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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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versichert, dass Sie das Haus heute nicht mehr verlassen.«
    »Ich hab einen Anruf bekommen. Eine … Mandantin von mir ist auf einer Sauftour angehalten worden. Die Cops wollen nochmal ein Auge zudrücken, wenn ich sie nach Hause fahre.«
    »Von wo?«
    »Vom Fryman-Canyon-Aussichtspunkt. Ich bin jeden Moment da.«
    »Wie hieß der Cop?«
    »Randall Morris. Ob er von Hollywood oder North Hollywood ist, hat er nicht gesagt.«
    Der Mulholland Drive war die Grenze zwischen den beiden Polizeirevieren. Morris konnte daher zu beiden gehören.
    »Okay, halten Sie an, bis ich das nachgeprüft habe.«
    »Anhalten? Wo?«
    Der Mulholland Drive war eine kurvenreiche zweispurige Straße, auf der es außer den Aussichtspunkten keine Stellen gab, an denen man parken konnte, ohne zu riskieren, vom nächsten Auto, das um die Kurve kam, gerammt zu werden.
    »Dann fahren Sie einfach langsamer.«
    »Ich bin bereits da.«
    Der Fryman-Canyon-Aussichtspunkt lag auf der Valley-Seite. Ich bog rechts ab und rollte an dem Schild vorbei, auf dem stand, dass der Parkplatz nach Sonnenuntergang geschlossen war.
    Ich entdeckte weder Lanies Auto noch einen Streifenwagen. Der Parkplatz war leer. Ich blickte auf die Uhr. Es war nur zwölf Minuten her, dass ich Officer Morris mitgeteilt hatte, ich wäre in spätestens fünfzehn Minuten da.
    »Mist!«
    »Was ist?«, fragte Bosch.
    Ich schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad. Morris hatte nicht gewartet. Er war losgefahren und hatte Lanie ins Gefängnis gebracht.
    »Was ist?«, wiederholte Bosch.
    »Sie ist nicht hier«, erwiderte ich. »Und der Cop auch nicht. Er hat sie ins Gefängnis gebracht.«
    Jetzt musste ich herausfinden, auf welche Polizeistation Lanie geschafft worden war, und durfte mir wahrscheinlich den Rest der Nacht damit um die Ohren schlagen, sie gegen Kaution freizubekommen und nach Hause zu bringen. Ich wäre ein Wrack, wenn ich am Morgen ins Gericht musste.
    Ohne den Motor abzustellen, stieg ich aus und schaute mich um. Am Fuß des Steilabfalls breiteten sich meilenweit die Lichter des Valley aus.
    »Bosch, ich fahre wieder los. Ich versuche herauszufinden …«
    In diesem Moment bemerkte ich aus dem Augenwinkel, wie sich links von mir etwas bewegte. Ich drehte mich in die Richtung und sah eine geduckte Gestalt aus dem hohen Gebüsch am Rand des Parkplatzes huschen. Zuerst dachte ich, es wäre ein Kojote, doch dann erkannte ich einen Mann. Er war ganz in Schwarz gekleidet und hatte sich eine Skimaske übers Gesicht gezogen. Als er sich zu voller Größe aufrichtete, entdeckte ich die Pistole, die er auf mich gerichtet hielt.
    »Moment«, rief ich. »Was soll …«
    »Handy fallen lassen!«
    Ich ließ das Telefon fallen und hob die Hände.
    »Okay, okay, was soll das? Sind Sie einer von Boschs Leuten?«
    Der Mann kam rasch auf mich zu und stieß mich nach hinten. Ich stolperte, fiel zu Boden, und dann spürte ich, wie er mich am Kragen packte.
    »Aufstehen!«
    »Was …?«
    »Aufstehen! Los!«
    Er zog mich hoch.
    »Schon gut, schon gut. Ich stehe ja auf.«
    Sobald ich mich aufgerappelt hatte, wurde ich vorwärts durch die Lichtkegel meines Autos geschubst.
    »Wo gehen wir hin? Was soll …?«
    Ein neuerlicher Schubs.
    »Wer sind Sie? Warum sind Sie …?«
    »Sie stellen zu viele Fragen, Haller.«
    Erneut packte er mich am Kragen und stieß mich auf den Abgrund zu. Die Felswand fiel hier fast senkrecht ab. Ich würde hinter jemandes Haus im Whirlpool landen – nach einem Sprung aus hundert Metern Höhe.
    Ich stemmte meine Fersen in den Boden und versuchte meine Vorwärtsbewegung zu bremsen, aber das hatte nur einen noch festeren Schubs zu Folge. Inzwischen hatte ich richtig Fahrt aufgenommen, und gleich würde mich der Maskierte über den Rand des dunklen Abgrunds stoßen.
    »Sie können doch nicht …«
    Plötzlich fiel ein Schuss. Er kam nicht von hinten, sondern von rechts und aus großer Entfernung. Fast gleichzeitig ertönte hinter mir ein metallisches Klicken, und der Maskierte fiel mit einem Aufschrei in das Gebüsch links von uns.
    Dann ertönten laute Rufe.
    »Waffe fallen lassen!«
    »Auf den Boden! Runter! Auf den Boden!«
    Ich warf mich am Rand des Abgrunds mit dem Gesicht in den Staub und legte die Hände schützend über den Kopf. Dabei hörte ich weitere Rufe und rasche Schritte. Motoren heulten auf, und Räder knirschten über den Kies. Als ich die Augen öffnete, sah ich blaue Lichter, die in sich wiederholenden Rhythmen über Erde und Büsche tanzten. Blaulicht hieß

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