Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Hundehaufen?«, fragte sie.
    »Bisher kommen wir auf insgesamt einunddreißig laufende Fälle. Davon sehen nur sieben nach Hundehaufen aus. Was bedeutet, wir haben eine ganze Menge Fälle, für die kein Geld in der Kasse ist. Ich muss also entweder weiteres Geld dafür auftreiben, oder sie wandern ebenfalls auf den Hundehaufen.«
    Es störte mich nicht, dass ich losziehen und von den Mandanten Geld eintreiben musste. Ein Strafverteidiger muss vor allem eines können – sein Geld einfordern. Ich war ziemlich gut darin, und Lorna sogar noch besser. Der Trick bei der Sache bestand vor allem darin, von Anfang an nur zahlungsfähige und zahlungsbereite Mandanten an Land zu ziehen, und uns waren gerade zwei Dutzend davon in den Schoß gefallen.
    »Glaubst du, der Richter lässt dich einfach so ein paar von ihnen abstoßen?«, fragte Lorna.
    »Natürlich nicht. Aber ich werde mir was einfallen lassen. Vielleicht kann ich einen Interessenkonflikt geltend machen. Wobei der Konflikt vor allem darin besteht, dass ich für meine Arbeit gern bezahlt werde und die Mandanten nichts rausrücken.«
    Niemand lachte. Ich nahm den Faden wieder auf.
    »Sonst noch was zu den Finanzen?«, fragte ich.
    Lorna schüttelte den Kopf.
    »Das war’s so ziemlich. Wenn du im Gericht bist, rufe ich bei der Bank an und veranlasse alles Nötige. Möchtest du, dass wir beide zeichnungsberechtigt für die Konten sind?«
    »Ja, wie bei meinen eigenen Konten.«
    Ich hatte mir noch keine Gedanken über die potenziellen Schwierigkeiten gemacht, an das Geld auf den Vincent-Konten zu kommen. Dafür hatte ich Lorna. Sie besaß in geschäftlichen Dingen Fähigkeiten, die mir abgingen. An manchen Tagen war sie so gut, dass ich mir wünschte, wir hätten entweder nie geheiratet oder uns nie scheiden lassen.
    »Versuche rauszufinden, ob Wren Williams eine Kontenvollmacht besitzt«, sagte ich. »Wenn ja, lass sie aufheben. Ich möchte, dass vorerst nur wir beide Zugang zu den Konten haben.«
    »Alles klar. Möglicherweise musst du noch mal zu Holder, um dir einen richterlichen Beschluss für die Bank ausstellen zu lassen.«
    »Das sollte kein Problem darstellen.«
    Ich hatte noch zehn Minuten Zeit, bis ich ins Gericht musste. Ich wandte mich an Wojciechowski.
    »Cisco, was hast du für mich?«
    Ich hatte ihn gebeten, seine Beziehungen spielen zu lassen und so viel wie möglich über den Stand der Ermittlungen im Mordfall Vincent in Erfahrung zu bringen. Ich wollte wissen, was die Detectives unternahmen, denn Boschs Äußerungen deuteten darauf hin, dass ihre Ermittlungen in engem Zusammenhang mit den Fällen standen, die ich gerade geerbt hatte.
    »Nicht viel«, gab Cisco zu. »Die Detectives sind noch nicht mal zurück im Parker Center. Ich habe einen Bekannten bei der Spurensicherung angerufen, aber dort sind sie noch mit der Auswertung beschäftigt. Es gibt es also noch so gut wie keine Ergebnisse. Allerdings ist ihnen aufgefallen, dass etwas am Tatort fehlt. Es wurden mindestens zwei Schüsse auf Vincent abgegeben. Sie haben jedoch keine Patronenhülsen gefunden. Der Schütze hat also hinterher aufgeräumt.«
    Das verriet einiges. Der Täter hatte entweder einen Revolver benutzt oder die Geistesgegenwart besessen, die aus seiner Waffe ausgeworfenen Patronenhülsen einzusammeln, nachdem er Vincent getötet hatte.
    Cisco fuhr mit seinem Bericht fort.
    »Dann habe ich einen Kontakt in der Telefonzentrale angerufen, und sie hat mir erzählt, der erste Anruf sei erst um null Uhr dreiundvierzig eingegangen. Bei der Autopsie werden sie den Todeszeitpunkt wohl noch weiter eingrenzen.«
    »Haben sie schon eine grobe Vorstellung, wie es passiert ist?«
    »Offensichtlich hat Vincent noch bis spät in die Nacht hinein gearbeitet, was er montags anscheinend immer tat. Vermutlich hat er sich auf die kommende Woche vorbereitet. Als er mit der Arbeit fertig war, packte er seinen Aktenkoffer, schloss die Kanzlei ab und ging ins Parkhaus. Dort stieg er in sein Auto und wurde durch das Fenster auf der Fahrerseite erschossen. Als man ihn fand, stand die Automatik auf Parken, und die Zündung war eingeschaltet. Das Fenster stand offen. Gestern Nacht hatte es um die fünfzehn Grad. Er könnte das Fenster geöffnet haben, weil er es gern kühl mochte oder weil jemand auf das Auto zukam.«
    »Jemand, den er kannte.«
    »Das ist eine Möglichkeit.«
    Ich dachte an das, was Detective Bosch gesagt hatte.
    »Hat im Parkhaus zu diesem Zeitpunkt jemand gearbeitet?«
    »Nein, der

Weitere Kostenlose Bücher