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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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beiseite und trat zur Fahrertür meines Wagens.
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Unser Gerichtsreporter hat eine Kopie des Beschlusses von Richterin Holder. Warum hat Mr. Vincent Sie zu seinem Vertreter bestimmt? Waren Sie befreundet?«
    Ich öffnete die Tür.
    »Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Jack McEvoy. Ich bin Polizeireporter.«
    »Schön für Sie, Jack. Aber im Moment kann ich nicht über die Sache sprechen. Geben Sie mir Ihre Karte, und ich rufe Sie an, sobald ich etwas dazu zu sagen habe.«
    Er machte keine Anstalten, mir seine Visitenkarte zu überreichen, und stellte stur die nächste Frage.
    »Hat Ihnen die Richterin einen Maulkorb verpasst?«
    »Nein, sie hat mir keinen Maulkorb verpasst. Ich kann deshalb nicht mit Ihnen reden, weil ich nichts weiß, verstanden? Sobald ich etwas zu sagen habe, werde ich es Ihnen mitteilen.«
    »Aber Sie können mir doch zum Beispiel sagen, warum Sie Vincents Fälle übernehmen?«
    »Die Antwort darauf kennen Sie bereits. Ich wurde von der Richterin zu seinem Vertreter bestimmt. Und jetzt muss ich ins Gericht.«
    Ich stieg in meinen Wagen, ließ aber die Tür offen, während ich den Zündschlüssel in Schloss schob. McEvoy stützte seinen Ellbogen auf das Dach und beugte sich zu mir herein. Er war offensichtlich fest entschlossen, mir ein Interview abzunötigen.
    »Hören Sie«, knurrte ich. »Ich muss jetzt los. Treten Sie also bitte zur Seite, damit ich die Tür schließen und mit diesem Panzer zurückstoßen kann.«
    »Ich hatte gehofft, wir könnten uns auf einen Deal einigen«, sagte er rasch.
    »Einen Deal? Was für einen Deal?«
    »Sie wissen schon, Informationen austauschen. Ich strecke meine Fühler bei der Polizei aus und Sie bei Gericht. Wir können zweigleisig fahren. Sie erzählen mir, was Sie aufschnappen, und ich tue umgekehrt das Gleiche. Sieht ganz nach einem spektakulären Fall aus. Ich brauche alle Informationen, die ich kriegen kann.«
    Ich blickte kurz zu ihm hoch.
    »Die Informationen, die ich von Ihnen kriege, kann ich doch am nächsten Tag in der Zeitung nachlesen. Ich brauche nur ein paar Stunden zu warten.«
    »Alles werden Sie dort aber nicht finden. Es gibt immer Dinge, die man nicht veröffentlichen darf, selbst wenn sie der Wahrheit entsprechen.«
    Er sah mich an, als hätte er mir soeben ein großes Geheimnis verraten.
    »Ich habe so ein Gefühl, dass Sie bestimmte Dinge vor mir erfahren werden«, sagte ich.
    »Ist gut möglich. Also, haben wir einen Deal?«
    »Haben Sie eine Karte?«
    Diesmal zog er eine Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie mir. Ich hielt sie zwischen den Fingern und warf einen Blick darauf. Es konnte nicht schaden, an ein paar Insiderinformationen zu dem Fall zu kommen.
    »Okay, abgemacht.«
    Ich winkte ihn erneut beiseite, zog die Tür zu und startete den Motor. McEvoy stand immer noch wie angewurzelt da. Ich ließ das Fenster runter.
    »Ist noch was?«
    »Aber ich möchte auf keinen Fall, dass Sie anderen Zeitungen oder im Fernsehen Dinge erzählen, von denen ich nichts erfahren habe.«
    »Keine Angst. Ich weiß, wie so was läuft.«
    »Gut.«
    Ich legte den Rückwärtsgang ein, doch dann kam mir ein Gedanke, und ich hielt den Fuß auf der Bremse.
    »Eine Frage noch. Wie eng sind Sie mit Bosch, dem leitenden Ermittler?«
    »Ich kenne ihn, aber wirklich eng ist niemand mit ihm. Nicht mal sein Partner.«
    »Woran liegt das?«
    »Keine Ahnung. Hab ihn nie gefragt.«
    »Ist er denn gut?«
    »Sie meinen im Lösen von Fällen? Sehr gut sogar. Ich glaube, er gilt als einer der Besten.«
    Ich nickte und dachte an Bosch. Den Mann mit der Mission.
    »Vorsicht! Ihre Zehen!«
    Ich stieß mit dem Lincoln rückwärts aus der Lücke. Gerade als ich den Vorwärtsgang einlegte, rief mir McEvoy nach.
    »Übrigens, Haller, klasse Nummernschild, das Sie da haben.«
    Ich winkte aus dem Fenster und fuhr die Rampe hinunter. Ich versuchte, mich zu erinnern, welchen meiner Lincolns ich gerade fuhr und was auf dem Nummernschild stand. Ich hatte mir in der Zeit, als ich noch gut im Geschäft war, eine Flotte mit drei Town Cars zugelegt. Aber im letzten Jahr waren die Autos so wenig zum Einsatz gekommen, dass ich sie nach dem Rotationsprinzip gefahren hatte, um die Motoren in Schuss und den Staub aus den Auspuffrohren zu halten. Teil meiner Comeback-Strategie wahrscheinlich. Bis auf die Nummernschilder glichen sich die Autos bis aufs Haar, und deshalb war ich nicht sicher, in welchem ich gerade saß.
    Als ich am Parkwächterkabuff

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