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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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weiteren Fragen.«
    Als Golantz die Befragung seines Zeugen wiederaufnahm, folgte er der falschen Fährte, die ich gelegt hatte. Er konzentrierte sich ganz auf das Thema, ob Elliot verhaftet worden war oder nicht. Der Staatsanwalt wollte diesen Gedanken zerstreuen, weil er der Tunnelblick-Theorie der Verteidigung zugearbeitet hätte. Diesen Eindruck hatte ich ganz gezielt bei ihm hervorzurufen versucht, und es war mir gelungen. Golantz war weitere fünfzehn Minuten damit beschäftigt, Harber Aussagen zu entlocken, die unterstrichen, dass der Mann, dem er und sein Partner am Tatort eines Doppelmords Handschellen angelegt hatten, nicht verhaftet worden war. Es widersprach jedem gesunden Menschenverstand, aber die Anklage ritt hartnäckig weiter auf diesem Punkt herum.
    Als der Staatsanwalt fertig war, ordnete der Richter eine Nachmittagspause an. Sobald die Geschworenen den Saal verlassen hatten, hörte ich jemanden leise meinen Namen rufen. Ich drehte mich um und sah Lorna nach hinten in den Gerichtssaal deuten. Als ich in die angegebene Richtung blickte, entdeckte ich meine Tochter und ihre Mutter in der letzten Reihe. Meine Tochter winkte mir verstohlen zu, und ich lächelte zurück.
NEUNUNDDREISSIG
    I ch traf mich auf dem Flur vor dem Gerichtssaal mit ihnen, abseits von den Reportern, die sich um die anderen Hauptakteure des Prozesses drängten, die gerade nach draußen kamen. Hayley umarmte mich, und ich war tief gerührt, dass sie gekommen war. Ich entdeckte eine leere Holzbank, und wir setzten uns.
    »Wir lange seid ihr beide schon im Saal?«, fragte ich. »Ich habe euch gar nicht gesehen.«
    »Leider nicht besonders lang«, erwiderte Maggie. »Sie hatte heute die letzten zwei Stunden Sport. Deshalb habe ich mir den Nachmittag freigenommen, Hayley früher aus der Schule abgeholt und bin mit ihr hierhergefahren. Den größten Teil deines Kreuzverhörs mit dem Deputy haben wir aber noch mitbekommen.«
    Ich blickte von Maggie zu unserer Tochter, die zwischen uns saß. Sie war ihrer Mutter sehr ähnlich. Dunkles Haar, dunkle Augen, und ihre Haut bewahrte die Bräune bis tief in den Winter hinein.
    »Und? Wie fandest du’s, Hay?«
    »Ähm, schon irgendwie interessant. Du hast ihm eine Menge Fragen gestellt. Er sah aus, als würde er deswegen immer stinkiger.«
    »Keine Sorge, er wird es überleben.«
    Über ihren Kopf hinweg zwinkerte ich meiner Exfrau zu.
    »Mickey?«
    Ich wandte mich um und entdeckte McEvoy von der Times. Er kam mit Block und gezücktem Stift auf mich zu.
    »Jetzt nicht«, sagte ich.
    »Ich hätte nur eine kurze …«
    »Und ich habe gesagt, jetzt nicht. Lassen Sie mich in Ruhe.«
    McEvoy wandte sich ab und kehrte zu der Gruppe zurück, die Golantz umschwirrte.
    »Wer war das?«, fragte Hayley.
    »Ein Zeitungsreporter. Ich rede später mit ihm.«
    »Mom sagt, heute ist ein großer Artikel über dich in der Zeitung.«
    »Darin geht es eigentlich nicht um mich. Mehr um den Fall. Deshalb hatte ich gehofft, du könntest dir selbst mal einen Eindruck davon verschaffen.«
    Wieder blickte ich meine Exfrau an und nickte dankbar. Sie hatte all ihren Groll gegen mich hintangestellt und unserer Tochter den Vorrang gegeben. Ungeachtet aller sonstigen Streitpunkte konnte ich mich in dieser Hinsicht immer auf sie verlassen.
    »Gehst du da jetzt wieder rein?«, fragte Hayley.
    »Ja, wir machen nur kurz Pause, damit sich die Leute was zu trinken holen oder auf die Toilette gehen können. Wir haben noch eine Sitzung, dann ist Schluss, und wir machen morgen weiter.«
    Sie nickte und spähte den Flur hinunter zur Tür des Gerichtssaals. Ich folgte ihrem Blick und bemerkte, dass die Ersten bereits wieder nach drinnen gingen.
    »Äh, Daddy? Hat dieser Mann wirklich jemanden umgebracht?«
    Ich musterte Maggie, die mit den Achseln zuckte, als wolle sie sagen: Ich habe ihr nicht gesagt, dass sie diese Frage stellen soll.
    »Weißt du, Schatz, das wissen wir nicht. Es wird ihm vorgeworfen, das schon. Und viele Leute glauben, dass er es getan hat. Aber bisher ist nichts bewiesen, und dieser Prozess dient dazu, diese Frage zu klären. Das ist Sinn und Zweck einer Verhandlung. Weißt du noch, wie ich dir das erklärt habe?«
    »Ja, weiß ich.«
    »Mick, ist das Ihre Familie?«
    Ich spähte über die Schulter und zuckte unwillkürlich zusammen, als ich direkt in die Augen von Walter Elliot blickte. Er lächelte freundlich, in der Erwartung, vorgestellt zu werden.
    Aber da kannte er Maggie McFierce schlecht.
    »Oh, hallo,

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