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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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fühlte sich wund und kratzig an. »Ich will nicht sterben.«
    Der Blick des Mannes blieb kalt und leblos. »Du wirst nicht gefragt.«
    Sie hob die Hand und umklammerte sein Handgelenk. Sie spürte überraschende Kraft in ihren Fingern und bohrte ihm die Nägel in die Haut. »Bleib mir vom Leib, verdammt noch mal!«
    Er riss sich mit einem Ruck los und schlug ihre Hand weg. »Wirst du wohl brav sein.«
    »Brav? Fahr zur Hölle!«
    »Das wirst du jetzt tun, nicht ich.« In einer einzigen geschmeidigen Bewegung stieß er die Nadel brutal in ihren Hals und drückte zu.
    Die Flüssigkeit lief in ihren Körper und brachte den Tod. Ihr Herz schlug immer schneller, als wollte es sich gegen den Angriff wehren. An ihrem Hals pulsierte eine Ader.
    Sie atmete ein, aber in ihren Lungen kam keine Luft an. Erneut versuchte sie es, doch ihr Körper verweigerte sich.
    In den Augen, die auf sie herunterstarrten, lag jetzt freudige Erregung.
    Wie ein Vampir nährte er sich von ihrem Tod.
    Oh Gott, ich will nicht sterben!
    Panik überwältigte sie, als der Tod ihrem Körper den letzten Lebensfunken entriss.
    Es war nach neun, als Detective Sinclair die Adresse überprüfte, einen Blick auf das zweigeschossige grüne Haus warf und aus ihrem Dienstwagen stieg. Das Viertel machte einen recht einfachen, aber gepflegten Eindruck. Die Häuser waren älter und kleiner als anderswo, aber die Rasenflächen großzügig. In Alexandria, wo fast die gesamte verfügbare Fläche erschlossen und mit Eigentumswohnungen und Mietshäusern bebaut war, bedeuteten derart große Grundstücke echten Luxus.
    Jennifer Sinclair durchquerte den Vorgarten und klingelte. Im Inneren des Hauses bellte ein Hund, und sie hörte einen Staubsauger. Als niemand öffnete, klingelte sie noch einmal und klopfte an die Tür. Der Hund bellte lauter, aber der Staubsauger verstummte. Sekunden später erklangen Schritte, und kurz darauf wurde die Tür geöffnet.
    Hinter der Fliegengittertür stand eine proper gekleidete Frau, deren ergrauendes Haar zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden war. Sie war dezent geschminkt, was die kleinen Fältchen um Augen und Mund abmilderte. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Sinclair zog ihre Dienstmarke heraus. »Ich bin Detective Jennifer Sinclair von der Alexandria City Police. Sind Sie Flora Redman Knight?«
    »Ja.«
    »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir einige Fragen über Fay Willow beantworten.«
    Die Frau straffte sich. »Fay? Sie ist seit fast dreißig Jahren tot.«
    »Ja, Ma’am. Wir überprüfen ihren Fall.«
    »Wieso denn auf einmal?«
    Aus dem Nachbarhaus trat ein Mann und sah von der Veranda aus zu ihnen herüber. Er gaffte völlig ungeniert. Sinclair starrte zurück, bis er den Blick abwandte und sich wieder ins Haus zurückzog. »Dürfte ich vielleicht hereinkommen?«
    »Natürlich.« Mrs Redman zog die Fliegengittertür weiter auf.
    Im Haus roch es nach Putzmitteln. Das Wohnzimmer war in sanften Grüntönen gehalten und makellos sauber. Ein Kinderschutzgitter zwischen Küche und Wohnzimmer hielt einen kläffenden Spitz in Schach. Der Hund schnappte, als wären Einbrecher ins Haus eingedrungen.
    »Tootsie, aus!«, sagte Mrs Redman. Sie ging zu dem Gitter, zog ein Leckerchen aus der Tasche und gab es dem Hund. »Sie wird sich gleich beruhigen. Seit mein Mann letztes Jahr gestorben ist, ist sie Fremden gegenüber misstrauisch.«
    »Verstehe.« Sinclair war nie eine große Hundefreundin gewesen. Katzen waren mehr nach ihrem Geschmack. Die waren ruhig, unabhängig und emotional nicht so bedürftig.
    »Sie wollten mich etwas wegen Fay fragen.«
    »Ja, Ma’am. In der Polizeiakte steht, dass Sie zum Zeitpunkt ihres Todes mit ihr zusammengewohnt haben.«
    »Ja. Wir haben uns ungefähr ein Jahr lang eine Wohnung geteilt.«
    »Können Sie mir von ihr erzählen?«
    »Sie war sehr hübsch, sehr ehrgeizig. Sie mochte Männer, und die Männer mochten sie. Als sie verschwand, war mir sofort klar, dass etwas nicht stimmte. Wir hatten übers Wochenende nach New York fahren wollen, sie liebte New York. Als sie nicht nach Hause kam, um ihren Koffer zu packen, wusste ich, dass etwas faul war.«
    »Haben Sie eine Vermutung, wer sie getötet haben könnte?«
    »Sie wissen, dass sie damals mit Darius Cross schlief?«
    »Es gab einen kurzen Vermerk dazu in der Polizeiakte.«
    Mrs Redman rückte den Perlenstecker an ihrem Ohr zurecht. »Cross hätte die Affäre natürlich niemals zugegeben, aber ich wusste davon. Fay konnte Geheimnisse nicht sehr gut

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