt, mit Ihnen über ihren Fall zu sprechen. Sie war nur ein paar Mal bei mir, aber ich wollte Ihnen meine Eindrücke schildern. Vielleicht hilft es ja.«
    Malcolm musterte die Akte und Angies gepflegte, manikürte Finger, die locker darauf ruhten. »Ich hatte mich auf ein Tauziehen gefasst gemacht.«
    »Kein Tauziehen, Detectives. Sie ist tot, also bin ich nicht mehr verpflichtet, ihre Geheimnisse zu bewahren.«
    Malcolm lehnte sich zurück. Die Anwältin verströmte einen dezenten Duft. Würzig, ein bisschen erotisch. Er hätte einen anderen Duft erwartet. Seife vielleicht, oder Deo. Olivia roch nach Seife. Manchmal nach Buntstiften oder Farbe. Aber nicht nach Parfum.
    »Was haben Sie für uns?«, fragte er.
    Sie schlug die Akte auf und zog eine Lesebrille aus ihrer Handtasche. Mit der Brille sah sie aus wie eine verruchte Bibliothekarin, was seine Libido nur noch mehr befeuerte. Verdammter Mist. Er musste diese Frau aus seinen Gedanken vertreiben und sich konzentrieren.
    »Sierra kam vor ungefähr sechs Monaten zu mir. Sie hatte ihren Ehemann noch nicht verlassen, dachte jedoch darüber nach. Sie war damals erst seit ein paar Wochen verheiratet. Zu dem Zeitpunkt strebte sie eine Annullierung an. Als ihr Mann erbte, änderte sie rasch ihre Meinung. Sie hoffte auf einen ordentlichen Anteil.«
    »War sie damals mit Marty Gold zusammen?«
    »Mit ihm und anderen«, erwiderte Angie. »Sie hat mir nicht von all ihren Freunden erzählt, aber ich weiß, dass es noch einen anderen Mann gab. Er war reich. Er hat ihr eine Kette mit einem hübschen Anhänger aus Elfenbein geschenkt. Herzförmig.«
    Malcolm beugte sich vor. »Von dem Kerl haben wir noch nichts gehört.«
    »Sie hielt ihn streng geheim. Niemand wusste von ihm. Sie sagte, er bestehe darauf.«
    »Sie hat Ihnen nie gesagt, wie er hieß?«, fragte Malcolm.
    »Nein. Aber er ist auf jeden Fall zweimal mit ihr nach Florida geflogen. Er hat dort unten ein Boot. Und sie haben sich hier immer in einer Eigentumswohnung getroffen.«
    »Wissen Sie, wo?«
    »Nein. Das hat sie mir auch nicht gesagt.«

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