So viel Lust und noch mehr Küsse
und sich ihm in die Arme werfen konnte. “Du wolltest mich küssen, Cooper. Ich weiß, dass du es wolltest. Wo liegt also das Problem?”
Er stand mit dem Rücken zu ihr und strich nachdenklich über eine Reihe CDs. “Es würde nur auf Ärger hinauslaufen.”
“Aber du wolltest mich doch küssen.”
“Darum geht es nicht.”
“Worum denn sonst?”
Endlich drehte er sich zu ihr um. Frustration war an die Stelle der Leidenschaft getreten, die sie vorher gesehen hatte. Carly fragte sich, ob es sich um sexuelle Frustration handelte.
Er schüttelte den Kopf, ging zum Sessel und setzte sich. “Es wäre ein Fehler.” Er stützte die Ellbogen auf die Knie. “Und ich habe keine Zeit, mich auf etwas einzulassen, ganz gleich, wie verlockend es auch sein mag.”
Es gelang ihm, ihren verletzten weiblichen Stolz zu besänftigen. Nur hatte er das alles ganz falsch verstanden. Carly wollte nichts Dauerhaftes. Sie wollte sich nicht einmal auf etwas einlassen. Alles, was sie wollte, war ein Kuss.
Aber wieso jetzt? Und wieso ausgerechnet von Cooper, einem völlig Fremden?
Sie kannte nicht einmal annähernd die Antworten auf diese Fragen. Sie wusste nur, dass sie den Kuss mit aller Macht wollte.
Obwohl sie gegen ihre Erziehung rebellierte und ihrem Leben eine neue Richtung geben wollte, hatte sie doch nicht die Absicht, eine Affäre mit Cooper anzufangen. Schließlich war es noch keine vierundzwanzig Stunden her, seit sie Dean vor dem Altar hatte stehen lassen.
Aber an einem Kuss war nichts falsch, besonders mit einem Mann, der ein solches Kribbeln in ihr auslöste.
Sie legte die nackten Füße auf den Couchtisch und klammerte sich mit den Zehen an die Kante. “Wer hat denn davon gesprochen, sich auf etwas einzulassen? Ein Kuss, Cooper. Ein einfacher, harmloser Kuss.”
Cooper bezweifelte, dass irgendetwas daran harmlos oder einfach sein würde. Das Letzte, was er jetzt brauchte, war diese sinnliche Frau zu begehren, die ein wenig Aufregung suchte. Allein die Tatsache, dass er ihretwegen bereits eine schlaflose Nacht verbracht hatte, sollte Grund genug sein, sie hinauszuwerfen.
Die Besessenheit vom anderen Geschlecht zog sich wie ein roter Faden durch die Familiengeschichte der Wildes. Als Kind hatte er mit angesehen, wie seine Mutter von einem Mann zum anderen wechselte. Bei jeder neuen Affäre war Helena Wilde überzeugt gewesen, den Richtigen gefunden zu haben. Sie vergaß dann jedes Mal alles um sich herum, einschließlich ihren unehelichen Sohn.
Sein Onkel war nicht besser gewesen, und Cooper hatte schon früh gelernt, dass Liebe nur für Verwirrung sorgte, manchmal mit katastrophalen Folgen. Diese Erfahrungen waren ihm eine Lehre gewesen, sodass er lieber auf Distanz blieb und keine Frau zu nah an sich heranließ. Diese Methode hatte ihn viele Jahre lang geschützt. Doch soweit er Carly bis jetzt beurteilen konnte, schien sie ganz der Typ für eine enge, feste Beziehung zu sein, auch wenn sie sich gerade anders gab.
“Ich habe dir bereits gesagt, dass du für ein paar Tage hierbleiben kannst. Aber du musst deine Hände bei dir behalten, klar?” Er ignorierte die leise Stimme in seinem Kopf, die ihn einen Idioten nannte, weil er darauf verzichtete, diese wundervollen Lippen zu küssen.
Sie stieß ein heiseres, kehliges Lachen aus, das ihn erschauern ließ. “Ich hätte nicht gedacht, dass du zu den Männern gehörst, die zwar gern hinschauen, aber nicht zupacken.”
“Du kennst mich nicht”, erwiderte er finster. Oh, er hätte sie zu gern angefasst. Aber er wollte die Tradition der Wildes nicht fortsetzen.
Carly zuckte die Schultern, was seine Aufmerksamkeit auf ihre Brüste lenkte, die sich deutlich unter dem T-Shirt abzeichneten. “Du kommst mir nicht wie jemand vor, der sich an irgendwelche Regeln hält.”
“Ich habe Regeln.” Er stand auf. “Aber zu denen gehört nicht, die Notlage einer Frau auszunutzen.”
Sie grinste mutwillig. “Du hast mich bis jetzt wohl kaum ausgenutzt.”
“Du bist aufgewühlt und durcheinander”, versuchte er sie zur Vernunft zu bringen und schob die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans. “Später würdest du es nur bereuen.”
“Ich habe dir schon erklärt, dass ich das Leben kennenlernen möchte”, konterte sie, schwang die nackten Füße langsam auf den Boden und stand ebenfalls auf. “Ich habe es satt, mich an irgendwelche albernen Regeln zu halten.” Langsam und mit einem verlangenden Ausdruck in den Augen, deren Türkiston jetzt dunkler
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