Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Tropfen auf seiner Stirn hervortreten zu sehen. Er grunzte
nochmals, diesmal triumphierend — und einen Moment darauf gab es ein leises
splitterndes Geräusch, als habe jemand soeben eine Walnuß geknackt.
    Meine Augen müssen an einen
Frosch erinnert haben, als ich nun beobachtete, wie die Bestandteile des
Brillantrings aus Toros Fingern rieselten und sich am
Boden verteilten.
    »Sie haben sich geirrt, was den
Wert betrifft, Lucian .« Ivorsen kicherte förmlich. »Nicht 40 000 ,
sondern vielleicht 50 Möpse, hm?«
    »Ich — ich verstehe kein Wort«,
stammelte Bliss.
    »Ein unechter Stein«, sagte Ivorsen klar und deutlich. »Sie sind kein Geschäftsmann,
Lucian, Sie gehen Risiken ein, über die Sie sich gar nicht klar sind. Ich
hingegen bin Geschäftsmann, und deshalb ließ ich eine Imitation anfertigen, ein
paar Tage, nachdem Sie den Ring gekauft hatten. Ich tauschte die Ringe aus,
ohne daß Sie davon wußten, das schien mir sicherer. Wenn Sie so offensichtlich
von seiner Echtheit überzeugt waren, dann würde das auch sonst niemand
anzweifeln — am allerwenigsten ein potentieller Dieb .«
    »Und wo ist der echte
Brillantring ?« fragte ich.
    »Hier!« Ivorsen kramte einen Augenblick in seiner Tasche, dann hielt er den Ring hoch;
glitzernd und dunkelnd reflektierte er das Licht.
    »Ich hätte eine Versicherung auf
die Fälschung abschließen können«, entfuhr es Bliss plötzlich. »Das ist ja
strafbar, das ist Betrug!
    »Nein, Lucian, es wäre
unmöglich gewesen«, erklärte Ivorsen wohlwollend.
»Die Versicherungsgesellschaft war unterrichtet, daß ich diese Nachbildung anfertigen
ließ .«
    »Und der Kerl, der ihn
gestohlen hat ?« stotterte Bliss. »Wenn er ihn zu
verhökern versuchte, dann hätte er vielleicht fünfzig Dollar dafür bekommen,
bestenfalls ?«
    »Ich bezweifle, daß der
Wiederverkaufswert so hoch gelegen hätte«, meinte Ivorsen .
»Sagen wir etwa fünfzehn .«
    Es tat plötzlich einen dumpfen
Bums — da war Bliss vor meinen Füßen zusammengebrochen.
    »Der arme Lucian.« Ein halb
unterdrücktes Lachen schüttelte Ivorsen . »Er nimmt
immer alles viel zu ernst .«
    Fenelk stöhne schmerzlich und schlug
die Augen auf, wodurch er mich wieder an sein Vorhandensein erinnerte.
    »Schaffen Sie ihn raus und
bringen Sie ihn in die Stadt«, befahl ich Polnik .
    »Sofort, Leutnant«, sagte der
Sergeant glücklich, half Fenelk auf die Beine und
bugsierte ihn zur Tür hinaus. »Verhaften wir ihn auch ?« fragte er pflichtbewußt , als er an mir vorüberging.
    »Wegen Diebstahlverdachts«,
sagte ich.
    »Was haben Sie da eben gesagt,
Leutnant ?« erkundigte sich Ivorsen ungläubig. »Diebstahl? Und was ist mit Mord ?«
    »Was soll damit sein ?« sagte ich kalt.
    »Aber — aber was wollen Sie
denn noch als Beweis? Ihr eigener Sergeant hat den Ring in Fenelks Tasche gefunden! Brauchen Sie denn noch ein anderes Mordmotiv als einen
Brillantring im Wert von vierzigtausend Dollar ?« Seine
Stimme bekam Ecken und Kanten. »Selbst wenn der Stein falsch war, so war Fenelk doch überzeugt, den echten gestohlen zu haben .«
    »Sicher«, sagte ich. »Und
wenn’s jetzt recht ist, würden Sie sich gefälligst hinausscheren, Ivorsen ? Ich habe zu tun .«
    Er starrte mich ein ganzes
Weilchen mordlustig an, dann schnalzten seine Finger den Befehl, und die beiden
verließen eilig den Wohnwagen. Bliss fing zu ächzen an, was das Ende seiner Bewußtlosigkeit ankündigte. Ich sagte mir, er könne sich
schon selber helfen, und machte mich auf, ein Gespräch mit Jason Kemp zu
führen.
    Kemp schien sich zu freuen, daß
ich ihn besuchte, und das war immerhin eine angenehme Abwechslung. Er bat mich,
Platz zu nehmen, wobei ich mir dachte, wie dankbar ich wäre, wenn ich künftig
keinen Wohnwagen mehr zu sehen bekäme. Ich bezog den einzigen Stuhl, während
Kemp es sich auf dem Bett bequem machte.
    »Man hält Sie wohl in Trab,
Leutnant ?« meinte er liebenswürdig.
    »Sie wissen ja, wie das so ist.
Diese Schauspieler !« sagte ich.
    Sein Grinsen vertiefte sich.
»Wenn ich’s nicht schon gewußt hätte, nunmehr wüßte ich’s bestimmt, nach allem,
was in den letzten 24 Stunden passiert ist .« Er wurde
ernst. »Lee Banning — und dann Mel Parker. Man fragt
sich schon, ob nicht vielleicht jemand dabei ist, der uns allen Unglück bringt .«
    »Sicher«, meinte ich
unverbindlich. »Ich habe mit Mavis gesprochen, und
sie hat mir detailliert geschildert, was im Laufe des Abends vorgefallen ist;
bis zu dem Zeitpunkt, als sie Peggy

Weitere Kostenlose Bücher