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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Kanzlei.«
    »Ich weiß, worauf ich mich da einlasse, Lorna. Und ich fühle mich der Sache gewachsen. Siehst du denn nicht, dass das wesentlich besser ist als mein ursprünglicher Plan? Der Elliot-Fall spült nicht nur ordentlich Geld in meine Kasse, er ist auch eine fantastische Werbung. Etwa so, als stünde oben auf dem Criminal Courts Building in riesigen Neonbuchstaben BIN WIEDER ZURÜCK!«
    »Ja, wirklich toll. Allein der Elliot-Fall wird so stressig für dich werden, dass du …«
    Sie sprach den Satz nicht zu Ende, aber das musste sie auch nicht.
    »Lorna, das liegt alles weit hinter mir. Es geht mir gut. Ich bin darüber hinweg und kann es kaum erwarten, loszulegen. Ich dachte, du würdest dich darüber freuen. Zum ersten Mal seit einem Jahr kommt wieder Geld in die Kasse.«
    »Das ist doch völlig zweitrangig. Viel wichtiger ist, dass es dir gutgeht.«
    »Es geht mir besser als gut. Ich kann es gar nicht erwarten anzufangen. Es ist, als hätte ich mit einem Schlag meinen ganzen alten Elan wieder zurück. Vermies mir jetzt bitte nicht alles. Okay?«
    Sie starrte mich an, ich starrte zurück, und endlich lockerte ein zögerndes Lächeln ihre strenge Miene auf.
    »Na schön«, sagte sie. »Dann zeig’s ihnen.«
    »Keine Angst. Das werde ich.«
ACHT
    T rotz meiner Beteuerungen Lorna gegenüber bereiteten mir die vielen neuen Fälle und die damit einhergehenden umfangreichen Vorbereitungen ein wenig Kopfzerbrechen, während ich durch den Gang schritt, der das Legal Center mit dem Parkhaus verband. Ich hatte vergessen, dass ich meinen Wagen auf der fünften Etage abgestellt hatte, und musste drei Auffahrten hinaufgehen, bis ich den Lincoln fand. Ich öffnete den Kofferraum und verstaute den dicken Aktenstapel, den ich bei mir trug, in meiner Tasche.
    Diese Tasche war ein seltsames Zwitterwesen, das ich im Zuge der ersten Vorbereitungen auf mein Comeback in einem Laden namens Suitcase City gekauft hatte. Sie war mit Gurten versehen, so dass ich sie, wenn ich mich kräftig genug fühlte, wie einen Rucksack auf den Rücken schnallen konnte. Außerdem hatte sie einen Griff, so dass sie sich wie ein Aktenkoffer tragen ließ. Und schließlich besaß sie noch zwei Rollen und einen Teleskopgriff, damit ich sie an weniger kraftvollen Tagen hinter mir herziehen konnte.
    In letzter Zeit waren die kräftigen Tage eindeutig in der Überzahl gewesen, und wahrscheinlich wäre ich auch mit einem normalen Lederaktenkoffer zurechtgekommen. Aber ich mochte das Teil und wollte es weiter benutzen. Die Tasche zierte ein Logo – eine Bergkette, auf der in gewaltigen Lettern »Suitcase City« stand, ähnlich dem berühmten Hollywood-Schriftzug. Darüber strahlte ein Kranz von Scheinwerfern in den Himmel und machte das Traumbild perfekt. Ich glaube, das Logo war der eigentliche Grund, warum ich die Tasche mochte. Für mich war Suitcase City kein Geschäft. Es war ein Ort. Es stand für Los Angeles.
    Los Angeles war die Sorte Stadt, in der jeder von woanders stammte und niemand wirklich Wurzeln schlug. Es war ein Durchgangsort. Menschen, die von einem Traum angelockt wurden oder vor einem Alptraum flohen. Zwölf Millionen Menschen, und alle davon auf dem Sprung. Egal, ob man es nun im bildlichen, buchstäblichen oder metaphorischen Sinn sehen wollte – in L. A. hat jeder einen gepackten Koffer zu Hause stehen. Für alle Fälle.
    Als ich den Kofferraum des Lincoln schloss, zuckte ich vor Schreck zusammen. Zwischen meinem Auto und dem nächsten stand ein Mann, den der hochgeklappte Kofferraumdeckel verdeckt hatte. Ich kannte ihn nicht, doch er wusste offensichtlich, wer ich war. Boschs Warnung vor Vincents Mörder schoss mir durch den Kopf, und instinktiv machte ich mich bereit, zu kämpfen oder zu fliehen.
    »Mr. Haller, kann ich Sie kurz sprechen?«
    »Wer sind Sie? Und warum schleichen Sie hier herum?«
    »Ich schleiche nicht herum. Ich habe Sie gesehen und bin lediglich zwischen den Autos durchgegangen, mehr nicht. Ich arbeite für die Times und wollte mit Ihnen über Jerry Vincent sprechen.«
    Ich schüttelte den Kopf und atmete tief durch.
    »Sie haben mich ganz schön erschreckt. Wissen Sie denn nicht, dass er in diesem Parkhaus von jemandem erschossen wurde, der auf sein Auto zukam?«
    »Entschuldigung, tut mir leid. Ich wollte bloß …«
    »Ich hab Ihnen nichts zu erzählen. Erstens weiß ich kaum etwas über die Tat, und zweitens muss ich ins Gericht.«
    »Aber Sie übernehmen doch seine Fälle, oder?«
    Ich winkte den Mann

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