So viel Lust und noch mehr Küsse
wirkte, ging sie auf ihn zu.
Er schluckte. “Tja, ich werde dir jedenfalls nicht dabei helfen, sie zu brechen.”
Sie seufzte, wobei sich ihre Brüste unter dem T-Shirt hoben und wieder senkten. Cooper atmete tief durch.
Carly hob eine Hand und fuhr mit dem Zeigefinger sanft über die Brusttasche seines T-Shirts. “Das ist aber zu schade. Ich habe nämlich das Gefühl, dass es viel Spaß machen würde.”
Er packte ihr Handgelenk. Bei dieser Frau würde sogar ein Heiliger schwach werden, von einem Wilde ganz zu schweigen.
“Vergiss es, Carly”, sagte er, bevor er doch noch nachgeben und diesen wundervollen Körper an sich pressen würde. Er ließ ihr Handgelenk los, drehte sich um und floh vor der süßesten Versuchung, der er je begegnet war.
Wie Cooper vorausgesagt hatte, war es in der Bar relativ ruhig. Marty und ein paar Stammgäste sahen sich im Fernseher oben an der Wand an, wie die Cubs gegen die Dodgers verloren.
Cooper nutzte die Ruhe, um einen Stapel Rechnungen in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit zu ordnen. Er benötigte keinen Taschenrechner um auszurechnen, dass die Ausgaben die Einnahmen wieder einmal überstiegen. In den letzten sechs Monaten hatte er mehr in die Bar investieren müssen als sie einbrachte. Er brauchte dringend einen Plan, mit dem er mehr Gäste in die Bar lockte. Bis jetzt war ihm noch keiner eingefallen.
Zum Teil war es ein ästhetisches Problem. Seit den vierziger Jahren hatte sich im Wilde Side nichts verändert. Doch eine Renovierung der Bar kam nicht infrage, da die Zahl der Gäste in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen war. Aber die Zeiten änderten sich, und mit ihnen musste sich auch eine Bar ändern oder sterben. Ein Tod, den niemand außer ein paar treuen Gästen aus der Gegend sonderlich bedauern würde.
“Wie wär’s mit noch einem kalten Bier, Cooper?”
Er stopfte die Rechnungen und Quittungen zurück in den Ordner und stellte ihn unter den Tresen, bevor er für Marty ein frisches Bier aus dem Kühlschrank nahm. Er öffnete die Flasche und stellte sie kommentarlos vor seinen alten Freund.
“Was ist los mit dir, Junge?”, wollte Marty wissen und trank einen Schluck.
Cooper legte die Unterarme auf den Tresen und schaute sich um. Seit seiner Kindheit hatte sich hier nichts verändert. Der Fußboden bestand noch aus den gleichen braunen Fliesen, die er jahrelang gewischt hatte. Eine dunkelbraune Holzvertäfelung und ein einstmals weißer Anstrich, durch eine zehn Zentimeter breite bemalte Leiste voneinander getrennt, bedeckten die Wände. Zwei mit neuem grünen Filz bezogene Billardtische und ein Dutzend runder Tische füllten den Raum. Die Wände schmückten Neonreklameschilder für alkoholische Getränke. Die Logos hatten sich gewandelt, doch die Atmosphäre war dieselbe.
“Schau dich mal um”, forderte er Marty auf, und sein Ton spiegelte seine Gefühle wider. Irgendwann in den letzten dreißig Jahren war aus dieser Kneipe eine Bruchbude geworden. Kein Wunder, dass Haydens Gäste woanders hingingen.
Marty folgte seiner Aufforderung und drehte sich um. “Und?”, fragte er, als er Cooper wieder ansah.
“Es ist niemand hier.”
Martys dichte graue Brauen zogen sich zusammen, und die Falten in seinem Gesicht vertieften sich noch mehr. “Ich bin hier. Fred und Lou sind hier. Sind wir niemand?”
“Drei Gäste, Marty. Wo sind alle anderen?”
Marty trank wieder einen Schluck und stellte die Flasche zurück auf die feuchte Serviette. “Es ist Sonntag. Da ist es immer etwas ruhiger.”
“Aber nicht so ruhig”, widersprach Cooper. “So war es früher nie. Ich erinnere mich daran, dass die Bar in meiner Kindheit ständig proppenvoll war.”
Marty verschränkte die Arme auf dem Tresen. “Die Zeiten waren anders. Als Helena noch lebte, bestand sie darauf, dass der Sonntag Familientag war. Die Leute brachten ihre Kinder mit, und es gab gegrillte Rippchen und Kartoffelsalat und ein Baseballspiel im Fernsehen. Wenn du heute so etwas veranstaltest, werfen sie dich ins Gefängnis.”
Cooper grinste. “Du hast recht. Wenn ich heute so etwas versuchen würde, würden man mir den Laden dichtmachen.”
“Tja, die Zeiten ändern sich, und man muss sich mit ihnen ändern.”
Das stimmte sicher. Aber wie sollte das gehen? Vielleicht sollte er sich ein paar Abende Zeit nehmen und sich mal bei der Konkurrenz umschauen, sobald Karen wieder arbeitete. In letzter Zeit hatte er nur selten frei gehabt. Vielleicht würde er nach einem oder zwei
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