So unerreichbar nah
einem
hässlichen Unterton meinte er:
»Ja, sehr
ritterlich von ihm. Aber merk dir eins, meine Liebe: Ein Mann tut nie etwas für
eine Frau, ohne eine Gegenleistung dafür bekommen zu wollen. Vielleicht denkt
der Kerl, er könne euch beide gleichzeitig beglücken! Da hätte er mit einem
Schlag alles, was das Männerherz begehrt: Die Kleine und die Große, die
Zierliche und die Kurvige, die Blonde und die Dunkle. Und gerade du mit deiner Psycho-Ausbildung
durchschaust das nicht und lässt dich von seinem schmalzigen Charme einwickeln.«
Das war
typisch für Paul und seine verquaste Sichtweise. Klar, er tat ohne
entsprechende Gegenleistung nichts für mich. Hielt mich für naiv und dumm. Und
was fiel dem Idiot ein, mich als "kurvig" zu bezeichnen? Gut, ich
hatte Körbchengröße Achtzig B, aber meine Taille war durchaus sichtbar
vorhanden und mein Hintern ging in lange schlanke Beine über.
Ich saß wie
erstarrt in diesem Liftsessel und hätte ihn am liebsten von seinem Platz aus in
die Tiefe geworfen. Nur ging es nicht mehr tief nach unten, da wir uns bereits
der Bergstation näherten.
Paul half mir
selbstverständlich nicht beim Aussteigen. Um ein Haar wäre ich vor lauter Ärger
nicht aufgestanden. Im allerletzten Moment sprang ich samt den Skiern auf und
wenig elegant zur Seite, um aus der Schusslinie der langsam weiterfahrenden
Gondel zu kommen. Beinahe wäre ich direkt in der Liftspur hingefallen, konnte
mich aber gerade noch abfangen, bevor ich zu den anderen, die sich ein
Stückchen weiter unten versammelt hatten, aufschloss.
Prinzipiell,
das musste ich insgeheim zugeben, war Pauls Eifersucht begründet. Allerdings
mit dem feinen kleinen Unterschied, dass nicht Lucas auf mich scharf war,
sondern genau umgekehrt ein Schuh draus wurde…
Lisa deutete
mit ihrem Skistock quer über den Hang zu einer gemütlich aussehenden Hütte aus
hellem Holz, deren große Terrasse von runden geschnitzten Balken eingesäumt
war.Sie lag mitten im Skigebiet, wurde von der Sonne angestrahlt und die
zahlreichen Skier vor dem Eingang verrieten, dass sie bereits gut besucht war.
»Seid ihr
einverstanden, wenn wir auf der Semperalm was essen? Die haben dort eine
sagenhafte österreichische Küche.«
Ich lehnte
mich auf der Holzbank zurück und ließ mir die warmen Sonnenstrahlen ins Gesicht
scheinen. Ich fühlte mich pappsatt und wohlig entspannt. Neidisch blickte ich
auf die Sonnenanbeter in den vollbesetzten Liegestühlen, die vor der
Hüttenterrasse im Schnee standen. Ein Mittagsschläfchen auf zweitausend Metern
Höhe wäre mir jetzt gerade recht gekommen. Wir hatten hervorragende Spinatknödel
und zum Nachtisch Apfelstrudel und Kaiserschmarrn gegessen. Paul und ich
sprachen nicht miteinander, sondern nur mit Lisa und Lucas, die uns gegenüber
saßen. Denen fiel das in ihrer offensichtlichen Verliebtheit gar nicht auf. Lisa
drängte darauf, dass wir wieder Skifahren gingen.
»Wir müssen
diesen wunderschönen Tag ausnutzen!«
Ich verspürte
nicht die geringste Lust, diesen herrlich gemütlichen Ort zu verlassen, meine
Skier anzuschnallen und mit Paul irgendeine Piste hinabzugleiten. Gleiten würde
ohnehin nur er, ich würde unbeholfen pflügen. Lucas, das war für mich
sonnenklar, sollte wenigstens nachmittags Gelegenheit haben, zusammen mit Lisa
seine Fahrkünste auszunutzen. Selbst wenn er es mir anböte, würde ich energisch
ablehnen, ihn erneut aufzuhalten. Ich räusperte mich.
»Leute, bitte
seid mir nicht böse. Aber ich fahre heute nur noch ein einziges Mal, nämlich
ganz runter, wenn wir nachhause wollen. Mir tun die Füße weh. Lasst mich
nachmittags hier.«
Aus den
Augenwinkeln heraus sah ich, wie sich die von mir anvisierten Liegestühle
allmählich leerten, da die Leute ähnlich wie Lisa ihre Tageskarten auszunutzen
gedachten.
Betont
fröhlich erhob ich mich.
»Ich setze
mich in einen dieser Liegestühle, werde schön braun und trinke später einen
Kaffee. Wenn ihr heimfahren wollt, dann holt mich einfach hier ab.«
Lisa und
Lucas protestierten ein bisschen, Paul sagte gar nichts. Ich blieb hart und
wenige Minuten darauf kuschelte ich mich wohlig in die Decke auf meinem
ergatterten Liegestuhl und sah sie in verschiedene Richtungen davon fahren;
Lisa mit Freund nach rechts, Paul nach links.
Ich cremte
vorsichtshalber mein Gesicht mit Sonnencreme ein und atmete erleichtert auf.
Endlich kein Stress mehr! Weder beim Ski-Fahren noch mit Paul. Wobei das Fahren
am Vormittag zusammen mit Lucas
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