So wahr uns Gott helfe
zur Sache zu kommen. Golantz setzte sich. Diesen Punkt konnte er zwar für sich verbuchen, aber im Ganzen betrachtet hatte er verloren. Jeder im Saal betrachtete ihn jetzt als Spielverderber, der das Wenige an Lockerheit zunichte gemacht hatte, das es in einer so ernsten Angelegenheit gab.
Ich stellte ein paar weitere Fragen, aus denen hervorging, dass Dr. Arslanian gegenwärtig am John Jay lehrte und forschte. Dann widmete ich mich kurz ihrem Lebenslauf und ihrer begrenzten Verfügbarkeit als Gutachterin und dirigierte ihre Aussagen schließlich zu ihrer Analyse der Schmauchspuren, die am Tage der Morde von Malibu an Walter Elliots Händen und Kleidern gefunden worden waren. Sie erklärte, dass sie die Maßnahmen und Ergebnisse des Labors des Sheriff’s Department geprüft und noch einmal aus ihrer eigenen Sicht analysiert und evaluiert hatte. Außerdem hatte sie sämtliche Videoaufnahmen ausgewertet, die ihr von der Verteidigung für ihre Untersuchungen zur Verfügung gestellt worden waren.
»Nun, Dr. Arslanian, der forensische Gutachter der Anklage hat zu einem früheren Zeitpunkt dieses Prozesses erklärt, dass die Testplättchen, die über Mr. Elliots Hände und Ärmel sowie über sein Jackett gestreift wurden, erhöhte Werte bestimmter Stoffe aufwiesen, die mit Schmauchspuren in Zusammenhang gebracht werden. Stimmen Sie mit dieser Auffassung überein?«
»Ja, voll und ganz«, antwortete meine Zeugin.
Ein überraschtes Murmeln ertönte im Saal.
»Sie sagen also, Ihre Untersuchungen haben ergeben, dass der Angeklagte Schmauchspuren an seinen Händen und an seiner Kleidung hatte?«
»So ist es. Erhöhte Werte von Barium, Antimon und Blei. Wenn sie gemeinsam auftreten, spricht man von Schmauchspuren.«
»Was heißt in diesem Fall erhöhte Werte?«
»Es heißt lediglich, dass man einen oder auch mehrere dieser Stoffe am Körper einer Person findet, ob sie nun eine Waffe abgefeuert oder auch nur in der Hand gehalten hat. Ihr Auftreten könnte aber auch ganz alltägliche Gründe haben.«
»Folglich sind erhöhte Werte aller drei Stoffe erforderlich, damit man von Schmauchspuren sprechen kann, ist das richtig?«
»Ja, das und ein konzentriertes Auftreten.«
»Könnten Sie uns bitte erklären, was genau Sie mit konzentriertem Auftreten meinen?«
»Selbstverständlich. Wenn eine Schusswaffe abgefeuert wird – wobei es sich in diesem Fall, glaube ich, um eine Handfeuerwaffe handelt –, kommt es im Patronenlager zu einer Explosion, die dem Geschoss Energie und Geschwindigkeit verleiht. Bei dieser Explosion treten zusammen mit dem Geschoss nicht nur aus dem Lauf selbst Gase aus, sondern auch aus sämtlichen kleinen Ritzen und Fugen der Waffe. Beim Abfeuern eines Schusses öffnet sich der Verschluss – das ist das hintere Ende des Laufs –, und die dabei entweichenden Gase schleudern die mikroskopisch kleinen Elemente, von denen hier die Rede ist, nach hinten auf den Schützen.«
»Und genau das ist in diesem Fall passiert, richtig?«
»Nein, nicht richtig. Unter Berücksichtigung der Gesamtheit meiner Untersuchungen kann ich das nicht bestätigen.«
Ich zog in gespielter Überraschung die Augenbrauen hoch.
»Aber Frau Doktor, haben Sie nicht eben selbst gesagt, Sie stimmten mit der Auffassung der Anklage überein, dass sich auf Händen und Jackenärmeln des Angeklagten Schmauchspuren befanden?«
»Ich bin einer Meinung mit der Anklage, dass sich an den Händen und an der Kleidung des Angeklagten Schmauchspuren befanden. Doch das war nicht die Frage, die Sie mir gestellt haben.«
Ich hielt kurz inne, als versuchte ich meine Fragestellung zurückzuverfolgen.
»Dr. Arslanian, wollen Sie damit zum Ausdruck bringen, es könnte eine andere Erklärung für die Schmauchspuren auf Mr. Elliots Händen geben?«
»Ja, genau das will ich damit sagen.«
Da waren wir. Wir waren in die entscheidende Phase des Prozesses eingetreten. Es wurde Zeit, die Wunderwaffe abzufeuern.
»Hat Sie Ihr Studium der Materialien, die Ihnen die Verteidigung übers Wochenende zur Verfügung gestellt hat, zu einer alternativen Erklärung für die Schmauchspuren an Walter Elliots Händen und Kleidern geführt?«
»Ja.«
»Und was ist das für eine Erklärung?«
»Meiner Meinung nach besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Schmauchspuren durch Übertragung an Mr. Elliots Hände und Kleider gelangt sind.«
»Durch Übertragung? Wollen Sie damit sagen, dass jemand absichtlich Schmauchspuren an ihm angebracht
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