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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ist«, sagte ich. »Aber als Erstes können Sie sich schon mal bei der Vorsitzenden Richterin erkundigen. Dann werden Sie nämlich feststellen, dass ich gar nicht gewusst habe, dass ich als sein Erbe vorgesehen war.«
    »Behaupten Sie. Aber keine Sorge, wir werden Sie genauestens unter die Lupe nehmen.«
    »Gern. Und jetzt verlassen Sie bitte diesen Raum, oder ich rufe die Richterin an.«
    Der Detective ging zum Tisch zurück und nahm sein Jackett vom Stuhl. Er legte es sich über den Arm, statt es anzuziehen. Dann nahm er einen Ordner vom Tisch und brachte ihn zu mir. Er drückte ihn fest gegen meine Brust, bis ich ihn an mich nahm.
    »Hier haben Sie eine Ihrer neuen Akten zurück, Herr Anwalt. Ersticken Sie nicht daran.«
    Damit verließ er den Raum, und sein Partner folgte ihm. Ich begleitete sie in Vincents Büro und unternahm einen letzten Anlauf, die Spannung abzubauen. Ich hatte das vage Gefühl, als sollte ich die beiden nicht zum letzten Mal sehen.
    »Hören Sie, meine Herren, es tut mir leid, dass es so ist. Ich bin um ein gutes Verhältnis zur Polizei bemüht, und ich bin mir sicher, wir werden eine Lösung finden. Aber im Moment bin ich meinen Mandanten verpflichtet. Ich weiß nicht einmal, was ich hier alles bekommen habe. Lassen Sie mir also bitte etwas Zeit, damit ich …«
    »Wir haben aber keine Zeit«, erklärte der ältere Detective. »Wir müssen handeln, solange die Spur noch heiß ist. Ist Ihnen überhaupt klar, worauf Sie sich da einlassen, Herr Anwalt?«
    Ich musterte ihn, um die Bedeutung seiner Frage zu ergründen.
    »Ich denke schon, Detective. Ich bin jetzt zwar erst seit achtzehn Jahren Anwalt, aber …«
    »Ich rede nicht von Ihrer Berufserfahrung. Ich rede von dem, was im Parkhaus passiert ist. Vincents Mörder hat dort auf ihn gewartet. Er wusste, wo er zu finden war und wie er an ihn herankam. Er hat ihm aufgelauert.«
    Ich nickte, als verstünde ich.
    »Wenn ich Sie wäre«, fuhr der Detective fort, »wäre ich vorsichtig mit diesen neuen Mandanten, die Sie sich gerade angelacht haben. Jerry Vincent kannte seinen Mörder.«
    »Vergessen Sie nicht, dass er auch mal Staatsanwalt war. Er hat einige Leute hinter Gitter gebracht. Vielleicht hat einer von denen …«
    »Das werden wir prüfen. Aber das ist lange her. Ich glaube, die Person, die wir suchen, ist in diesen Akten zu finden.«
    Damit wandten er und sein Partner sich zum Gehen.
    »Halt«, sagte ich. »Haben Sie eine Visitenkarte? Ich hätte gerne Ihre Karte.«
    Die Detectives blieben stehen und drehten sich um. Der ältere zog eine Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie mir.
    »Da sind alle meine Nummern drauf.«
    »Sobald ich mir hier einen ersten Überblick verschafft habe, melde ich mich bei Ihnen. Dann können wir etwas verabreden. Es muss sich auch eine Möglichkeit der Zusammenarbeit finden, ohne dabei gegen irgendjemandes Rechte zu verstoßen.«
    »Wie Sie meinen. Sie sind der Anwalt.«
    Ich nickte und blickte auf den Namen auf der Karte. Harry Bosch. Ich war mir sicher, dem Mann nie zuvor begegnet zu sein, und doch hatte er gleich zu Beginn unserer Begegnung behauptet, mich zu kennen.
    »Wissen Sie, Detective Bosch«, bemerkte ich, »Jerry Vincent war ein Kollege. Wir standen uns nicht sehr nahe, aber wir waren doch so was wie Freunde.«
    »Und?«
    »Und viel Erfolg. Mit dem Fall. Ich hoffe, Sie lösen ihn.«
    Bosch nickte, und irgendetwas an dieser Geste kam mir vertraut vor. Vielleicht kannten wir uns doch von irgendwoher.
    Er drehte sich um und folgte seinem Partner aus dem Büro.
    »Detective?«
    Bosch wandte sich noch einmal zu mir um.
    »Sind wir uns schon mal bei einem Fall über den Weg gelaufen? Ich bilde mir ein, Sie zu kennen.«
    Bosch lächelte aalglatt und schüttelte den Kopf.
    »Nein. Wenn wir schon mal gemeinsam an einem Fall gearbeitet hätten, könnten Sie sich an mich erinnern.«
SIEBEN
    E ine Stunde später saß ich mit Lorna Taylor und Dennis Wojciechowski an Jerry Vincents Schreibtisch. Wir aßen unsere Sandwiches und sprachen durch, was wir bei unserer ersten oberflächlichen Durchsicht der laufenden Fälle herausgefunden hatten. Die Sandwiches waren gut, aber angesichts dessen, was meinem Vorgänger zugestoßen war, hatte keiner von uns großen Appetit.
    Wren Williams hatte ich vorzeitig nach Hause geschickt. Sie war immer wieder in Tränen ausgebrochen und hatte weiter heftig dagegen protestiert, dass ich die Fälle ihres toten Chefs übernahm. Deshalb beschloss ich, dieses Hindernis zu

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