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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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sie war, was sie wollte? Die Frau konnte ebenso wenig von Vickis Existenz wissen wie Alex. Mist. Es wäre besser gewesen, sich vorher zu überlegen, was sie sagen wollte.
    »Hallo. Wer ist da?«
    Und wenn sie Alex nun in Schwierigkeiten brachte? Da tauchte so plötzlich aus dem Nichts eine Tochter auf … Vicki wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihre Kehle fühlte sich kratzig an, der Mund trocken.
    »Hallo. Wer ist da?« Die Frau klang, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Verdammter Mist! Vicki schämte sich. Wie kam sie dazu, einfach eine wildfremde Frau anzurufen? Das Handy schien an ihrer Hand festzufrieren. Im Hintergrund rief ein Kind.
    »Lassen Sie mich doch bitte in Frieden.« Die Stimme war brüchig, spröde, um Halt bemüht.
    Vicki legte auf, steckte ihr Handy ein und fühlte sich schäbig. Das war ja wohl eine Nullaktion gewesen. Besser, sie hätte es über stayfriends versucht. Schließlich wusste sie, welches Gymnasium ihr Vater besucht hatte, und wenn er sich dort in der Ehemaligen-Liste eingetragen hatte, dann würde sie ihn finden. Aber nicht heute. Der Schreck saß ihr noch in den Gliedern. Diese verängstigte Frau.
    Was würde Epiktet wohl zu ihrer Aktion sagen? Erst das Hirn einschalten, nachdenken und dann handeln. Na ja, vermutlich würde er das anders ausdrücken. Auf jeden Fall sollte ich mir das langsam mal angewöhnen, dachte Vicki. Erst nachdenken, dann loslegen.
    ***
    Dühnfort suchte Leyenfels auf und beantragte den Beschlagnahmebeschluss für den Fiat Punto. Der Staatsanwalt war von Fuhrmanns Schuld ebenso überzeugt wie Gina und Alois und weigerte sich. Falls die Durchsuchung der Klinik zu nichts führte, würde er den Wagen beschlagnahmen lassen. Erst dann. Vorher nicht. »Das kostet alles Steuergelder.«
    »Bereite den Wisch schon mal vor«, sagte Dühnfort. »Wir werden ihn brauchen.«
    Verärgert kehrte er in sein Büro zurück und lief dabei Moritz Russo über den Weg, der sich gerade am Kaffeeautomaten einen Plastikbecher mit graubrauner Plörre geholt hatte. Auf Dühnforts Frage, ob er Werneggs Australienaufenthalt verifiziert habe, erklärte er, dass es siebeneinhalb Stunden Zeitunterschied gebe. In Down Under war bereits Feierabend, an der Universität nur die Anrufbeantworter erreichbar. Mackays gab es etliche in Canberra, aber keine in der Vasey Cres. »Sicher kannst du sie über die Führerscheinstelle ausfindig machen, bleib aber trotzdem an der Universität dran.« Dühnfort rechnete kurz nach. Vor Mitternacht würde das nichts werden.
    Merde, dachte er und suchte Alois in dessen Büro auf.
    »Ich wollte gerade zu dir.« Alois erhob sich und griff nach dem Sakko. »Gina hat angerufen und Verstärkung angefordert. Der Klinikkeller ist das reinste Labyrinth. Brauchst du mich?«
    Weshalb schickte sie nun Alois vor, nachdem er klipp und klar gesagt hatte, er wolle ihn hier haben? »Wie weit bist du mit Buthler?«
    »Der ist bestenfalls ein Stalker. Du verrennst dich, Tino.«
    »Wie kommst du auf Stalker?«
    »Steht alles in einer Mail, die ich dir gerade geschickt habe.« Alois wies auf seinen PC . »Ich fahre jetzt in die Klinik.« Abwartend sah er Dühnfort an. Als dieser nicht reagierte, schlüpfte er in das Sakko und ging.
    Gut, dachte Dühnfort. Dann muss das eben anders gehen. Er kehrte in sein Büro zurück und öffnete das Fenster. Feuchte, schwüle Luft drang herein. Der Himmel hatte sich bezogen, die Schönwetterphase war vorbei. Morgen war Freitag.
    In seinem Mailaccount fand er die Mitteilung von Alois.
    Nachdem der Galerist auf Alois’ Nachrichten in seiner Mailbox nicht reagiert hatte, hatte der Buthlers Sekretärin angerufen und von dieser erfahren, dass ihre Vorgängerin das Handtuch geworfen hatte. Buthler hatte angefangen ihr nachzusteigen und sie regelrecht zu verfolgen. Anschließend hatte Alois mit den Kollegen in Hamburg gesprochen, die sich mit Stalking befassten. Buthler war ihnen bekannt. Für die Frau war das Problem mit dem Jobwechsel nicht gelöst. Buthler belästigte sie weiter mit Mails, Briefen, Anrufen und Besuchen, bis sie vor Gericht ein Annäherungsverbot erwirkte, an das er sich allerdings nicht hielt. Vor einigen Wochen war er über den Balkon in ihre Wohnung eingestiegen.
    Laut Einschätzung eines Polizeipsychologen sei er der Typ, der auch übergriffig werden könnte, schrieb Alois am Ende seiner Mail.
    ***
    Sein Wagen stand unter einer Linde, deren Äste über den Hachinger Bach reichten. Seit geraumer Zeit beobachtete er durch

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