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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mir allmählich wie ein Stück Film vor, das rückwärts durch den Projektor
gekurbelt wird.
    Mit einer Leiche am Nachmittag
hatte es begonnen, dann ein Haufen Fragen, die mich kein Stückchen
weiterbrachten, danach eine unbehagliche lange Sitzung mit County Sheriff Lavers — und nun waren wir wieder dort, wo wir angefangen
hatten. Der Unterschied war nur: Wir hatten eine neue Leiche.
    Doc Murphy wischte sich penibel
die Hände ab und setzte zu einem technisch versierten Vortrag darüber an, wie
Parker zu Tode gekommen war. Ich hörte ingrimmig zu und fragte mich dabei, wie
wohl seiner Frau zumute war, wenn sie nachts Lust auf Liebesgeflüster
verspürte, und er redete nur von Adern und Venen und solchem Zeug.
    »Nun wissen Sie also Bescheid,
Leutnant«, sagte Murphy selbstzufrieden. »Das ist die ganze Geschichte .«
    »Damit wir auch ganz sicher
sind, daß ich alles kapiert habe«, sagte ich. »Er lebt also nicht mehr, weil
ihm jemand ein Messer in den Bauch gesteckt hat ?«
    »Ihre Unreife wird nur noch von
einer anderen Charaktereigenschaft übertroffen«, sprach Murphy mit großer
Würde, »und das ist Ihre Anzüglichkeit .«
    Ich seufzte bekümmert. »Wie
lange mag es gedauert haben, bis er starb ?«
    Murphy brummte zögernd.
»Theoretisch müßte der Tod binnen Sekunden eingetreten sein, höchstens
innerhalb einer Minute. Aber da wäre dann noch die menschliche Willenskraft,
Leutnant, und die läßt sich wissenschaftlich nicht messen .«
    Eine starke Stablampe blendete
mich, was die Rückkehr von Sergeant Polnik anzeigte.
    »Ich habe soeben etwas
entdeckt, Leutnant«, meldete er diensteifrig.
    »Wie Sie mich am besten
blenden, was ?« schnarrte ich.
    »Entschuldigung, Leutnant.« Er
schaltete die Lampe aus, wodurch ich plötzlich im Dunkel stand.
    »Eine Blutspur führt zu einem
Wohnwagen !« sagte er.
    »Zu welchem?« Ich schlug die
Augen auf und blinzelte ein paarmal, bis ich wieder sehen konnte, ohne daß mir
helle Punkte im Gesichtskreis herumtanzten.
    »Zu dem dort.« Er zeigte triumphierend
mit dem Finger.
    »Wem gehört er ?«
    »Weiß nicht«, antwortete Polnik belämmert. »Am besten werde ich mich mal erkundigen,
was, Leutnant ?«
    »Lassen Sie nur«, sagte ich.
»Wir erfahren das später auch noch. Wissen Sie, wer den Toten gefunden hat ?«
    »Raten Sie mal«, sprach er mit
Grabesstimme.
    »Aber gern«, schnauzte ich
erregt. »Ich bin gerade in der richtigen Stimmung für Frage- und Antwortspiele
mit einem — nein !«
    Ich fühlte es förmlich, wie Polnik zwei Sekunden mit sich rang, ehe er fragte:
»Leutnant, was heißt das: nein ?«
    »Das heißt — äh, es sollte ein
Stoßgebet werden«, erklärte ich. »Ich war damit nur noch nicht fertig. Etwa:
>Nein, nicht Mavis Seidlitz !< Und nun haben Sie wohl mein Gebet erhört, was?«
    »Das täte ich gern, Leutnant.
Aber — sie ist ohnmächtig geworden, nachdem sie ihn fand, und jetzt liegt sie
in ihrem Wohnwagen und ruht sich aus .«
    »Sie lädt sich auf, wollen Sie
sagen«, meinte ich verdrießlich. »Sie bringt sich in Form, um uns einen
dreistündigen Bericht über sämtliche Verdächtige zu erstatten .«
    »Ich bin hier fertig«,
unterbrach uns Murphy erleichtert. »Soll ich Ihnen noch etwas geben, ehe ich
verschwinde, Al, vielleicht ein Aspirin ?«
    »Wenn Sie den Leichnam
mitnehmen, wollen wir doch erst mal das Messer sicherstellen«, sagte ich.
»Schauen Sie sich’s an, Polnik , dann lassen Sie es
ins Labor bringen, und anschließend unterhalten Sie sich mit Mavis Seidlitz . Sehen Sie zu, daß
Sie hin und wieder mal zu Wort kommen und herauskriegen, weshalb gerade sie den
Toten entdeckt hat .«
    »Ist das ein Befehl, Leutnant ?« krächzte er.
    »Ein streng dienstlicher
Befehl. Sie werden schon noch begreifen, was Sie an Ihrer besseren Hälfte für
ein Goldstück haben .«
    Ich ging zu Lucian Bliss
hinüber, der zusammen mit Ivorsen und dessen
treuergebenem Schatten Toro auf mich wartete. Bliss
sah angegriffen aus, und ich empfand fast so etwas wie Mitleid mit ihm; wenn
das so weiterging, blieben ihm bald keine Schauspieler mehr.
    Ich wies auf den Wohnwagen, den Polnik mir bezeichnet hatte, und fragte, wem er
gehörte.
    »Drew Fenelk «,
antwortete Bliss.
    »Ist er jetzt drin ?« fragte ich.
    »Ja, ich glaube schon .« Er flüsterte wie entfernte Verwandte bei einer
Beerdigung.
    »Natürlich ist er drin«, sagte Ivorsen kühl. »Ich habe ja den Schlüssel .«
    »Heißt das, Sie haben ihn
eingeschlossen? Warum denn das?«
    »Über Fenelk

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