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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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richtig?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Müssen Sie dafür einen entsprechenden Antrag stellen, oder säubert und wartet das Werkstattpersonal die Fahrzeuge von sich aus?«
    »Ich habe jedenfalls nie einen offiziellen Antrag gestellt. Die machen das einfach automatisch, schätze ich.«
    »Und wissen Sie, ob die Werkstattangestellten in den zwei Stunden, in denen Sie nicht bei Ihrem Wagen waren und Ihren Bericht schrieben, das Auto gesäubert oder desinfiziert haben?«
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    »Aber sie hätten es tun können, ohne dass Sie etwas davon mitbekommen hätten, richtig?«
    »Richtig.«
    »Danke, Deputy.«
    Ich zögerte, stand aber dann doch auf, um die Befragung des Zeugen wiederaufzunehmen.
    »Deputy Stallworth, Sie sagten, die Mechaniker hätten zwei Stunden gebraucht, um den Suchscheinwerfer auszutauschen, weil sie unterbesetzt und überlastet waren, richtig?«
    »Richtig.«
    Er stieß seine Antwort hervor, als hätte er langsam wirklich die Nase voll.
    »Demnach ist es unwahrscheinlich, dass sich die Mechaniker die Zeit genommen haben, Ihr Auto zu säubern, zumal Sie sie auch nicht darum gebeten hatten, richtig?«
    »Keine Ahnung. Das müssen Sie die beiden selbst fragen.«
    »Haben Sie sie ausdrücklich darum gebeten, den Wagen sauberzumachen?«
    »Nein.«
    »Danke, Deputy.«
    Ich setzte mich, und Golantz passte.
    Es war fast Mittag. Der Richter vertagte die Verhandlung, gönnte Geschworenen und Anwälten aber nur eine fünfundvierzigminütige Pause, um die am Morgen verlorene Zeit wieder hereinzuholen. Mir sollte das nur recht sein. Als Nächstes war meine Starzeugin an der Reihe, und je früher ich sie in den Zeugenstand holte, um so eher würde mein Mandant freigesprochen.
NEUNUNDVIERZIG
    D r. Shamiram Arslanian war eine Überraschungszeugin. Nicht wegen ihres Erscheinens vor Gericht – sie stand länger auf der Zeugenliste, als ich den Fall hatte –, sondern wegen ihrer äußeren Erscheinung und ihres Auftretens. Ihr Name und ihr kriminologisches Spezialgebiet evozierten das Bild einer blaustrümpfig-nüchternen Wissenschaftlerin im weißen Laborkittel, das Haar zu einem strengen Knoten straff nach hinten gebunden. Aber weit gefehlt. Sie war eine lebhafte, blauäugige Blondine mit sonnigem Wesen und einnehmendem Lächeln. Sie war nicht nur fotogen. Sie war telegen. Sie war eloquent und selbstbewusst, ohne jedoch auch nur ansatzweise arrogant zu wirken. Ihre Kurzbeschreibung ließ sich in einem Adjektiv resümieren, das sich jeder Anwalt für jeden seiner Zeugen wünscht – sympathisch. Und es kam nicht häufig vor, dass man diese Eigenschaft bei einem Zeugen fand, der ein forensisches Gutachten erstellte.
    Ich hatte fast das ganze Wochenende mit Shami, wie sie lieber genannt wurde, verbracht. Wir hatten über die Schmauchspuren-Indizien im Fall Elliot gesprochen, über das Gutachten, das sie für die Verteidigung erstellen, sowie über das Kreuzverhör, dem sie von Golantz erwartungsgemäß unterzogen würde. Mit all dem hatte ich deshalb so lange gewartet, damit ich mit der Offenlegung keine Probleme bekäme. Was meine Gutachterin nicht wusste, konnte sie dem Ankläger nicht erzählen. Deshalb ließ ich sie über die Wunderwaffe in Unkenntnis, so lange es nur irgend ging.
    Es stand völlig außer Frage, dass sie eine richtige Berühmtheit war. Im Court TV hatte sie einmal eine Serie über ihre Glanztaten moderiert. Als ich sie ins Palm zum Essen ausführte, wurde sie zweimal um ein Autogramm gebeten, und mit zwei Fernsehgrößen, die an unseren Tisch kamen, war sie per Du. Dementsprechend fiel auch ihr Honorar aus. Für die vier Tage in Los Angeles, in denen sie sich in den Fall einarbeitete, ihr Gutachten erstellte und vor Gericht aussagte, verlangte sie zehntausend Dollar zuzüglich Spesen. Nicht schlecht, wenn man solche Aufträge an Land ziehen konnte, und sie konnte es. Sie war dafür bekannt, dass sie ihre zahlreichen Angebote sorgfältig prüfte und nur diejenigen annahm, bei denen sie der festen Überzeugung war, dass es sich um einen gravierenden Irrtum oder ein Fehlurteil handelte. Natürlich war es auch nicht von Nachteil, wenn der Fall in den Medien für landesweites Aufsehen sorgte.
    Schon nach den ersten zehn Minuten mit ihr war mir klar, dass sie jeden Cent wert war, den Elliot ihr zahlte. Sie würde der Anklage in zweifacher Hinsicht das Leben schwermachen. Zuerst würde ihr gewinnendes Wesen die Geschworenen für sich einnehmen, und den Rest würden ihre Fakten

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