So viel Lust und noch mehr Küsse
Klein gedruckt stand ganz unten, dass Männer erst ab zehn Uhr abends Einlass hätten.
Als Carly den Vorschlag einer Ladies’ Night gemacht hatte, hatte er an einem Abend mit besonderen Drinks gedacht, nicht daran, Männern den Einlass zu verwehren. Aber donnerstags war ohnehin nicht viel los, also was konnte ihr Plan schon anrichten? Vielleicht funktionierte es sogar. Doch er hatte erhebliche Zweifel, dass sie so viel Geld einnehmen würden, wie sie sich vorstellte.
Nachdem er ihr dabei geholfen hatte, die Einkäufe in ihr Zimmer zu tragen, verließen sie die Wohnung, um die Nachbarschaft mit Flugblättern zu versorgen. Die Sonne schien warm an diesem frühen Nachmittag, und als sie fertig waren, setzten sie sich auf die Terrasse eines Restaurants mit Blick auf den Fluss.
“Ich habe ganz vergessen nachzusehen, ob sich jemand gemeldet hat”, sagte Carly.
“Niemand”, erwiderte Cooper.
Sie seufzte enttäuscht und stützte das Kinn auf die Hände. “Na ja, man soll die Hoffnung nicht aufgeben.”
Die Kellnerin brachte das Essen und verschwand wieder. Eine leichte Brise wehte in den Sonnenschirm über ihrem Tisch, und Carly biss hungrig in ihren Cheeseburger.
Cooper drückte Ketchup auf seinen Teller und salzte seine Pommes Frites nach. “Du hast mir erzählt, du seist Tänzerin”, meinte er und stippte eine Fritte in den Ketchup. “Aber du hast mir nicht erzählt, welche Art von Job du suchst.”
Sie rührte in ihrem Schoko-Milchshake. “Ich habe mich als Choreografieassistentin beworben. Aber inzwischen würde ich auch als Bürobote arbeiten.”
Obwohl er die Antwort bereits kannte, fragte er trotzdem: “Was wirst du tun, falls du keinen Job findest? Kehrst du nach Hause zurück?”
“Mir wird nichts anderes übrig bleiben. Mein Geld geht zu Ende.”
“Das kenne ich. Hoffen wir, dass deine Idee funktioniert.”
Karen hatte vermutlich recht. Cooper würde sich aufregen, sobald er erfuhr, um was genau es sich bei der Ladies’ Night handelte. Aber Carly wollte es ihm lieber erst dann erklären, wenn alles vorbereitet war, sodass er keinen Rückzieher mehr machen konnte.
“Das wird sie sicher”, erwiderte sie. “Ich hoffe, wir nehmen genug ein, damit du das Geld, das du in die Bar gesteckt hast, wieder herausbekommst. Dann kannst du endlich dein Unternehmen gründen, sobald dein Onkel wieder zurück ist. Willst du hier in Chicago bleiben?”
“Ich habe daran gedacht”, antwortete er. “Auf diese Weise wäre ich in Haydens Nähe.”
“Ich höre ein Aber heraus.”
Cooper aß seinen Cheeseburger auf, bevor er antwortete. “Aber”, sagte er dann, “ich mag die Ostküste. Ich habe während meiner Zeit bei der Navy eine Weile in New York gelebt, und es gefiel mir. Es ist nicht so heiß im Sommer wie Chicago, und im Winter schneit es nicht halb so viel.”
Sie hatte von Anfang an gewusst, dass für eine Beziehung zwischen ihnen keine Chance bestand. Trotzdem war sie enttäuscht. “Du wirst also wegziehen?”
“Wenn ich hierbleibe, bekommt Hayden nur die Gelegenheit, sich irgendwann wieder aus dem Staub zu machen, sobald ihm die nächste Frau über den Weg läuft.”
“Ich will ja nichts sagen, aber immerhin ist es ihm gelungen, dich aus der Navy zu locken. Du hast keine Garantie, dass die Entfernung zu New York ihn davon abhalten wird, so etwas noch einmal zu probieren.”
“Du hast recht. Diese Garantie habe ich nicht. Nächste Woche bist du ohnehin verschwunden. Wieso interessiert es dich dann, wohin ich ziehe?”
Sie wandte den Blick ab, damit er nicht sah, wie enttäuscht sie war. “Ich könnte bleiben”, sagte sie leise.
“Ohne Job?”
Jetzt sah sie ihn wieder an. Wie war das passiert? Wie um alles in der Welt hatte sie sich in Cooper verlieben können? Es ergab überhaupt keinen Sinn. Sie hatte die Flügel ausbreiten und das Leben auf eigene Faust kennenlernen wollen, nicht sich in einen Barbesitzer verlieben, dessen Leben selbst ein Chaos war. Andererseits ergab momentan nicht viel in ihrem Leben einen Sinn, und sie hatte das Gefühl, so gut wie ziellos von einem Tag zum anderen zu treiben.
Sicher, sie hatte sich bemüht, einen Job zu finden. Aber die Aussichten schwanden immer mehr. Und ohne echte Zukunftsaussichten konnte sie nicht in Chicago bleiben. Das wussten sie beide.
“Ich könnte, wenn ich einen Grund hätte zu bleiben”, meinte sie nach einer Weile. “Kannst du mir einen Grund geben, in Chicago zu bleiben, Cooper?”
Es schien eine kleine Ewigkeit zu
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