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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Vielleicht hatte Jerry Vincent diese Komponenten im Kopf gehabt oder in seinem Laptop oder auf dem Notizblock in seiner Mappe. Doch solange die Polizei seinen Mörder nicht festnahm und die gestohlenen Gegenstände wiederbeschaffte, konnte ich mich nicht auf Dinge stützen, die sich dort möglicherweise befunden hatten.
    Ich folgte einem gepflasterten Weg, der über einen tadellos gepflegten Rasen zu Elliots Büro führte. Meine Strategie für das Treffen beinhaltete drei Hauptpunkte. Zuerst musste ich mir Elliot als Mandanten sichern. War das geschafft, würde ich ihn um sein Einverständnis bitten, den Prozess zu verschieben, damit ich mich angemessen darauf vorbereiten konnte. Und zum Schluss würde ich herauszufinden versuchen, ob Elliot irgendwelche für seine Verteidigung wichtigen Dinge wusste, die nicht in meinen Unterlagen standen. Sollte ich in Punkt eins keinen Erfolg haben, waren die Punkte zwei und drei selbstverständlich hinfällig.
    Walter Elliots Büro befand sich in Bungalow eins im hintersten Teil des Archway-Geländes. Bei dem Wort Bungalow denkt man normalerweise an eher kleine Häuser. Nicht so in Hollywood. Dort sind sie riesig. Ein Statussymbol. Es ist, als hätte man sein Privathaus auf dem Studiogelände. Und wie in jedem Privathaus kann alles, was sich darin abspielt, geheim gehalten werden.
    Ein mit Terrakotta gefliester Eingangsbereich führte in ein Wohnzimmer mit einer Mahagoni-Bar und einem Kamin, in dem mehrere Gasflammen züngelten. Ich blieb in der Mitte des Raums stehen, blickte mich um und wartete. Über dem Kamin hing das Gemälde eines Ritters in voller Rüstung auf einem Schimmel. Der Ritter hatte das Visier seines Helms hochgeklappt und blickte durchdringend darunter hervor. Ich machte ein paar Schritte zur Seite und stellte fest, dass die Augen des Ritters so gemalt waren, dass sie immer auf den Betrachter des Gemäldes gerichtet waren, egal, von wo man es betrachtete. Sie folgten mir.
    »Mr. Haller?«
    Ich drehte mich um. Es war die Stimme der Frau, mit der ich bereits am Pförtnerhaus telefoniert hatte. Elliots Türhüterin, Mrs. Albrecht, war durch einen unsichtbaren Eingang hereingekommen. Eleganz war das erste Wort, das mir bei ihrem Anblick in den Sinn kam. Sie war eine alternde Schönheit, die mit diesem Prozess spielend fertigzuwerden schien. Ihr ungefärbtes Haar war grau gesträhnt, und die auf Augen und Mund zustrebenden Fältchen schienen weder von Injektionen noch künstlichen Straffungen aufgehalten zu werden. Mrs. Albrecht sah aus wie eine Frau, die ihre Haut mochte. Soweit ich das beurteilen konnte, eher eine Seltenheit in Hollywood.
    »Mr. Elliot wird Sie jetzt empfangen.«
    Ich folgte ihr um eine Ecke und einen kurzen Flur hinunter in ein Vorzimmer. Sie ging an einem leeren Schreibtisch vorbei – ihrer, nahm ich an – und öffnete eine große Tür, die in Walter Elliots Büro führte.
    Elliot war ein übertrieben gebräunter Mann, aus dessen offenem Hemdkragen mehr graue Haare sprossen als auf seinem Kopf. Er thronte hinter einem großen gläsernen Tisch. Keine Schubladen darunter und kein Computer darauf, aber übersät von Papieren und Skripten. Dass er wegen zweifachen Mordes angeklagt war, schien ihn nicht zu tangieren. Er verfiel deswegen nicht in Untätigkeit. Er arbeitete und leitete Archway, wie er es immer getan hatte. Mag sein, dass dies auf den Rat eines Hollywood-Selbsthilfegurus hin erfolgte, aber grundsätzlich war diese Haltung bei Angeklagten keineswegs unüblich. Tu so, als wärst du unschuldig, und du wirst als unschuldig angesehen. Und irgendwann sogar offiziell für unschuldig befunden.
    In der rechten Hälfte des Büros stand eine Sitzgruppe, aber Elliot entschied sich, hinter seinem Schreibtisch zu bleiben. Er hatte dunkle, durchdringende Augen, die mir irgendwie bekannt vorkamen, bis ich merkte, dass ich kurz zuvor bereits in sie geblickt hatte. Der Ritter hoch zu Ross, auf dem Gemälde draußen im Wohnzimmer, war Elliot.
    »Mr. Elliot, das ist Mr. Haller«, stellte mich Mrs. Albrecht ihrem Chef vor.
    Sie deutete auf den Stuhl vor Elliots Tisch. Nachdem ich Platz genommen hatte, schickte Elliot Mrs. Albrecht mit einer kurzen Handbewegung hinaus, und sie verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Ich hatte im Lauf der Jahre mehrere Dutzend Mörder vertreten. Und die einzige Regel ist, dass es keine Regeln gibt. Sie können in allen Größen und Formen auftreten, reich und arm, bescheiden und arrogant, reuig und eiskalt. Aller

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