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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Brocken, aber keinesfalls herzlos.
    Auf jeden Fall würden sämtliche anwaltlichen Tricks und jede noch so aufwendige Vorbereitung bei einer zugedröhnten Mutter nichts helfen. Falls Lulu nicht mitspielte, wäre alles andere vergebens.
    Angie hörte ein leises Klopfen an der Tür, sah auf und erblickte Iris. »Mr Cross ist da. Ich habe ihn im Konferenzraum Platz nehmen lassen und Charlotte Bescheid gesagt.«
    »Wo ist sie?«
    »Bringt noch schnell ein Telefonat zu Ende.«
    »Und will, dass ich Konversation mache.« Angie erhob sich und strich ihren engen Rock glatt. Sie brauchte niemanden, der ihr bei Cross das Händchen hielt. Sie hatte genügend brenzlige Situationen erlebt, um zu wissen, wie sie agieren musste. »Danke.«
    Sie nahm ihr in Leder gebundenes Notizbuch und ging zielstrebig und gelassen zum Konferenzraum. Mr Cross stand mit dem Gesicht zur Tür im Raum und hatte die Hände hinter dem Rücken gefaltet. Er trug einen dunklen, maßgeschneiderten Anzug, ein blütenweißes Hemd und eine rote Seidenkrawatte. Das dunkle Haar hatte er aus dem kantigen Gesicht gekämmt.
    Sein Kinn war frisch rasiert und würde wahrscheinlich den größten Teil des Tages glatt bleiben – ganz anders als bei Kier, auf dessen Wangen und Kinn man schon am frühen Nachmittag einen leichten Schatten sah. Cross hatte einen schlanken, durchtrainierten Körper, den er zweifellos mithilfe eines Privattrainers in Form hielt. Kier hatte genauso wenig Körperfett, war aber kräftiger und muskulöser. Angie stutzte und fragte sich, warum sie sich mit diesen Vergleichen aufhielt.
    Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf und streckte ihrem neuen Mandanten die Hand entgegen, während sie auf ihn zuging. »Mr Cross, es ist mir ein großes Vergnügen.«
    Seine warmen, glatten Finger umschlossen ihre Hand. Er hatte einen bohrenden Blick, ganz ähnlich wie sein Vater. Angie hatte Darius Cross nur ein Mal getroffen, und zwar bei Evas Prozess. Die Augen des alten Mannes hatten sie quer durch den Gerichtssaal fixiert. Es war, als hätte sie sich im Visier eines Jägers befunden. Jung und unerfahren, wie sie damals war, hatte sie sich gefürchtet.
    »Ms Carlson. Es ist in der Tat ein Vergnügen«, sagte Micah Cross.
    Dieses Mal wollte sie keine Furcht zeigen. »Wie ich höre, werden wir Sie im Hinblick auf eine gemeinnützige Stiftung vertreten.«
    Er hielt ihre Hand noch eine Sekunde lang fest und ließ sie dann los. »So ist es. Bevor Ms Wellington kommt, wollte ich kurz mit Ihnen über die Verbindung zwischen unseren Familien sprechen.«
    »Ich versichere Ihnen, dass Sie die bestmögliche Vertretung bekommen werden. Ich mache Sie nicht für die Taten Ihrer Familie verantwortlich.«
    Cross nickte. »Das weiß ich zu schätzen. Aber machen wir uns nichts vor, diese Verbindung war äußerst ungut und brutal.«
    »Eva hat mir gesagt, Sie seien stets freundlich zu ihr gewesen. Das genügt mir.«
    »Das freut mich.«
    Micah Cross hatte einen ungezwungenen Charme, bei dem Angie sich entspannte. »Blicken wir nach vorn, Mr Cross, damit unsere berufliche Beziehung gedeihen kann.«
    »Sie sind eine Frau ohne Vorurteile.«
    Charlotte erschien in der Tür. Sie hatte ihr rotes Haar zu einem französischen Knoten hochgesteckt, ihren pfirsichfarbenen Teint dezent, aber wirkungsvoll geschminkt und als Outfit ein dunkelgrünes Kostüm und eine cremefarbene Seidenbluse gewählt. Beides betonte ihre Figur, ohne dass sie deswegen unprofessionell gewirkt hätte. Charlotte kannte die Grenzen und spielte damit, ohne sie zu überschreiten.
    »Mr Cross«, sagte sie. »Ich freue mich sehr, dass Sie hier sind. Es ist sehr freundlich von Ihnen, uns aufzusuchen. Wir wären genauso gerne auch zu Ihnen gekommen.«
    Cross betrachtete sie anerkennend. »Es war mir wichtig, Ihre Kanzlei zu sehen. Räume sagen so viel über einen Menschen aus.«
    Charlotte hob die Augenbrauen. »Und was erzählen unsere bescheidenen Räume Ihnen über uns?«
    »Dass Sie ausgezeichnete Arbeit leisten werden. Ich habe eine gute Wahl getroffen.«
    Angie musste sich beeilen, um pünktlich um elf im Gericht zu sein. Ihr Termin mit Cross hatte länger gedauert als erwartet. Allerdings war das Treffen erstaunlich entspannt verlaufen. Cross hatte eine lockere Art, bei der sich ihre anfänglichen Bedenken ihm gegenüber in Luft aufgelöst hatten. Sie hatte hart an sich gearbeitet, um nicht wie ihr Vater zu werden, und anscheinend hatte Cross dasselbe getan.
    Die vollgestopfte Aktentasche unterm Arm, eilte

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